Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
Vom Netzwerk:
unbesorgt.«
    Der junge Mann stellte sich als Mac Mackie vor, auch er arbeitete als Kutscher für Rolly Brothers.
    Sofort übernahm er das Kommando. Sein gedehnter Akzent erinnerte sie an Jake. Zweifellos war auch er hier geboren. Auf den ersten Blick wirkte Mac Mackie so plump wie ein Bär, aber er reagierte schnell. Als er Fingal Mulley und dessen Untergebenen ein paar Anweisungen zurief, zeigte er eine solche Autorität, dass Keziah erleichtert war, Jake und O’Flaherty in guten Händen zu wissen.
    Um nicht vom Wirt erkannt zu werden, hielt sich Keziah im Hintergrund, bis Mac Richtung Blackman’s Leap davongaloppierte.
    Sie hatte sich bei einem Dienstmädchen diskret nach einem anderen Weg nach Ironbark erkundigt und wollte gerade aufbrechen, als sie erschrocken hörte, wie Mulley seinem Stallburschen zurief: »Hat nicht eine junge Dame Alarm geschlagen? Sie wird ein Frühstück brauchen, ärztliche Hilfe und jemanden, der sie
an ihren Bestimmungsort bringt. Geh schon und hol das arme Kind.«
    Der Bursche lief los, und Keziah ging in die entgegengesetzte Richtung zu dem Fuchs. Es war leicht gewesen, sich bei Mac Mackie für Saranna Plews auszugeben, die er nie getroffen hatte – aber vor denen, die sie zuvor gesehen hatten, musste sie sich in Acht nehmen.
    Sie wollte diese Stelle in Ironbark unbedingt bekommen. Jetzt als sittsame Saranna Plews konnte sie sich kein Geld mehr verdienen, indem sie anderen Menschen aus der Hand las.

    Die andere Strecke nach Ironbark, die das Dienstmädchen ihr gezeigt hatte, schien ganz einfach zu sein. Keziah wollte den Pass umgehen, um nicht Mac Mackie, seiner Rettungsmannschaft und Dr. O’Flaherty zu begegnen, der sie wiedererkennen würde. Das Mädchen hatte ihr versichert, dass der Weg hinter der Herberge eine Abkürzung sei. Sie würde zu einer Stelle kommen, wo sie einen Bach durchqueren musste, später zu einem Wegweiser an einer Kreuzung, und von da war Ironbark Village nur einen Steinwurf entfernt.
    Die Realität war anders. Der schmale Pfad führte Keziah durch dichtes Buschland. Bald war sie völlig verwirrt, in welche Richtung sie ritt. Was bedeutete »Abkürzung« in diesem weiten Land? Wo, um Himmels willen, war dieser Wegweiser?
    Das Gewitter hatte sich genauso schnell wieder verzogen, wie es gekommen war. Als Keziah den Bach erreichte und absaß, hatte die Sonne ihren Zenit bereits überschritten. Die Überquerung war mit Steinen markiert, die unter der Wasseroberfläche lagen. Der Bach gurgelte fröhlich, während er zwischen den Steinen hindurchsprudelte und dann weiterrauschte.
    Das Kind in ihrem Bauch erinnerte sie daran, wie hungrig sie beide waren, aber sie hatte keine Ahnung, wie sie sich von den Früchten des hiesigen Bodens ernähren könnte, so wie früher auf den Roma-Wegen. Vielleicht waren die Beeren giftig oder man
erblindete, wenn man sie aß. Nachdem sie ausgiebig von dem Wasser des Baches getrunken hatte, fiel ihr Sarannas versiegelter Umschlag ein.
    Sie hielt ihn in der Hand und wog ihr Dilemma ab. Wenn sie den Brief an George Hobson Esquire nicht las, würde sie nicht erfahren, in welcher Position Saranna dort arbeiten sollte. Sie las ihn ganz langsam.
    » Mi-duvel! «, erschrak sie. »Hobson hat Saranna engagiert, damit sie seine Kinder unterrichtet! Konnte sie sich denn nicht als Haushälterin oder Köchin verdingen? Das hätte ich mit links geschafft! «
    Nachdem sie angesichts dieses Dämpfers ein paar Tränen verdrückt hatte, nahm sie sich vor, nicht in Panik zu verfallen.
    »Wenn ich nicht ankomme, schicken sie noch einen Suchtrupp nach ihrer verirrten Gouvernante aus. Ich muss dahin! Die Rolle könnte mir obendrein nützen. Ein Klassenzimmer wäre der letzte Ort, an dem die Spione der Morgans eine Zigeunerin suchen würden, die weder schreiben noch lesen kann!«
    Mit frischem Mut nahm Keziah einen Schal aus einem von Sarannas Koffern, wickelte ihn sich um ihre gesunde rechte Hand und bastelte sich dann auch noch eine Schlinge. Beim Reiten rief sie sich alle Details aus dem Leben der jungen Frau ins Gedächtnis zurück, die diese ihr anvertraut hatte, als sie in der Herberge übernachtet hatten.
    Nur den Namen ihres Verlobten kenne ich nicht. Ob er ein freier Mann ist? Wahrscheinlich ein Strafgefangener. Ich werde kein Wort über ihn sagen, bis ich ihn gefunden habe, um ihm Sarannas letzte Worte zu überbringen!

    Am Abend ging eine herrlich blutorangefarbene Sonne am Horizont unter. Und als Keziah den Wegweiser sah, war sie fast

Weitere Kostenlose Bücher