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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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dranzuhängen, am Pool zu liegen und uns das Essen aufs Zimmer zu bestellen.«
    »Das klingt wunderbar, meine Liebe. Ich bin sicher, dass ihn das aufmuntern wird«, sagte Mrs. Marshall. »Sie melden sich, ja?«
    Die beiden Frauen umarmten sich, und Clare schüttelte Mrs. Rouse die Hand.
    Draußen auf der Treppe blieben sie stehen, um ihre Handschuhe anzuziehen. »Sie sollten ihr zureden, damit sie ihn dazu bringt, einen Arzt aufzusuchen«, meinte Clare. »Auch gefestigte Menschen haben Depressionen. Und Sie müssen zugeben, dass er sich eben sehr seltsam benommen hat. Als könnte er sich nicht entscheiden, ob er sich zusammenrollen und sterben oder kämpfen soll.«
    Mrs. Marshall umklammerte Clares Arm, als sie die eisglatten Stufen hinuntergingen. »Vielleicht«, sagte sie.
    »Sie klingen nicht überzeugt.«
    Auf dem Weg ließ Mrs. Marshall Clare los und öffnete ihre Handtasche, um ihre Schlüssel herauszuholen. »Wir gehören einer anderen Generation an, meine Liebe. Wir stürzen uns nicht gleich auf Stimmungsaufheller, wenn das Leben uns mal einen Schlag versetzt.«
    Clare verdrehte die Augen.
    »Ich werde mit Renee sprechen, wenn sie aus Phoenix zurück sind.«
    »Danke.« Clare angelte ihre Autoschlüssel aus der Parkatasche. »Hoffentlich springt er an.«
    »Oh, ich glaube, es wird schon wärmer.«
    »Klar, sechs Grad minus statt zehn.« Clare begleitete Mrs. Marshall über den Schnee, der sich am Randstein häufte, zu ihrem Lincoln und hielt ihr die Tür auf, während die alte Frau sich hinter das Steuer setzte. »Was sollte denn die Bemerkung darüber, wie gut Sie Ihre Mutter kannten?«, fragte sie.
    Mrs. Marshall schürzte die Lippen. »Meine Mutter war wegen verschiedener tragischer Ereignisse in ihrem Leben, über die sie keine Kontrolle hatte, jahrelang das Opfer vieler Gerüchte. Ich habe schon alle möglichen Versionen ihrer angeblichen Geheimnisse gehört. Ich muss nicht dasitzen und mir anhören, wie Allan Rouse alte Geschichten aufwärmt.« Sie ließ ihren Wagen an. »Wir sehen uns am Sonntag.«
    »Ich werde dort sein.« Clare schlug die Tür des Lincoln zu und ging zu ihrem Shelby. Glücklicherweise sprang er an.
    Auf der Fahrt zurück nach St. Alban’s kam sie an der Klinik vorbei. Im harten Licht der Morgensonne schien sie ihr irgendwie anklagend. Sie bemerkte zum ersten Mal die Inschrift im Granitsturz über dem Eingang, mit dem ursprünglichen Namen: JONATHON-KETCHEM-KLINIK. Sie wünschte, Mrs. Marshall hätte Allan Rouse nicht unterbrochen. Vielleicht hatte die ältere Frau schon alles gehört, aber um ihres eigenen Seelenfriedens willen wollte Clare zu gern wissen, was die Klinik Jane Ketchem bedeutet hatte.

9
    C lare kam nur selten nach Cossayuharie, deshalb fürchtete sie, Debba Clows Haus zu verfehlen. In Cossayuharie schlängelten sich schmale Straßen wie Kuhsteige um wellige Hügel und Weiden, die meisten davon namenlos, und alle führten an Holzhäusern und riesigen Kuhställen vorbei, bis man ganz unvermittelt die Felder hinter sich ließ und sich in den engen Serpentinen der Berge wiederfand.
    »Keine Angst«, hatte Debba am Telefon gesagt. »Unser Haus ist unmöglich zu verfehlen. Wir haben violette Fensterläden.«
    Vom Gipfel eines hohen Hügels, den Zettel mit der Wegbeschreibung zwischen Hand und Steuer eingeklemmt, erblickte Clare das Anwesen der Clows genau dort, wo es laut Debba auch sein sollte, zu beiden Seiten einer Straße am Grund eines engen Tals. Debba hatte die Unmöglichkeit, es zu verfehlen, eher untertrieben.
    Es war ein für Cossayuharie typisches Farmhaus, ein überdimensioniertes, ungepflegtes Gebäude, das sein Leben um 1850 als zweistöckiges Achtzimmerhaus begonnen hatte und dann Stück für Stück nach hinten erweitert worden war, gegen 1870 um eine Veranda, gegen 1890 um eine Küche und in den 1920ern um ein zusätzliches Schlafzimmer. Eher untypisch jedoch waren der rostige psychedelische Bus Baujahr 1960, der im Garten des Clowschen Farmhauses stand, verschiedene Solarzellen aus den 1970ern, etwas, das aussah wie ein Beduinenzelt, und der Anstrich, der sich jeglicher Beschreibung entzog. Die violetten Läden fielen da nicht mehr ins Gewicht. Als Clare in den Leerlauf schaltete und den Shelby den Hügel hinunterrollen ließ – ihre Methode, Benzin zu sparen –, konnte sie das schwarz-gelbe Ziegelmuster des Schornsteins erkennen, die mit selbstgemachten Mosaiken versehenen Türstürze und die gemalten Lianen, die sich an den Verandapfosten emporrankten.

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