Die Blüte des Eukalyptus
gehört und in Hawkesbury jedes Rennen gewinnt.«
Jake sah sie beeindruckt an. »Jorrocks? Jesses, das spricht wirklich nicht gerade für deine übersinnlichen Fähigkeiten, Kez.«
»Wieso nicht?«, fragte sie misstrauisch.
»Weil dieser Jorrocks kastriert ist!«
»Ich kann schließlich nicht immerzu hellsehen«, gab Keziah pikiert zurück.
Jake konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Es war so ansteckend, dass Keziah mitlachen musste. Ein kleiner seliger Augenblick der Freude, der die Ängste, die sie mit aller Macht auf Abstand zu halten versuchte, kurz verscheuchte.
Ihr nächstes Lager schlugen sie an einem mondsichelförmigen Billabong auf, das die Natur von einem Flussarm getrennt hatte, als beide Enden des Wasserlochs versandet waren. Die Sonne stand hoch am Himmel, als Jake mit den Kindern zum Ufer ging, um ihnen zu zeigen, wie die Eingeborenen Fischfallen legten.
»Wir sind gleich wieder da, Kez. Ruh dich ein bisschen aus. Ich bringe einen Haufen Fische zum Abendessen mit.«
Doch Keziah war unruhig. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass die Aura des Bösen, die sie deutlich gespürt hatte, als sie Mary die Zukunft voraussagte, ihr bis hierher gefolgt war. So nervös war sie, dass sie ihren letzten Eimer mit Wasser umwarf. Und obwohl sie Jake versprochen hatte, nie allein in den Busch zu gehen, machte sie sich auf den Weg, um neues Wasser zu holen. Am Wasserloch kniete sie sich in den Sand, um Gesicht und Brust zu kühlen, und blickte in ihr Spiegelbild im Wasser.
» Mi-duvel, ich flehe dich an, nimm mir Jake nicht weg, ich kann ohne ihn nicht mehr leben.«
Ein Insekt bewegte sich über die Oberfläche des Wassers und kräuselte Keziahs Gesicht. Als das Wasser wieder glatt war, entdeckte sie auf seiner Oberfläche, dass sie nicht mehr allein war. Ein Fremder hoch zu Ross war hinter ihr aufgetaucht, den Hut tief in die Stirn gedrückt. Er hatte ein glatt rasiertes Gesicht und ein gespaltenes Kinn. Seine Stimme klang weich.
»Man erzählt sich, du könntest die Zukunft vorhersagen. Unter anderem.« Er ritt näher, beugte sich vor und berührte ihre Brüste, während er ihr einen Sovereign ins Mieder steckte. »Davon gibt es mehr, wenn du mir eine Zukunft voraussagst, die mir gefällt.«
Diese Stimme kenne ich! Sie spürte die Münze auf ihrer Haut, aber sie wagte nicht, die Brust zu entblößen, um sie herauszuholen. Sie unterdrückte ihre Angst. Weder Jake noch die Kinder waren in der Nähe zu hören.
»Wenn Sie mich noch ein einziges Mal anrühren, bringt mein Mann Sie um!«
Seine Stimme klang immer noch weich, aber auch hämisch. »Einer Zigeunerin braucht man nur einen Silberling in die Hand zu drücken, um ihr Mann zu werden. Kommen wir zum Geschäft, Mädchen. Du wirst sehen, dass ich großzügig bin.«
»Glaubst du?« Jake zielte mit dem Gewehr auf das Herz des Reiters. »Verschwinde, und zwar auf der Stelle, oder du erlebst den morgigen Sonnenaufgang nicht mehr!«
Jake deutete mit dem Kopf auf Keziah. »Das ist meine Frau! Kauf dir woanders eine!«
»Verzeihen Sie, es war bloß ein Missverständnis, meine Dame.«
Der Fremde verbeugte sich vor Keziah und setzte einige Schritte mit seinem Pferd zurück, ehe er kehrtmachte und davongaloppierte. Jake behielt ihn im Auge, bis er außer Sichtweite war. »Alles in Ordnung, Kez?«
Sie gab ihm mit eisiger Stimme seine eigenen Worte zurück. »Das ist meine Frau! Kauf dir woanders eine! Darf ich dich daran erinnern, dass ich eine Roma bin und kein Hirtenhund!«
Jake entschuldigte sich nicht. »Das ist mir allerdings klar. Hirtenhunde gehorchen ihrem Herrn. Zieh nie wieder allein los, hörst du? Es dauert nur Sekunden, einer Frau Gewalt anzutun.«
Keziah zuckte zusammen, woraufhin Jake versuchte, seine Drohung abzuschwächen.
»Ich kann es keinem Mann verübeln, wenn er einer Frau Geld anbietet, in der Kolonie gibt es nun einmal nicht genügend Frauen. Aber wenn ich einen Kerl sehe, der einer Frau Gewalt antut, würde ich ihn wie einen tollwütigen Hund über den Haufen schießen. Hast du verstanden?«
Die drückende Mittagshitze lag auf ihnen, trotzdem zitterte Keziah angesichts seiner Drohung.
»Kennst du ihn?«, fragte sie vorsichtig.
»Keine Ahnung. Aber das markante Kinn hätte ich mir sicher gemerkt.«
Keziah spürte, dass er log, doch als er fragte: »Hast du ihn
schon einmal gesehen?«, erzählte sie ihm nur die halbe Wahrheit. »Ich sah sein Gesicht in Marys Karten.«
Später, als Jake am Lagerfeuer saß und sein Gewehr
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