Die Bleiche Hand Des Schicksals
mittlerweile thimerosalfreie Impfseren. Aber von dem alten Stoff werden noch große Mengen gelagert, die die Pharmakonzerne entweder vernichten oder« – sie starrte zornig auf das Gebäude – »billig an Kliniken wie unsere verkaufen.«
»Und Dr. Rouse verwendet diese Impfstoffe nach wie vor?«
»Er verwendet sie nicht nur. Er zielt aggressiv darauf, die Kinder aus niedrigen Einkommensschichten zu impfen. Er hat gedroht, Eltern, die sich weigern, ihre Kinder immunisieren zu lassen, beim Gesundheitsamt anzuzeigen. Er behauptet, dass Eltern, die Angst vor den Folgen von Thimerosal haben, ihre Kinder vernachlässigen!«
Es dämmerte ihr. »Sie meinen, Eltern wie Sie?«
Die Frau stellte sich noch breiter auf den Bürgersteig. »Wie ich. Mein Sohn hat im Alter von zwei Jahren Autismus entwickelt, nachdem er sämtliche Impfungen bekommen hat, von denen Dr. Rouse sagte, dass er sie haben müsste. Ich habe nie auch nur gefragt, was sie meinem Baby gespritzt haben. Jetzt habe ich wieder eins, und ich will verdammt sein, wenn ich meine Tochter irgendeinem mit Quecksilber verseuchten Serum aussetze.«
»Es tut mir leid«, sagte Clare. »Aber richtet sich Ihr Kampf nicht eher gegen den Betreiber, der die Klinik finanziert? Wenn der Arzt aus Kostengründen ältere Impfstoffe verabreichen muss, sollten Sie dann nicht die Stadt dazu bringen, ihm mehr Geld zu bewilligen?«
»Ich vermute«, hier senkte sie die Stimme, »dass Dr. Rouse persönliche finanzielle Gründe hat, weiterhin das alte Serum zu kaufen.«
Clare sah wieder zur Klinik. Einer der Vorhänge wackelte. »Sie meinen, er wird von den Pharmafirmen geschmiert?«
»Wer weiß das schon?« Die Frau spreizte die Hände in ihren Fäustlingen. »Ich weiß, dass er für einen Mann, der sein Leben lang von der Stadt Millers Kill bezahlt worden ist, ein recht angenehmes Leben führt. Ein großes Haus, alle drei Jahre ein neues Auto, Urlaub in den Tropen – nicht vielen von uns geht es so gut. Ich versuche, ein Referendum durchzusetzen, um den Klinikfonds aufzustocken und die Klinik unter die Kontrolle der Bürger zu stellen. Aber selbst wenn wir mehr Geld bekommen, ist das Budget von den Steuereinnahmen abhängig, und da wird sich frühestens ein Jahr nach dem Referendum etwas ändern. In der Zwischenzeit werden in der Klinik jeden Tag Babys geimpft. Und die Eltern werden so eingeschüchtert, dass sie ihre Zustimmung geben. Es geht nicht nur um Autismus, wissen Sie. Die bakteriellen Toxine in den Impfstoffen können Behinderungen, Entwicklungsstörungen, sogar den Tod bewirken – die Leute haben keine Vorstellung. Die Schwester gibt einem ein Blatt mit einer Menge Kleingedrucktem, während das Baby schreiend auf dem Untersuchungstisch liegt, und sagt, man müsse unterschreiben. Also tut man es.« Sie nahm das Plakat auf die andere Schulter. Clare las: DR. ROUSE EINE GEFAHR FÜR UNSERE KINDER. »Ich wünsche bei Gott, ich hätte mich informiert, ehe ich ihm Skylar anvertraute.«
Ein Pick-up war in eine vereiste Parklücke auf der anderen Straßenseite gefahren und eine Frau und ein kleines Mädchen kamen ihnen entgegen. »Ma’am?«, rief die Demonstrantin, »ist Ihnen klar, dass Dr. Rouse versucht, Ihnen die Entscheidungsfreiheit über die Behandlung Ihrer Tochter zu nehmen?«
Die Mutter blinzelte gegen die Sonne. »Wie bitte?«
Die Tür zur Klinik sprang auf. »Hauen Sie von meinem Bürgersteig ab, Debba Clow! Und lassen Sie diese Frauen in Ruhe!«
Ein stämmiger Mann in den Sechzigern stand im Eingang, rote Flecken im blassen Gesicht, sein weißer Kittel blähte sich, als die kalte Luft an ihm vorbei in den Vorraum strömte.
»Dr. Rouse, nehme ich an«, flüsterte Clare.
»Das ist ein öffentlicher Bürgersteig, und es ist mein gutes Recht, mich hier aufzuhalten«, schrie die Demonstrantin.
»Sie belästigen meine Patienten und geben ohne Zulassung ärztliche Ratschläge.«
»Ich sage ihnen, was Sie verschweigen, Sie Quacksalber!«
Die Flecken auf dem Gesicht des Arztes wurden scharlachrot. »Es reicht! Ich rufe die Polizei! Danach rufe ich die Staatsanwaltschaft an. Ich nehme mir einen Anwalt und verklage Sie wegen Verleumdung!« Er verschwand wieder in der Klinik, die Tür krachte hinter ihm ins Schloss.
Die Demonstrantin, Debba Clow, wirbelte herum. »Wollen Sie Ihr Kind von so einem Mann behandeln lassen?«, fragte sie die Mutter, deren Antwort darin bestand, das Mädchen in ihre Arme zu ziehen und mit ihr die Stufen hinaufzueilen. Debba sah Clare an,
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