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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Luftunterstützung, und falls sie Huggins – John Huggins – nicht überreden konnte, sie im Suchtrupp aufzunehmen, würde sie in ihrem Auto festsitzen und durchdrehen.
    Sie war zu dieser Stelle mitten im Nichts gefahren, hatte gehorsam dort geparkt, wo Officer Durkee sie hinbefohlen hatte, und geduldig in ihrem Shelby gewartet, während Russ Debba an den Halogenscheinwerfern, die in den Schneewehen auf der anderen Straßenseite steckten, vorbeiführte, und die beiden in den zum Stausee führenden Schatten verschwunden waren.
    Aber als die Pkws und Pick-ups und Geländewagen einzutreffen begannen, sich an den Rändern der schmalen Straße aufreihten und die Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr ausspuckten, traf es sie wie ein Blitz: Vielleicht war Allan Rouse wirklich noch am Leben, verletzt, desorientiert, irgendwo in den verschneiten Wäldern langsam erfrierend. Und hier saß sie gemütlich in ihrem bequemen Auto, während andere Leute sich bereit machten, hinauszugehen und nach ihm zu suchen. Und ehe sie eine bewusste Entscheidung getroffen hatte, stieg sie schon aus dem Wagen und setzte ihre Mütze auf.
    »Sie. Waren bei der Army.« Huggins blinzelte sie an. Er öffnete die Bauchtasche seines Anoraks und zog eine topographische Karte heraus, ähnlich der, die die Männer auf der Haube seines Jeeps ausgebreitet hatten. Er entfaltete sie und reichte sie hinüber. »Können Sie uns auf dieser Karte orten?«
    Der Mond war fast voll und leuchtete hell auf sie herab, wenn er nicht gerade von rasch dahintreibenden Stratokumuluswolken verdeckt wurde, die weiteren Schnee verhießen. Natürlich hielten die Jungs vom Such-und Rettungsdienst Taschenlampen auf ihre Karten gerichtet. Sie schaute flüchtig zu ihnen hinüber, kauerte sich hin, den Rücken dem warmen künstlichen Licht zugewandt, und wartete, bis sich ihre Augen an das Mondlicht gewöhnt hatten. Sie überflog die Karte, drehte sie um, entfaltete sie und ortete Straße und Stausee.
    »Hier«, sagte sie, während sie sich erhob und Huggins die Karte hinhielt.
    »Okay«, erwiderte er langsam. »Können Sie mir die inneren und äußeren Grenzen des Suchgebiets zeigen?«
    Der Mann war keineswegs der Amateur, für den sie ihn gehalten hatte.
    »Wie hoch ist die Durchschnittslaufgeschwindigkeit im Schnee?«, fragte sie. Angesichts seiner Miene fügte sie hinzu: »Ich bin für Operationen in warmen Klimazonen ausgebildet. Desert Storm. Die Philippinen.«
    »Ungefähr zwei Meilen die Stunde.«
    »Haben Sie einen Fettstift?«
    Huggins kramte in seiner großen Tasche und reichte ihr einen. Sie kniete im vereisten und schmutzigen Schnee und hielt einen Moment inne, um ihrem Bruder Brian zu danken, der ihr die gefütterten Skihosen geschickt hatte, die sie trug. Dann rechnete sie im Kopf, musterte die Höhenlinien der Karte und zeichnete zwei Kreise, gleichmäßig um den Stausee, gezackt, wo sie den Umrissen der sie umgebenden Berge folgten.
    Sie kam auf die Beine und gab Huggins die Karte. Er studierte sie. Er sah sie an. »Warum haben Sie den Stausee mit eingeschlossen?«
    »Er ist nicht mal zwanzig Meter von der Straße entfernt. Dr. Rouse könnte in dem Glauben, er käme aus den Bäumen ins Freie, hinausgelaufen sein und …« Huggins schüttelte den Kopf. »Nicht?«
    »Ja, schon, vielleicht ist er auf den See gelaufen, falls er desorientiert war. Aber wir gehen nicht raus.«
    »Ist er nicht mehr gefroren? Ich habe gehört, dass das Eis auf den meisten Seen bis Mitte April hält.« Clare krümmte verstohlen die Zehen in ihren Stiefeln, um die Kälte zu vertreiben. Nächstes Mal Wollsocken.
    »Zum Teil ist es noch mehrere Fuß dick«, sagte Huggins. »Aber die Temperaturen sind in der letzten Woche mehrfach über den Gefrierpunkt gestiegen. Und es hat geregnet. Die Oberfläche wird an vielen Stellen brüchig sein. Das Risiko ist zu groß …« Er machte eine anschauliche Geste, die zeigen sollte, wie jemand durchs Eis brach.
    »Oh.«
    »Mit Sicherheit. Sie sagten, Sie sind mit Chief Van Alstyne gekommen?«
    »Ich habe die Frau gefahren, die mit Dr. Rouse hier war.« Huggins Augenbrauen wanderten nach oben, und ihr wurde bewusst, wie das klang. »Ich meine, sie war die letzte Person, die ihn gesehen hat. Sie haben, äh, den Friedhof besucht.«
    »Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf«, sagte Huggins. »Ich mache diesen Job jetzt seit fünfundzwanzig Jahren, und ich habe schon alles erlebt. Ist mir egal, was die Leute tun. Ich komme erst ins Spiel, wenn sie verschwinden,

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