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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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dazwischen, auf der ganzen Breite technischwissenschaftlicher Entwicklung, gab es so gut wie nichts.
    Ming dagegen ließ sich durch die Sorgen des Präsidenten Aksit dazu verleiten, seine planetologischen Erkundungen auch auf den Streifen zwischen Salzseen und Gebirge auszudehnen, der die Grenze zwischen der Kolonie und dem Machtbereich des Iskatoksi bildete.
    Da wurde eines Tages überraschend Utta abberufen. Raja brauchte ihre Hilfe.
     
    Auch Raja hatte in den letzten Wochen eine umfangreiche Arbeit geleistet. Sie war nicht mehr so isoliert bei Hofe. Als sie nach und nach, immer in Abständen von drei bis vier Tagen, die Saphire auslieferte, wandelte sich auch das Verhalten des Iskatoksi ihr gegenüber, und er gab sich liebenswürdig. Zwar ließ sie sich nicht täuschen, dennoch hatte das bessere Einvernehmen Folgen: Die Version, der Omikron sei der Gesandte, wurde aufgegeben, und Raja wurde nun auch zu Gesprächen mit vielen anderen Würdenträgern eingeladen. Sie mußte freilich immer auf der Hut sein, und das war sehr anstrengend. Erholsam waren nur die Gespräche mit Kisa, in denen er nicht ohne ihre geistige Hilfe nach und nach so etwas wie ein Programm für die Opposition und die Rebellen entwickelte, das im wesentlichen auf Reformen hinauslief: eine Art Ständeparlament sollte eingeführt werden; jeder Pak sollte das Recht haben, seine Tätigkeit zu wechseln; die Ausbildung der jungen Paksi sollte vielseitiger und teilweise in öffentlichen Schulen erfolgen – und natürlich sollten alle Rebellen begnadigt werden.
    Mehr als Denkanstöße gab Raja allerdings nicht, denn ein bißchen beklommen war ihr dabei doch zumute. All diese Reformen mochten zwar einen Fortschritt darstellen, führten aber eben doch nur wieder zur Ausbeutung, zu verschärfter Ausbeutung sogar. Aber anders ging es ja nicht.
    Wenn auch nicht freundschaftlich, so doch freundlich entwickelten sich die Beziehungen zum Götterboten, der ihren Verstand ebenfalls zu schätzen schien. Raja wartete jedoch zunächst vergeblich darauf, daß der Götterbote auf das Thema der technischen Hilfe zurückkam. Statt dessen diskutierten sie gesellschaftliche Fragen. Für den Götterboten mochten diese Unterhaltungen anregend sein, für Raja jedoch waren sie viel mehr. Sie gewann einen Überblick über die Struktur der „neuen Götter“ – es handelte sich, wie sie mehr und mehr erkannte, tatsächlich um eine seltsame Mischung aus nüchternem ökonomischem Monopol und kultisch-geheimnisvoller Priesterschaft. Die Götter hätten Münzen eingeführt, führte der Bote aus. Darin liege die Zukunft, was sich in gewisser Weise schon in der Kolonie abzeichne. Auch hier müsse das nach und nach durchgesetzt werden. Der einzelne Pak müsse seine Tätigkeit frei wählen können.
    „Wählen unter den Tätigkeiten, für die die Götter bereit sind, Münzen zu geben?“ fragte Raja.
    „Ja, gewiß“, erwiderte der Götterbote mit entwaffnender Offenheit, „wie soll sonst gewährleistet werden, daß das Notwendige getan und das Überflüssige nicht getan wird?“
    Was sollte Raja darauf antworten. Es gab eben in diesem Entwicklungsstadium keinen anderen Weg.
    Raja erkannte jedoch an diesem Punkt der Unterhaltung, daß die Vorstellungen Kisas und seiner Opposition gar nicht so sehr verschieden von denen der neuen Götter waren. Sie liefen auf etwas hinaus, das sich – nach Tondos Meinung – entfernt mit einer konstitutionellen Monarchie vergleichen ließ. Sie überlegte, ob es nicht von Nutzen sei, eine Annäherung zwischen Kisa und dem Götterboten anzubahnen, und sie entschloß sich, den Boten auf diese Übereinstimmung der Ansicht hinzuweisen.
    „Wir verfolgen Fürst Kisas Weg“, sagte der Götterbote. Nach einigem Zögern setzte er hinzu: „Im stillen fördern wir ihn. Aber das ist nur für Sie bestimmt.“ Er machte eine abschließende Handbewegung. Dann aber überraschte er Raja mit der Einladung, die Schöpfungsstätte der Paksiseelen zu besichtigen.
    Raja bat, Utta mitbringen zu dürfen, die die technische Hilfe dann realisieren würde, und das wurde ihr gestattet.
    Zwei Tage später war es soweit. Der Ort war ein Felsmassiv in der Wüste, vom Hof des Iskatoksi etwa fünfzig Kilometer entfernt.
    Utta holte Raja mit dem Schweber ab, und sie nahmen – nach Absprache mit dem Raumschiff – auch den Götterboten mit. Sie waren sich darüber einig geworden, daß es nicht schaden konnte, dieser offenbar mächtigsten Kräftegruppierung der Paksi einen

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