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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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brauchte er noch mehr Argumente und Fakten. Aber er versuchte doch, die Gedanken der anderen in diese Richtung zu drängen. „Diese Roboter kamen aus der Wüste, nicht wahr?“ fragte er. Man bejahte.
    „Ist überhaupt der geeignetste Aufenthalt für sie“, meinte Tondo, so als fiele ihm das gerade ein, „kein Wasser, keine Tiere, aber Sonnenenergie von morgens bis abends. Die Wüste haben wir am wenigsten beachtet, deshalb haben wir auch nichts von ihnen bemerkt. Fünftausend Roboter! Und wo die gesteckt haben, da stecken noch mehr.“
    „Du möchtest sie wohl suchen?“ fragte Hellen lächelnd.
    Tondo schüttelte den Kopf. „Ich nicht“, sagte er. „Ich möchte die einzigartige Gelegenheit, daß wir sie unmittelbar unter uns haben, nutzen, um ihre Sprache zu studieren. Aber gesucht werden müßte schon.“
    „Tondo gibt sich listig“, kommentierte Raja, „ich wette, er hat bereits genaue Vorstellungen, wo und wonach wir suchen sollen!“
    „Ich fühle mich ertappt“, gestand Tondo.
    „Na, dann schieß schon los“, sagte Raja, „mal sehen, ob wir übereinstimmen. Wir haben nämlich inzwischen auch nachgedacht.“
    „Also“, sagte Tondo und wählte sich ein Getränk, „diese Masse von Robotern kommt bestimmt nicht aus einem Raumschiff. Wozu sollte ein Raumschiff so viele Roboter mitführen? Selbst wenn wir mal hier unsere Basis errichten sollten für den Aufbau der extragalaktischen Funkstation, werden wir nur die nötigsten Arbeitsmaschinen mitbringen und alles übrige hier produzieren. Gehen wir also einmal davon aus, daß die Roboter hier hergestellt werden, ich meine nicht nur auf diesem Planeten, sondern hier in der Nähe. Die Roboter bestehen hauptsächlich aus komplizierten Plast- und Glasverbindungen. Also chemische Produktion. Das Bergwerk war der Anfang davon, aber für die chemische Produktion braucht man vor allen Dingen Wasser. Das gibt es am Gebirgsrand, da jedoch haben wir nichts gefunden. Und dann existiert noch Wasser in den Salzsümpfen im Osten. Also müssen wir dort suchen, wo die Wüstenberge nahe an die Salzsümpfe heranrücken. Und was denkt ihr?“
    „Das gleiche“, sagte Raja. „Und dort werden wir wohl auch die Produzenten finden.“
    „Ja, das glaube ich auch“, sagte Tondo. Doch zugleich war ihm klar, daß ihre so vollkommene Übereinstimmung nur scheinbar war. In Wirklichkeit maßen sie dem Wort Produzenten ganz verschiedene, geradezu gegensätzliche Bedeutungen zu.
    Trotzdem freute sich Tondo über Rajas Unterstützung, hatten ihre gegensätzlichen Hypothesen doch wenigstens eines gemeinsam: daß sie aktivere Forschung verlangten.
    Zu Tondos Überraschung verlangte jedoch auch und gerade Hellen dasselbe, wenn auch, wie sich zeigte, aus einem dritten Grund. „Wir sollten mit aller Energie“, sagte sie, „Kenntnisse darüber sammeln, was hier vorgeht. Und nicht nur das. Wenn wir unsere Lebenserhaltungssysteme auf die zusätzliche Reisezeit umstellen und weiteren Treibstoff gewinnen wollen, können wir das nicht gegen diese Roboter und ihre Erzeuger tun – deshalb müssen wir mit ihnen zu einer Verständigung kommen.
    Tondo hat recht, die Sprache ist das wichtigste, die hier lagernden Roboter sind also seine Aufgabe. Utta sollte morgen mit dem Fata-Morgana-Gerät alle Wüstenberge absuchen. Ming verlegt seine planetologischen Untersuchungen in die Wüste, vorerst wird das gespeicherte Material einschließlich dessen, was Utta morgen sammelt, genügen. Raja und Juri nehmen den Schweber und starten vor Sonnenaufgang, Zielgebiet ist der Übergang zwischen Wüste und Salzsümpfen – tagsüber aus großer Höhe beobachten, nachts geeignete Objekte untersuchen. Aber immer“, sie hob die Stimme, „immer nach dem Prinzip der kleinsten Einwirkung. Kontakte vermeiden wir vorläufig, ein Eingreifen wie heute das von Utta erst recht. Wenn auch ihre Motive gewiß anerkennenswert waren.“ Sie nickte ihr zu. Dann ergänzte sie noch: „In den nächsten Tagen werden wir uns dann noch einmal mit der Kuppel beschäftigen. Noch Fragen? Zusätze?“
    „Ich dachte, dies ist eine Abendmahlzeit“, sagte Ming, „aber wenn wir einmal dabei sind – in der Bordkristallothek ist ein Buch aus der Altgeschichte, ich möchte es allen zum Studium empfehlen. Es heißt: ‚Die Räuber vom Liang Schan Moor‘.“
    Utta fühlte sich von Hellens Bemerkung mehr getroffen, als sie vermutet hätte, obwohl das doch nicht einmal eine Kritik, sondern höchstens eine sehr glimpfliche Erwähnung

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