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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Stiftung aufgelöst wird, geht das Geld an mich und kann nach meinem Willen verwendet werden. Ich muss sagen, dass ich nie geglaubt habe, die Stiftung würde ewig bestehen, aber es ist ein seltsames Gefühl, jetzt über die Auflösung nachzudenken. Ich habe immer angenommen, ich würde sie in meinem Testament St. Alban’s hinterlassen. Unter den Umständen halte ich es für besser, den Zeitplan vorzuziehen.« Sie trug korallenroten Lippenstift, passend zu ihrem korallenroten Halstuch, und wenn sie lächelte, sah sie aus wie ein im Angesicht der Niederlage wehendes Banner. »Immerhin habe ich bereits in das Fenster investiert. Dann kann ich auch für das Dach und die Mauer aufkommen.«
    »Das Fenster? Das haben Sie gestiftet?«
    »Zum Gedenken an meine Mutter.« Sie runzelte die Stirn. »Oh, Himmel. Ich hoffe, dass die damaligen Arbeiten nicht Teil unseres heutigen Problems sind.«
    Sterling schüttelte den Kopf. »Die Handwerker haben nur das frühere Buntglasfenster ersetzt. Baulich wurde nichts verändert.«
    »Der Vers scheint ziemlich trostlos«, ließ Burns von seinem Platz am anderen Ende des Tisches vernehmen. »Ich hätte gedacht, dass sich die Leute eher aufmunternde Wiederauferstehungstheologie auf ihren Gedenktafeln wünschen.«
    »Tatsächlich?« Mrs. Marshalls höflicher Ton unterstellte, dass zu Geoff Burns’ Vorstellung eines gefälligen Denkmals großäugige Kinder und Hundewelpen gehörten, die um einen blonden Jesus herumtollten. »Ich halte die Klagelieder für äußerst passend.«
    »Zurück zum Thema«, mahnte Clare. »Ich würde gern mehr über die Ketchem-Stiftung wissen. Was ist ihr Zweck? Warum haben Sie sie bis heute nicht angerührt?«
    »Über wie viel Geld reden wir eigentlich?« Robert Corlew beugte sich über den Tisch.
    »Das ist natürlich von den Börsenkursen abhängig«, erwiderte Mrs. Marshall, gerade als Norman Madsen sagte: »Darauf musst du nicht antworten, Lacey«, und Sterling Sumner dazwischenredete: »Ach klar, wenn mit fremdem Geld bezahlt wird, bist du dafür.«
    Schweigen.
    »Zwischen hundertdreißig-und hundertfünfzigtausend Dollar.« Mrs. Marshall sah ihre Beschützer strafend an. »Grob geschätzt.«
    Geoff Burns stieß einen Pfiff aus. »In diesem Fall mag ich es grob.«
    Clare hustete, und McKellan und Corlew schnaubten, aber offensichtlich sagte diese Redewendung Mrs. Marshall nichts.
    »Hat es sich über die Jahre angesammelt, wie bei einem Sparkonto?«, fragte Clare. »Oder wird regelmäßig Geld ausgezahlt?« Ihr kam ein Gedanke, und sie lief rosa an. »Es ist doch nicht … brauchen Sie … sind Sie darauf angewiesen?«
    »Nein, meine Liebe. Die Stiftung wirft ein bescheidenes Einkommen ab, und seit 1973 wird es dazu verwendet, die Kosten der karitativen Klinik zu tragen.«
    Clare hätte überrascht sein müssen, aber nachdem sie über ein Jahr in einer Stadt mit achttausend Einwohnern gelebt hatte, begann sie zu begreifen, dass früher oder später jeder und alles miteinander zusammenhing. Auf die ein oder andere Weise.
    »Als wir noch Pflegeeltern waren, sind Karen und ich ein paarmal in der Klinik gewesen«, sagte Geoff Burns. »Zwei der Mütter, mit denen wir zu tun hatten, wurden dort behandelt. Dr. Rouse leistet gute Arbeit.«
    Clare bemerkte, dass die Adern an Geoffs Hals nicht mehr wie früher hervortraten, wenn er über seine Pflegeelternschaft sprach.
    Vater zu werden – endlich – hatte ihn sanfter werden lassen. Allerdings arbeitete er jetzt auch als Strafverteidiger, deshalb nahm sie an, dass er nicht allzu sanft geworden war.
    »Meine Mutter hat die Klinik gegründet. Das heißt, sie stiftete das Gebäude und das Geld, um es zu unterhalten. Sie war eine tiefgläubige Christin. Die wohltätigste, die ich je kannte.«
    Der Ausdruck auf Norm Madsens Gesicht ließ Clare mutmaßen, dass er vielleicht anders über Mrs. Marshalls Mutter dachte. »Mr. Madsen«, fragte sie, »wie passen Sie da hinein?«
    »Ich war der Anwalt der verstorbenen Mrs. Ketchem. Ich habe die Besitzübertragungen geregelt, die zur Gründung der Klinik führten. Außerdem habe ich die Dokumente für die Stiftung aufgesetzt.«
    »Mutter wollte sicherstellen, dass die Klinik betriebsfähig bliebe, mir aber gleichzeitig ein Erbe hinterlassen. Wir haben darüber gesprochen, ehe sie starb. Bis heute gab es nichts, was unterstützenswerter als die Klinik schien. Aber«, sie warf die Hände empor, »dieses Loch! Wir müssen das Dach reparieren lassen, und wir müssen es sofort tun,

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