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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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falls sie sich meldet, wenn der Bruch gerade gerichtet wird oder so.«
    Er wurde rasch nüchtern. »Ehe Sie ihr etwas sagen, machen Sie ihr klar, dass ich mir das Bein nicht im Dienst gebrochen habe.«
    »Aber Sie haben einen Tatort besichtigt.«
    »Ich bin im Wald spazierengegangen.« Sein Gesicht nahm einen halsstarrigen Ausdruck an. »Wenn meine Mutter weiß, dass ich mich im Dienst verletzt habe, rastet sie aus. Ihre größte Angst ist, dass mir wegen meines Jobs etwas zustößt.« Er nahm ihre Hand und sah vertrauensvoll zu ihr auf. »Sie ist nicht gerade begeistert, dass ich Polizist bin.«
    »Das hab ich verstanden«, sagte Clare »In Ordnung, ich sage ihr, wir wären spazierengegangen.« Sie zog ihre Hand weg und sah sich nach einem Stuhl um, aber außer einem Rollwagen voller Medikamente und dem Infusionsständer befand sich nichts in der von Vorhängen abgeteilten Kabine.
    Er strich über die Bettkante. »Sie können sich hierhin setzen.«
    »Ich stehe lieber, danke.«
    »Kommen Sie schon. Leisten Sie einem Verwundeten Gesellschaft.« Er lächelte sie auf eine Weise an, die sie nie zuvor erlebt hatte: schmeichelnd, charmant.
    »Ich lerne Sie von einer ganz anderen Seite kennen«, bemerkte sie und lehnte sich als Kompromiss mit der Hüfte an die Bettkante.
    »Wenn ich in diesem verdammten Nachthemd aufstehe, können Sie mich von jeder Seite kennenlernen.« Er lachte wieder.
    Sie warf einen Blick auf den schlaffen, blauen Vorhang. Vielleicht sollte sie ihn öffnen. Andererseits waren sie nicht allein; sie konnte hören, wie die Schwestern über einen Witz lachten und ein Arzt einen Laboranten ausfragte.
    Es war nichts Unangemessenes daran, dass sie hier war. Wenn sie Patienten besuchte, sprach sie mit ihnen fast immer unter vier Augen, hinter einem geschlossenen Vorhang oder einer geschlossenen Tür. Aber mit dieser Version von Russ fühlte sie sich unbehaglich, diesen blauäugigen, unbefangenen Russ. Sie mochte seine Befangenheit. Sie vertraute darauf.
    Sie sprang auf und zog den Vorhang zur Seite, gerade rechtzeitig, um einen Arzt zu erschrecken, der offensichtlich im selben Moment von der anderen Seite danach gegriffen hatte. »Oh!«, sagte sie. »Verzeihung.«
    Er lächelte sie zögernd an. »Ich bin Dr. Stillman«, stellte er sich vor. Sein Blick wanderte unruhig an ihr vorbei, als wollte er sich vergewissern, dass nicht noch jemand ihn überrumpeln würde. »Ich bin der Orthopäde. Sind Sie Mrs. Van Alstyne?«
    Sie schluckte ihre erste Antwort hinunter und sagte: »Ich bin Reverend Clare Fergusson. Ich habe Chief Van Alstyne hergefahren.«
    Russ richtete sich auf. »Dr. Stillman?«, fragte er. Er beäugte den Mann. »Sie können unmöglich Dr. Stillman sein.«
    Auch Clare musterte ihn, aber der Arzt schien vollkommen echt. Weißer Kittel, Stethoskop, ein dünner Stapel Patientenakten unter dem Arm.
    »Sie waren bestimmt ein Patient meines Vaters«, sagte er, während er zu Russ trat und den Eisbeutel von seinem Bein entfernte. »Weswegen hat er Sie behandelt?«
    Russ betrachtete ihn nach wie vor misstrauisch. »Schlüsselbeinbruch.«
    »Ihr Vater hat hier praktiziert?«, fragte Clare. »In Millers Kill?«
    Stillman, der vorsichtig Russ’ Bein abtastete, schaute auf. »Ich bin Dr. Stillman in der dritten Generation. Mein Vater war auch Orthopäde, deshalb erlebe ich diese Reaktion recht häufig bei Menschen, deren Knochenbrüche er behandelt hat, als sie noch Kinder waren.« Er grinste. »Sie können sich nie erklären, wie Dr. Stillman sich so gut gehalten hat.« Er erhob sich. »Okay, Chief, ich überlasse Sie der liebevollen Obhut der Radiologie. Ich habe bereits einen Operationssaal für Sie reserviert, dann können wir die Sache sofort in Angriff nehmen.«
    »Operationssaal?«
    »Vertrauen Sie mir, das wollen Sie nicht im wachen Zustand erleben.« Stillman löste die Radbremsen am Bett, hängte den Infusionsbeutel an einen klobigen Haken am Kopfende und schob das Bett durch die offenen Vorhänge.
    »Clare?« Russ klang desorientiert, wie jemand, der in einem plötzlich finsteren Raum nach Licht ruft.
    Sie holte ihn mit mehreren langen Schritten ein. »Ich werde da sein, wenn Sie wieder rauskommen«, versprach sie.
    Sie verließen die Notaufnahme durch einen Nebengang. »Es wird einige Stunden dauern, bis man ihn wieder besuchen kann«, sagte Dr. Stillman. Er blieb mit dem Bett vor einem Fahrstuhl stehen. »Ich weiß nicht genau, in welches Zimmer man ihn legen wird.«
    Die Fahrstuhltüren glitten

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