Die Bleiche Hand Des Schicksals
ihre Montagswäsche vernachlässigt hatte. Was er, falls sie das Schlimmste fürchtete, verstehen konnte. Nichts konnte den Geruch einer Person zurückbringen, wenn er fortgewaschen worden war.
Er spähte gerade aus der Hintertür, die auf eine überdachte Veranda führte, als sie in die Küche kam. Sie reichte ihm ein Blatt mit einer Liste von Namen und Adressen, sauber mit Füller geschrieben. »Bitte schön«, sagte sie. Etwas zu tun, irgendetwas, hatte geholfen. Sie sah sich mit mehr Energie in der Küche um, als er bisher bei ihr erlebt hatte. »Kann ich Ihnen eine Tasse Kaffee anbieten?«, fragte sie.
Kaffee. O ja. »Das ist sehr freundlich«, sagte er. »Ja.«
»Könnten Sie mir etwas Holz aus der Kiste auf der Veranda holen? Sie steht direkt neben der Tür.«
Wie der Rest des Hauses war die Holzkiste musterhaft, aufgeräumt und gut bestückt. Über einem Hackklotz hing ein Beil, und er nahm es beiläufig in die Hand und untersuchte es auf Spuren, dass es für etwas anderes als Holzhacken verwendet worden war. Aber der feine Holzstaub, der zwischen Klinge und Griff saß, hätte eine gründliche Reinigung nicht überlebt.
Im Haus hatte Mrs. Ketchem Wasser aufgesetzt und nahm gerade Kaffee aus dem Regal. Er füllte das Holzfach des Ofens und fragte nach dem Abort. Sie schickte ihn zurück über die Veranda, und bis er sein Geschäft erledigt und sich in der Küchenspüle die Hände gewaschen hatte, war Mrs. Ketchem fertig und hielt in jeder Hand einen weißen Keramikbecher. Sie setzte sich an den Küchentisch, und er gesellte sich zu ihr.
»Ich muss bald meine Tochter abholen. Aber wenigstens kann ich ihr jetzt etwas Positives berichten. Dass die Polizei versuchen wird, ihren Vater zu finden. Vielleicht …« Sie zögerte, und Harry konnte sehen, wie ihr Schwung erstarb. Sie griff in die Tasche ihrer Strickjacke, zog Harrys Taschentuch heraus und wischte sich erneut die Augen. Sie wollte ihm das feuchte Tuch geben und zuckte plötzlich zusammen, als würde sie es zum ersten Mal wirklich sehen. Sie riss den Arm zurück und zerknüllte es in ihrer Faust. »Ich wasche es für Sie.«
»Sie müssen es nicht …«
»Es ist das mindeste, was ich tun kann.« Sie stand auf, zerbrechlich in der riesigen Strickjacke, die, wie Harry bewusst wurde, vermutlich ihrem Mann gehörte. »Entschuldigen Sie, dass ich mich so gehenlasse.« Sie bot ihm die Andeutung eines Lächelns. »Ich weiß, dass Männer es verabscheuen, wenn sie von einer Frau so bedrängt werden.«
Harry winkte ab. »Aber nicht doch. Sie waren aufgeregt.«
Ihr Lächeln wirkte nun ein wenig natürlicher. »Sie sind sehr geduldig. Ich danke Ihnen.« Sie brachte das Taschentuch in die Waschküche und setzte sich dann wieder auf den Küchenstuhl. »Kann ich noch etwas tun?«
»Warten wir erst mal ab, was meine Fragen ergeben. Dann unterhalten wir uns wieder, falls er bis dahin nicht aufgetaucht ist.«
»Wann kann ich damit rechnen, von Ihnen zu hören?«
»Ich fange heute Morgen noch mit der Liste an«, sagte er und verwies sein Nickerchen ins Reich der unerfüllbaren Wunschträume. »Ich wäre nicht überrascht, wenn wir Ihren Mann rechtzeitig zum Abendessen wiederhätten.«
Ihr Gesicht wurde leer und reglos. Nur ihre Augen schienen zu leben, wie dunkles Wasser, auf das der Schatten einer Wolke fällt. »Nein«, sagte sie endlich. »Das glaube ich nicht.« Sie blinzelte, und die Illusion zerbrach. Sie sah ihn an. »Hatten Sie jemals eine Vorahnung, Chief McNeil? Das etwas Schlimmes passiert ist? So geht es mir. Ich glaube nicht, dass mein Mann zum Abendessen nach Hause kommt. Nicht heute Abend. Und auch nicht an einem anderen Abend.«
16 Montag, 20. März
C lare verschlief. An den meisten Tagen wurde sie vom Wecker aus dem Schlaf gerissen, so dass sie noch vor dem Morgengebet oder der Frühmesse laufen konnte. Montags stellte sie den Wecker immer ab, wachte aber dank der Macht der Gewohnheit normalerweise zur selben Zeit auf. Sie rollte sich auf die Seite, um auf die Uhr zu sehen. Neun Uhr. Gütiger Himmel.
Sie warf die Decken zurück und bekam sofort eine Gänsehaut. Heilige Krähe, hatte sie gestern Abend ein Fenster offen gelassen? Sie griff nach ihrem Morgenmantel, den sie über das Fußende des Bettes geworfen hatte, und band ihn fest zu. In dem Versuch, den Kontakt mit den eisigen Bodendielen auf ein Minimum zu beschränken, tippelte sie auf Zehenspitzen zum Badezimmer im ersten Stock. Das kleine Fenster über der Toilette war fest
Weitere Kostenlose Bücher