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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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zurückgezogen hatte. Sie waren Kobra und Mungo ihrer Gemeinde.
    »Tut mir leid, dass ich zu spät komme, warum setzen wir uns nicht und fangen an?« Clare ließ sich in eine Bank auf der anderen Seite des Schiffs gegenüber dem Krisengebiet fallen. Sie wartete, bis sich alle sechs Vorstandsmitglieder in die Nähe der mit Planen verhüllten Bänke gesetzt hatten, und sagte dann: »Lasst uns beten.«
    »Himmlischer Vater, du hast uns mit vielen Gütern gesegnet und sie unserer Obhut anvertraut. Ein schönes Haus der Andacht, eine eng zusammenhaltende Gemeinde und einen gewissen Wohlstand. Du hast intelligente, leidenschaftliche Menschen voller Hingabe heranwachsen lassen, um unsere Gemeinde zu führen. Im Gegenzug, Herr, erwartest du, dass wir unsere Kräfte wohlüberlegt einsetzen und immer daran denken, dass wir nichts aus Selbstgefälligkeit tun, sondern zum Ruhm deines Namens. Amen.«
    Gemurmelte »Amen« antworteten ihr.
    »Okay«, sagte sie. »Wie ich sehe, haben Sie sich bereits einen Überblick verschafft.« Die Gruppe reagierte mit einem widerwilligen Stöhnen. »Ich weiß, dass die Frage, was mit dem Dach passieren soll, schon früher« – sie zögerte, versuchte, eine taktvolle Formulierung zu finden – »intensiv diskutiert worden ist. Meine Herren, meine Dame«, sie nickte der silberhaarigen Mrs. Marshall zu, der einzigen Frau im Vorstand, »die Zeit des Diskutierens ist vorüber. Wir müssen etwas unternehmen, bevor das Dach des Seitenschiffs uns unter sich begräbt.«
    »Ganz meine Meinung«, sagte Robert Corlew.
    »Ich denke, wir stimmen alle überein, dass die architektonische Authentizität von St. Alban’s Priorität hat«, fuhr sie fort. Sterling Sumner strahlte sie an und rückte seine englische Schulkrawatte – ein affektiertes Accessoire, das er das ganze Jahr über trug – auf eine Weise zurecht, die eine rüde Geste in Richtung Corlew andeutete. »Am Ausmaß des Schadens können wir erkennen, dass wir nicht länger über eine einfache Reparatur sprechen. Ich bin sicher, dass Robert und Sterling wesentlich mehr davon verstehen als ich, aber es sieht aus, als müssten wir einige der Holzarbeiten innen entfernen und ersetzen. Nur Gott weiß, was wir mit der Fenstereinfassung machen müssen, um das Buntglasfenster zu sichern. Historische Genauigkeit bedeutet in diesem Fall hochwertige Schreinerarbeit, einen Experten für Fensterrestaurierungen und handgefertigte Holzschindeln für das Dach.«
    »Das wird teuer. Sehr, sehr teuer.« Terence McKellan tätschelte seinen ausladenden Bauch, als wolle er sehen, ob er noch ein paar Münzen übrig hätte. Der Vizepräsident der AllBanc-Kreditbank war Schatzmeister von St. Alban’s.
    »Wir haben gegenüber zukünftigen Generationen die Verpflichtung, St. Alban’s zu erhalten«, sagte Mrs. Marshall.
    »Wir haben auch die Verpflichtung, mit unserem Geld sparsam umzugehen«, sagte Robert Corlew. Er hob die Hand, als wollte er sich seine ungewöhnlich dicken Haare raufen, ließ sie aber wieder sinken. Clare, die seit einem Jahr herauszufinden versuchte, ob er eine Perücke trug oder nicht, ordnete die Geste in ihrem geistigen Ordner unter die Indizien für ein Toupet ein.
    Norm Madsens blassblaue Augen blickten nachdenklich in die Ferne. »Vielleicht könnten wir uns eine schnelle, billige Lösung ausdenken, die das direkte Problem behebt, und dann Geld für das schönere Dach sammeln.«
    »Norm, bei einem Loch dieser Größe gibt es keine schnelle und billige Lösung«, sagte Terry.
    Clare stand auf. »Leute, das wird nur wieder zu einer Wiederholung sämtlicher Diskussionen über das Dach, die wir seit meiner Ankunft in dieser Gemeinde geführt haben. Ich beantrage eine Abstimmung.«
    »Eine Abstimmung?«, wiederholten mehrere Stimmen.
    »Eine Abstimmung, ja oder nein. Entweder eine große, teure, historisch korrekte Ausführung mit allen Schikanen oder ein finanzierbarer zusammengeschusterter Bau.«
    »Bei Ihnen klingen die Alternativen so attraktiv«, sagte Sterling.
    »Ich stimme für teuer und gründlich«, sagte Clare. »Robert Corlew.«
    »Bezahlbar. Und, ich weiß, …«
    »Nur die Entscheidung, bitte. Mrs. Marshall.«
    »Historisch genau.«
    »Danke. Terry McKellan.«
    Er seufzte. »Ich muss für die billige Variante stimmen.«
    »Sterling Sumner.«
    »Historische Genauigkeit um jeden Preis.«
    »Danke, Sterling. Norm Madsen.«
    Die Miene des älteren Anwalts wurde nachdenklich. Dreißig Sekunden vergingen. Eine Minute. Endlich: »Die

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