Die blaue Sonne der Paksi
immer noch parallel zum jenseitigen Rand des Spalts.
Utta hielt den Atem an. Zwar hatte sie in der Ausbildung auch mit dem Wagen trainiert, aber so etwas hätte sie sich nie zugetraut. Sie verstand nur nicht, warum Tondo noch zögerte – die Weißkittel rückten immer näher.
Jetzt ging Tondo hart an den Rand des Spalts, legte sich dorthin, die Fernsteuerung vor sich, beide Hände auf den Steuersensoren und den Blick fest auf den Wagen gerichtet.
Der Wagen drehte sich hart um, stand nun frontal zum Spalt. Der erste Weißkittel war noch zehn Schritte davon entfernt. Scheinbar unbeholfen setzte sich der Wagen in Bewegung. Es sah aus, als ob er sich duckte, aber jetzt durchschaute Utta Tondos Vorhaben. Die ausgefahrenen Räder berührten den Boden, er rollte, wurde immer schneller, gewann viel mehr Tempo, als es mit den Stelzen möglich gewesen wäre, die Vorderstelzen waren schräg nach vorn oben gereckt, die Hinterstelzen nach vorn, dicht über dem Boden… Da, am Spalt, setzten die Hinterstelzen auf, hebelten den Wagen hoch, er schoß über den Einschnitt, die Vorderstelzen griffen zu, irgend etwas krachte – aber der Wagen befand sich nun diesseits.
Mittags tauchte die erste Welle der Roboter beim Raumschiff auf. Ohne Stockung zogen sie auf das Raumschiff zu, so als täten sie das jeden Tag oder hätten es zehnmal geübt. Dabei sahen sie doch diese gigantische Linse auf ihren drei dünnen Teleskopbeinen zum erstenmal. Aber Überraschung zeigen war wohl den Robotern fremd, das war den Menschen schon öfter aufgefallen.
Kurz vor dem Raumschiff teilte sich die Kolonne, und bald darauf war das Raumschiff von allen Seiten eingeschlossen. Aber die Roboter blieben nun nicht stehen, sondern marschierten weiter, immer im großen Kreis um das Raumschiff herum. „Es ist an der Zeit“, sagte Ming.
Juri schaltete die Gravigeneratoren ein. Einen Augenblick lang flimmerte es auf den Schirmen, dann wurde das Bild wieder klar. Ein abschirmendes Schwerefeld hatte sich um das Raumschiff gelegt.
Juri und Raja saßen an den Pulten, Juri an den Effektoren und Raja an den Sensoren. Ming stand in der Mitte am Stereotisch, auf dem das Geschehen plastisch, wenn auch stark verkleinert, wiedergegeben wurde.
Hellen hatte ihm die Leitung übertragen und beschränkte sich auf das Beobachten und Durchdenken der Vorgänge. „Raja, Abschnitt Nord!“ rief Ming jetzt.
Raja schaltete. Auf dem Bildschirm sah sie, daß eine weiter außen marschierende Kolonne der Roboter irgendwelche Gerätschaften hob, und plötzlich ertönte ein mörderischer, aber offenbar rhythmisch gegliederter Krach.
Die vier sahen sich verblüfft an. „Musik!“ sagte Juri schließlich.
Ming verlor auch in diesem Augenblick das Geschehen nicht aus dem Auge. „Achtung, Abschnitt West!“ rief er.
Ein Roboter trat vor die marschierende Kolonne, ein Blatt in der linken Hand, und las, mit der Rechten gestikulierend, etwas vor, laut und an das Raumschiff gewandt. Dann zog er sich zurück.
Alle warteten gespannt, was nun geschehen würde. Denn irgend etwas mußte geschehen, irgendeinen Sinn mußte diese Mitteilung, die sie noch nicht verstehen konnten, schließlich haben.
Eine gute Viertelstunde verstrich, während der die Roboter unermüdlich im Kreis herummarschierten. Danach ertönte eine Art Hupe. Aus jeder Hunderterkolonne scherten die letzten zwanzig aus und richteten das Rohr, das sie bisher getragen hatten, auf das Raumschiff.
Ein merkwürdig gemischtes Gefühl überkam die vier Sternenfahrer. Selbstverständlich war das Raumschiff für die Roboter unbezwingbar, und in dieser Hinsicht waren ihre Aktionen eigentlich lächerlich. Aber keinem der vier war zum Lachen zumute. Die Drohung, wenn auch wirkungslos, war eben doch eine Drohung. Und dann war da dieser absurde Widerspruch: Die Roboter, hochkomplizierte Produkte einer langen technisch-wissenschaftlichen Entwicklung, waren mit primitiven Geräten und Waffen ausgerüstet.
Wieder ein Hupton, und aus allen Rohren zischte ein kurzer Flüssigkeitsstrahl auf das Raumschiff zu. Er prallte auf die Gravitationshülle und triefte daran herab, wodurch das Bild für kurze Zeit verschwamm.
Offenbar gaben sich die Roboter mit einer Salve nicht zufrieden, denn man konnte am ungestörten Holobild verfolgen, wie die Rohre nachgeladen und wieder abgefeuert wurden. Es dauerte fast zehn Minuten, ehe die Bespritzung abgebrochen wurde und die Bilder auf den Schirmen sich wieder klärten.
„Das gleiche Prinzip wie bei
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