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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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die er gerade gesponnen hatte, in der Luft zerreißen würden, deshalb kam er ihr zuvor und zielte auf ihre Schwachstelle. »Falls er benommen war und einfach losgelaufen ist, haben wir eine Chance, ihn zu retten. Aber uns bleibt nicht viel Zeit. Die Berge sind eine üble Gegend, um sich mitten in einer eiskalten Nacht zu verirren.«
    Was Clare aus erster Hand wusste, da sie im letzten Winter nur knapp einer Unterkühlung und Erfrierungen entgangen war.
    Er konnte die unangenehme Erinnerung in ihrem Blick aufflackern sehen, die, zumindest für den Moment, ihre Zweifel an Russ’ Motiven beiseite schob. Er spürte einen kurzen Anflug von Schuldgefühlen, sprach sich aber mit dem Gedanken frei, dass es immerhin stimmen könnte.
    Debba löste sich aus ihrer schutzsuchenden Haltung und stand auf.
    »Soll ich Ihnen eine Thermoskanne Kaffee machen?«, fragte Clare sie. »Zum Mitnehmen in Ihrem Auto?«
    »Wir fahren mit meinem Truck«, erwiderte Russ. Beide Frauen sahen ihn an. Diesmal runzelte Debba die Stirn.
    »Es wäre viel einfacher für mich, vom Stausee nach Hause zu fahren«, sagte sie. »Es sei denn, Sie glauben nicht, dass ich nach Hause kann?« Ihr Ton war herausfordernd.
    Er hakte die Daumen in seinen Gürtel. »Ihre Reifenspuren finden sich dort. Sie sollten nicht für Verwirrung sorgen, indem Sie noch weitere hinzufügen.«
    Clare runzelte ebenfalls die Stirn. Kein Wunder. Es klang schwach, selbst in seinen Ohren.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Debba.
    »Das tut mir leid. Aber Ihr Wagen muss hier bleiben, er hat vor Ort nichts zu suchen.« Er sprach gelassen, überspielte, dass er beinahe »Tatort« gesagt hätte.
    Debba sah Clare an. »Ich fahre Sie«, sagte Clare.
    »Moment …«, begann Russ.
    »Sind Sie sicher?«
    »Kein Problem.«
    » Ich habe ein Problem …«
    »Okay, ich geh noch mal ins Bad, dann können wir los.« Debba verschwand nach oben.
    »Sie können nicht …«, versuchte er es wieder.
    »Ich weiß nicht, was Sie vorhaben«, sagte Clare, während sie sich zu ihm umdrehte, »aber ich traue Ihnen nicht ganz.«
    »Das sind polizeiliche Angelegenheiten, Clare …«
    »Das sind menschliche Angelegenheiten, Russ«, erwiderte sie, wobei sie seinen Tonfall imitierte. Ihre Stimme wurde weicher. Ein bisschen. »Ich weiß, dass Sie sich peinlich genau an die Gesetze halten. Aber Sie würden nichts dabei finden, diese Frau zu manipulieren, damit sie Ihnen das liefert, was Sie von ihr wollen.«
    »Ein Leben könnte auf dem Spiel stehen.«
    Sie reckte das Kinn. »Sagen Sie mir, Sie glauben, dass Dr. Rouse noch lebt. Und überzeugen Sie mich.«
    Er schwieg.
    »Falls er noch lebt, kann ein weiteres Paar Augen nicht schaden. Und falls er tot ist und Sie vorhaben, es Debba anzuhängen, nun, dann wird sie eine Freundin brauchen.«
    Er spürte, wie seine Fäuste sich ballten, und zwang sich, sie zu entspannen. »Gott schütze mich vor Gutmenschen.«
    Sie grinste. »Keine Chance. Gott hat Pläne mit Ihnen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Stehen Sie nicht im Weg herum. Sprechen Sie vor Ort mit niemandem. Und um Himmels willen ziehen Sie sich warm an.«

14
    N a ja, dachte sie, zwei Richtige von drei ist nicht übel. Sie mochte auf ihren ersten Winter im Norden nicht vorbereitet gewesen sein, aber sie lernte schnell, und dank des Schlussverkaufs im Frühjahr und der letzten Weihnachtsgeschenke war sie nicht schlechter gegen die Kälte geschützt als irgendeiner der Männer, die sich um die Haube des Jeep Cherokee drängten, der dem Chef der freiwilligen Feuerwehr gehörte.
    Der Feuerwehrchef, der sich als »Huggins – John Huggins« vorgestellt hatte, erkundigte sich erschöpfend nach ihren Qualifikationen. »Haben Sie so was schon mal gemacht?« Er war ein kleiner, kräftiger, vierschrötiger Mann mit misstrauischer Miene und einer Mütze, deren Ohrenklappen bis an sein Kinn reichten. Er erinnerte sie an einen Mannschaftskommandeur, unter dem sie auf ihrem ersten Posten gedient hatte, ein Berufssoldat, der sie immer »Mädel« genannt hatte. Einer der Männer, die die Ausrüstung aus dem Jeep luden, blickte zu ihr hinüber, und sie fühlte sich so unbehaglich wie der verunsicherte Leutnant, der sie damals gewesen war.
    »Ich war neun Jahre lang Hubschrauberpilotin bei der Army«, sagte sie. »Ich bin für den Such-und Rettungsdienst ausgebildet.« Zugegeben, für die Luftrettung. Wer würde eine Pilotin verschwenden, indem man sie über den Boden krauchen ließ? Aber bei dieser Operation gab es keine

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