Die Bleiche Hand Des Schicksals
als wollte sie sagen: Sehen Sie, wogegen ich ankämpfen muss? »Ich verschwinde lieber«, meinte sie. »Ich kann keinen weiteren Ärger mit der Polizei gebrauchen.« Sie streifte einen Fäustling ab, kramte in ihrer Parkatasche und förderte eine Visitenkarte zutage. »Sie scheinen eine intelligente, nachdenkliche Frau zu sein. Hier ist meine Nummer. Wenn Sie mehr darüber wissen wollen, rufen Sie mich an.«
Sie klemmte sich das Plakat unter den Arm und lief den Bürgersteig hinab.
Clare schaute auf die Karte. Auf einer Seite war eine Reihe farbgesättigter Handabdrücke. Die Aufschrift lautete: DEBORAH CLOW, KÜNSTLERIN.
Die Künstlerin selbst blieb auf halbem Weg zur Straßenecke stehen. »He, wie heißen Sie?«, rief sie.
»Clare Fergusson«, sagte Clare laut. Sie konnte es genauso gut zugeben. Sie zog den Reißverschluss ihres Parkas hinunter, so dass ihr Kragen deutlich zu erkennen war. »Pastorin von St. Alban’s.«
Debba Clow grinste und riss die Arme hoch. »Riesig«, jubelte sie. »Ich wusste, dass Gott auf meiner Seite ist.«
Anders als die Klinik, hatte der Sitz der Historischen Gesellschaft, ein prunkvolles Gebäude im italienischen Stil, keine sichtbaren Konzessionen an das einundzwanzigste Jahrhundert gemacht. »Ich weiß«, sagte die Direktorin Roxanne Lunt, als Clare sie darauf ansprach. »Wir verstoßen gegen das Gesetz, weil wir nicht behindertengerecht ausgestattet sind. Im Augenblick versuchen wir, einen Zuschuss zu bekommen, um einen mit der Architektur harmonierenden Behindertenzugang bauen zu können. Gott schütze uns, falls wir gezwungen werden, so eine Monstrosität wie nebenan anzubauen. Wir halten den Ball flach und beten, dass uns niemand verklagt.«
Roxanne Lunt war eine gepflegte, gutgenährte Frau, deren aschblonde Strähnchen einen Beweis für die Kunstfertigkeit ihres Friseurs lieferten. Sie war entzückt, Clare kennenzulernen, und ekstatisch, als Clare sich bereit erklärte, während der Fastenzeit jeden Samstagnachmittag auszuhelfen. Clare machte Roxannes Begeisterung fast ein wenig verlegen, bis sie Gelegenheit hatte, sie bei der Führung durch das historische Gebäude zu beobachten, und feststellte, dass Roxanne sich für alles begeisterte. Ihre hohen Absätze klapperten mit unermüdlicher Energie durch die öffentlich zugänglichen Räume, während sie leidenschaftlich über geförderte Studien, Katalogisierungen, Denkmalschutz, Architektur und Inneneinrichtung redete. Und das waren nur Salon, Wohnzimmer und Küche.
»Ich bin die einzige Festangestellte«, sagte Roxanne, als sie die drei Treppen zu den Lagerräumen der Sammlung hinaufstiegen. »Deshalb brauchen wir so dringend Freiwillige wie Sie.«
»Arbeiten Sie ganztags?«, fragte Clare, deren Tagtraum vom einsamen mönchischen Katalogisieren sich angesichts der rohen Energie des Wirbelsturms Roxanne in nichts auflöste.
»O nein, nein. Sie können es sich nicht leisten, mich ganztags einzustellen. Wenn ich von dem hier leben müsste, wäre ich bettelarm. Ich arbeite hier zwanzig Stunden die Woche zum Vergnügen und die übrige Zeit als Maklerin, um Geld zu verdienen.« Sie blieb vor dem Ölgemälde eines magenkrank aussehenden Mannes in schwarzer Richterrobe stehen. »Jacob DeWeese. Das war sein Haus. Seine Tochter vermachte es der Historischen Gesellschaft.« Sie kraulte ihm mit einem lila lackierten Fingernagel das gemalte Kinn. »Man nannte ihn den ›Galgenrichter‹.«
»So sieht er auch aus.«
»Die Leute sind immer überrascht, wenn sie hören, was ich mache.« Roxanne stieg weiter die Treppen hoch. »Ich bin so leidenschaftlich an der Erhaltung historischer Gebäude interessiert, dass sie nicht glauben können, dass ich Häuser verkaufe, um Leib und Seele zusammenzuhalten.«
»Ich glaube es«, sagte Clare.
Roxanne zog eine Visitenkarte aus der Rocktasche und reichte sie Clare. Das musste ihr Nummernsammeltag sein. »Natürlich sind Sie mit Ihrem entzückenden Haus im Stil des Dutch Revival nicht auf meine Dienste angewiesen. Es gehört Ihrer Kirche, richtig?«
Clare nickte.
»Nun, richten Sie dem Kirchenvorstand aus, dass ich es ihnen abnehmen und zu einem guten Preis verkaufen kann, falls sie jemals Geld brauchen sollten. Ich könnte eine nette kleine Eigentumswohnung für Sie besorgen, nicht zu weit von der Stadtmitte entfernt. Und sie wäre wesentlich günstiger im Unterhalt als dieses große Haus.«
Clare stellte sich das leckende Dach von St. Alban’s vor, das man angesichts der
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