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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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man aber am besten Bescheid. Da fällt einem die kleinste Veränderung auf.“
    „Du hast recht“, gab Hellen zu. „Aber ich sage ja nicht, daß meine Phantasien den Sachverhalt treffen oder auch nur streifen. Wir brauchen jedoch eine Linie in unserem Vorgehen, die auch solche Möglichkeiten berücksichtigt. Und du siehst wohl ein, daß man so etwas nicht mit den jungen Leuten diskutieren kann. Ja, rein theoretisch wohl, aber nicht, wenn vielleicht praktisches Verhalten davon beeinflußt wird.“
    Ming lachte. „Raja würde nur den Kopf schütteln. Utta wäre begeistert. Tondo – na, der würde rückständige Gedanken aus der Klassengesellschaft darin wiederfinden. Und Juri…“
    „… würde gähnen“, schloß Hellen. „Ich freue mich, daß du mich in diesem Punkt verstehst. Ich traue mir wohl zu, sie alle zu überzeugen, aber eben das dürfte ich auf keinen Fall, weil ich sie möglicherweise in eine falsche Richtung schicken würde. Und das wäre noch viel schlimmer. Ich bin ganz schön in der Zwickmühle.“
    „Und trotzdem ist der Ausweg einfach“, sagte Ming. „Ich wundere mich, daß du ihn nicht siehst.“
    „Zeig ihn mir“, bat Hellen.
    „Die allgemeine Regel, die für mit uns vergleichbare Gesellschaften gilt, ist offenbar auch für solche utopischen Gesellschaften richtig, wie du eben eine ausgemalt hast, und sie besagt: so wenig wie möglich Wirkungen ausüben, so wenig wie möglich verändern, in ablaufende Prozesse nicht eingreifen. Das Prinzip der kleinsten Einwirkung.“
    Hellen lächelte müde. „Ja, sicher, aber das ist eine allgemeine, richtungslose Verbotstafel. Und nun setze solch ein Prinzip mal durch bei unseren forschungsdurstigen Leuten.“
    „Wir haben aber keine anderen“, sagte Ming trocken.
     
    Raja kam wie ein großer Vogel über das Tal geschwebt. Bis zu ihrer Ankunft hatte sich nicht allzuviel getan bei den weißbekittelten Robotern. Sie bewegten sich im Tal hin und her, und ihre Bewegungen waren immer unverständlicher, scheinbar immer sinnloser geworden. Sie bildeten mal ein Rechteck, mal eine gerade Linie, mal einen Bogen, bewegten sich in diesen Formationen hierhin und dorthin, lösten sie auf und bildeten neue – die einzige Erkenntnis, die aus all diesem Unsinn zu ziehen war, bestand darin, daß einer von ihnen wohl eine Art Leitgerät war: Er gab akustische Steuerbefehle, die von den anderen ausgeführt wurden.
    Während Raja den Ersatzreaktor einbaute – den Ausbau hatte Tondo erledigt –, berichtete sie, daß sie die Roboter, die das Raumschiff überfallen hatten, unterwegs im Wald gesehen hatte. Sie kamen hierher zum Tal.
    „Das heißt also, daß die hier auf die Räuberbande warten“, sagte Tondo.
    „Auf was?“ fragte Utta verwundert. Aber Tondo antwortete nicht, er war in Nachdenken versunken.
    „Laß ihn“, sagte Raja, „ihm scheint irgend etwas im Kopf herumzugehen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Räuberbande.“
    „Wird wieder irgend so ein historischer Vergleich sein“, brummte Juri, „ein Experte hat ja immer solche kuriosen Ausdrücke.“ Er wandte sich an Raja. „Hast du den zerstörten Roboter auseinandergenommen?“
    „Hab ich“, sagte Raja kurz. Es gefiel ihr nicht, daß Juri so geringschätzig über Tondo gesprochen hatte.
    „Ich frage nicht ohne Grund“, sagte Juri gleichmütig. „Immerhin können jeden Moment ein paar von diesen Burschen hier um die Ecke kommen, und dann wäre es gut, zu wissen, wie sie beschaffen sind.“
    Utta betrachtete nachdenklich Tondo, blickte dann unsicher zu Juri. Aber ehe sie etwas sagen konnte, wurde sie von dem gefesselt, was Raja zu berichten hatte.
    „Es hat auf der Erde ganz ähnliche Systeme gegeben, und zwar beim Übergang von der Automation zu den selbststeuernden Industriekomplexen, wie wir sie heute kennen. Die Roboter haben damals unmittelbar menschliche Arbeiten übernommen, hauptsächlich Wartung, Reparatur und Umstellung, darum waren sie ja auch äußerlich menschenähnlich. Bloß daß die hier nicht von der Erde sind, sie bestehen aus hiesigem Material. – Reich mir doch mal den Dreizehnerlaser rüber! Danke. – Ming zieht daraus den Schluß, daß die, welche diese Roboter gebaut haben, auch menschenähnlich sein müßten.“ Sie schüttelte mißbilligend den Kopf.
    „Was haben die Roboter für einen Antriebsmechanismus?“ wollte Juri wissen.
    „Analogmuskeln“, antwortete Raja, „kennen wir auch aus unserer Entwicklung. Bündel von elektroplastischen Kunstfasern. Wenn man

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