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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Flur gefolgt war. »Ich würde es sehr begrüßen, wenn wir uns einmal Zeit nehmen könnten, nur wir zwei, um darüber zu reden, wie sich diese Geschichte auf Sie auswirkt. Ich sehe, dass Ihre Mutter Ihnen eine wunderbare Stütze ist, aber manchmal hilft es, wenn man mit einem Außenstehenden über seine Gefühle spricht.«
    Debba strich mit beiden Händen die Wolke ihres Haars zurück. »Komisch, dass Sie das erwähnen. Ich habe erst kürzlich darüber nachgedacht, wie gestresst ich mich fühle. Und ich glaube, zum Teil liegt es daran, dass ich versuche, für meine Mutter richtig stark und optimistisch zu sein. Sie hat schon genug am Hals, auch ohne dass sie sich um mich sorgen muss. Aber ich muss Ihnen sagen, dass ich nicht besonders gläubig bin.«
    Clare lachte. »Wenn ich nur mit Personen sprechen würde, die besonders gläubig sind, hätte ich jede Menge Freizeit.« Sie stand auf und langte in ihre Rocktasche. »Hier ist meine Karte, im Austausch gegen Ihre. Darauf stehen meine sämtlichen Telefonnummern, obwohl Sie Ihr Glück strapazieren, wenn Sie versuchen, mich auf dem Handy zu erreichen.« Sie zog eine Grimasse. »Ich habe mir letzten Winter eins besorgt, nachdem ich einen Unfall hatte, aber mir war nicht klar, dass ich dank der Berge nur ein Signal empfangen kann, wenn ich auf dem Northway nach Saratoga unterwegs bin.«
    Karen schleppte Cody zurück in die Küche. »Ach, Handys sind hier in der Gegend vollkommen nutzlos. Sie sollten es machen wie Geoff und ich und sich ein Satellitentelefon besorgen. Die sind ein bisschen teurer, aber das ist die Sache wert. So zuverlässig.«
    Clare fing Debbas Blick auf. Sie unterdrückten ein Grinsen.
    »Clare, halten Sie Cody mal, während ich meine Sachen zusammensuche?« Karen schob Clare das Baby in die Arme. Cody lehnte sich zurück, beäugte sie, sah ein Gesicht, das er kannte, und schmiegte prompt seinen Kopf an ihre Schulter. Karen und Debba hatten die Köpfe über ihren Kalendern zusammengesteckt und versuchten einen Termin für ihr nächstes Treffen zu finden. Cody steckte den Daumen in den Mund und begann, das Eichhörnchen rhythmisch quietschen zu lassen.
    Sein Gewicht überraschte Clare immer aufs Neue, seine Festigkeit und Größe. Irgendwie erwartete sie jedes Mal das zerbrechliche, kätzchengroße Bündel, das sie zuerst gesehen hatte, den ehrfurchtgebietenden, angsteinflößenden Gedanken, der ihr damals gekommen war: Das Leben dieses Babys liegt in meinen Händen. Sie fragte sich, ob Mutterschaft sich so anfühlte. Sie fragte sich, ob sie das jemals erfahren würde.
    Etwas zupfte an ihrem Rock. Sie sah hinunter und erblickte ein winziges Mädchen mit zerzausten blonden Haaren, identisch mit Debbas, das sie anstarrte. »Hi«, sagte das Mädchen. »Wie heißt du? Ich bin Whitley. Ich habe eine Ratte. Möchtest du sie sehen?«
    »Whits, Reverend Fergusson möchte deine Ratte nicht sehen«, mahnte Lilly von der Tür zum Spielzimmer. »Benimm dich und sag guten Tag.«
    »Hab ich schon«, sagte Whitley. »Was ist das für ein Ding an deinem Hals? Das ist kein Rollkragenpulli. Ich hab Rollkragenpullis, und die sind weich und kuschelig. Manchmal sind Blumen drauf.«
    »Du hast recht«, erwiderte Clare. »Das nennt man einen Priesterkragen. Ich trage ihn, damit die Leute sehen können, dass ich Priesterin bin. So ähnlich wie ein Polizist, der eine Marke trägt. Wenn ich Cody nicht auf dem Arm hätte, würde ich dir zeigen, wie man ihn im Nacken auf und zu macht. Er ist nicht mal an meinem Hemd befestigt.«
    »Schlau«, sagte Whitley. »Setz das Baby ab und zeig’s mir.«
    »Whitley!«, sagte ihre Mutter und griff nach ihr.
    »Da haben Sie ja ein echtes Unterhaltungstalent«, sagte Clare.
    »Ja, eine Schande, dass sie so schüchtern und zurückhaltend ist.« Debbas Züge wurden weich. »Und hier kommt mein Junge.«
    Das Kind, das Lilly in die Küche folgte, war eindeutig Whitleys Bruder. Sie besaßen dieselbe helle Haut und zarten Züge. Aber während der Blick des kleinen Mädchens fest und durchdringend war, wanderte der ihres Bruders, glitt über die Gesichter hinweg, schien den Staubkörnchen in der Luft zu folgen. Sein Gang war zögernd, er bewegte die Arme vor und zurück wie ein Kind, das versucht, seinen Weg durch eine dunkle, konturenlose Landschaft zu ertasten. Debba kniete nieder und legte die Arme um den Jungen, hielt ihn locker, verankerte ihn im Raum. »Sky, das ist Reverend Fergusson. Kannst du ›hallo‹ sagen?«
    Er war ein schöner Junge.

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