Die Bleiche Hand Des Schicksals
auf, um zu kuscheln oder um sich ein Glas Wasser zu holen wie Lu… sie bremste sich.
In ihrem Schminkspiegel kontrollierte sie ihr Aussehen. Sie suchte nach etwas, das sie verraten würde: einen blauen Fleck oder Blutspritzer. Nichts. Sie war erstaunt, wie normal sie wirkte. Keine verräterischen Spuren der Schuld. Sie war nicht mal bleich, wie man hätte erwarten können. Nun, nicht nach der ganzen Schlepperei und dem Putzen.
Sie zog eine Hose von Jon über ihr Kleid und stopfte es den zu weiten Bund. Dann schlüpfte sie in einen seiner Mäntel, setzte seine Mütze auf ihren Kopf und nahm im letzten Moment seine Brieftasche von der Kommode und schob sie in die Manteltasche.
Am Fuß der Treppe blieb sie stehen. Atmete tief ein. Stellte sich Solace in ihrem Bett vor, ihre runden Wangen im Schlaf immer noch wie die eines Babys. Dann schaltete sie die Außenbeleuchtung ein und verließ das Haus.
Sie knallte die Tür zu. Sie klimperte mit den Schlüsseln und knallte auch die Autotür laut zu, tat alles, um Aufmerksamkeit auf ihre Jon-Imitation zu lenken. Sie ließ den Wagen an und setzte rückwärts aus der Garage, schaltete in den ersten Gang und rollte die Ferry Street hinunter zum Fluss.
Sie bog rechts ab, dann wieder rechts, die Wharf Street hoch. Am Ende der Wharf Street lag der neue Friedhof. Seine Tore waren geschlossen und verriegelt wie jeden Abend nach Sonnenuntergang, aber links davon, außerhalb des Friedhofsgeländes, führte eine kurze Auffahrt zum Geräteschuppen eines Bestattungsunternehmers. Sie parkte den Wagen neben dem Schuppen und stellte den Motor ab.
Dies war der gefährlichste Teil ihres Plans, der Teil, bei dem sie sich in die Hände Gottes begab, der nicht bemerkenswert gütig zu ihr gewesen war.
Sie streifte Hut, Mantel und Hose ab und warf sie nach hinten, auf die reglose, in das Tuch gehüllte Gestalt. Sie glitt aus dem Wagen, drückte die Tür vorsichtig zu, bis sie das Einrasten des Schlosses hörte. Sie schlüpfte aus den Schuhen und rannte auf Strümpfen so schnell sie konnte, bis sie das Ende der Ferry Street erreichte. Sie flog den grauen, kiesigen Bürgersteig entlang, und als sie in Rufweite ihres eigenen Hauses angekommen war, stieg sie wieder in ihre Schuhe und ging nach Atem ringend zum Haus ihrer Nachbarin.
Auf ihr Klingeln erschien Mrs. Creighton. »Ach, Mrs. Ketchem. Was machen Sie denn hier? Ist alles in Ordnung?«
Jane presste die Hand an die Brust. »Ich fürchte, Jonathon und ich haben uns gestritten«, sagte sie. »Er ist in einem Wutanfall davon, und ich bin rausgerannt, um ihn zu überreden, dass er zurückkommt, aber ich habe weder Haut noch Haar von ihm gesehen. Sie haben nicht zufällig mitbekommen, als er losgefahren ist?«
Da Mrs. Creighton eine ältere Dame war, die abends am liebsten vor dem Radio saß, war Jane nicht erstaunt, als sie erwiderte: »Nein, Liebes, habe ich nicht. Möchten Sie hereinkommen und sich einen Moment setzen? Sie sehen ganz durcheinander aus.«
Jane stieß einen schweren Seufzer aus, der ihr fast den Atem nahm. »Wie spät ist es?«
Mrs. Creighton trat von der Tür zurück und spähte auf eine große Kuckucksuhr, die an der Wand hing. »Gerade neun Uhr durch.«
»Ich gehe lieber nach Hause. Mein Mädchen ist ganz allein. Vielleicht backe ich ein paar Kekse, die kann er essen, wenn er zurückkommt.«
»Ein Friedensangebot.« Mrs. Creighton lächelte, wobei sich ihr ganzes Gesicht in Falten legte. »Das ist ein netter Gedanke.«
»Gute Nacht, Mrs. Creighton. Entschuldigen Sie die Störung.«
»Sie stören nie, meine Liebe. Schicken Sie morgen Ihr kleines Mädchen rüber. Ich habe Osterbrötchen gebacken, sie soll ihren Anteil kriegen.«
Jane dankte ihr, ging den Bürgersteig hinunter bis zu ihrer Haustür, an der seit Jonathons »Abfahrt« die Lampe brannte. Sie hatte keine Zeit zu verlieren.
Sie raste nach oben und streifte ein warmes Wollkleid über ihren Kittel. Sie zog ein zusätzliches Paar warme Wollstrümpfe an und holte ihre Winterstiefel aus dem Schrank. Unten nahm sie Mütze und Handschuhe aus der aufklappbaren Sitzbank neben der Haustür und stopfte ihre Haare unter die Baskenmütze. Am Küchenherd blieb sie stehen, schürte das Feuer und legte drei weitere Scheite auf, ehe sie die Klappe schloss. Wenn sie es vor Tagesanbruch nach Hause schaffte, müsste noch Glut vorhanden sein.
Sie ging hinaus auf die hintere Veranda, aber statt sich durch das Plumpsklo davonzumachen, stieg sie die Stufen hinab in den Garten.
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