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Die Blueten der Freiheit

Die Blueten der Freiheit

Titel: Die Blueten der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Anthony
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Syphilis hatte meine Manneskraft dahingerafft, genauso wie es meine Mutter vor all den Jahren versucht hatte. »Ich hoffe, du hast mein Vertrauen nicht missbraucht.«
    »Wie bitte? Nein. Nein! Das würde ich niemals tun. Ich wollte bloß … Ich meine … es ist doch offensichtlich, dass … Ich würde doch nicht einmal daran denken! «
    Ich wandte mich ab und ging mit großen Schritten auf die Tür zu, während er versuchte, mit mir Schritt zu halten.
    »Was hast du denn von mir erwartet? Wir stecken nun schon seit Monaten an diesem gottverlassenen Ort fest, und es gibt nichts, um sich von der Langeweile abzulenken. Es war bloß ein unschuldiges Geplänkel. Ich brauchte etwas Unterhaltung. Du weißt doch, dass ich dich nie betrügen würde. Gäbe es hier ein Mädchen, das es wert wäre …«
    Ich blieb stehen und zog die Pistole, die ich unter meinem Mantel trug. Ich fragte mich, wie es sich wohl anfühlen würde, ihn zu erschießen. Ich hatte einmal an einem Duell teilgenommen, doch die Schüsse waren von ihrer Bahn abgekommen. Keiner hatte den anderen getroffen. Ich wusste jedoch, wie Blut aussah. Zumindest das Blut meiner Mutter. Beim Gedanken daran drehte sich mir der Magen um. »Verschwinde. Jetzt sofort.«
    Er streckte eine Hand aus, als wollte er mich berühren, doch ich richtete die Pistole auf ihn.
    »Ich habe dich nicht betrogen. Ich schwöre es!«
    Ich spielte mit der Sicherung und fragte mich, ob das wohl jemals der Wahrheit entsprochen hatte.
    »Ich habe dich und deine Pläne hingenommen … und deinen Vater. Mon dieu! Und diese ganze Sache mit deinem Erbe. Du bist verbittert. Als wir uns kennengelernt haben, warst du … anders.« Sein Mund wurde weicher, als wollte er mich bitten, mich doch auch daran zu erinnern. »Mein Gott – du hättest das doch alles schon vor langer Zeit regeln können. Du hättest dir einfach eine Frau nehmen können, damit er dich in Ruhe lässt! Dann wäre es nie so weit gekommen.«
    »Du hast nie wirklich verstanden, worum es geht, nicht wahr? Ich bin nicht wie du. Ich kann mir nicht ab und zu eine Frau nehmen, um mich besser zu fühlen. Ich fühle nichts. Und ich kann Frauen nicht ausstehen. Ich kann nicht einmal in der Gegenwart einer Frau sein. «
    »Hör zu! Heirate das Mädchen. Das Mädchen aus der Gascogne. Es wäre so einfach. Denk doch einmal nach. Es würde alle deine Probleme lösen!«
    »Frauen kann man nie zufriedenstellen.« Hatte ich die Pistole geladen? Ich konnte mich nicht daran erinnern. »Egal, wie sehr man es auch versucht. Sie peitschen dich aus und schlagen dich und ziehen dir Röcke an und unterbinden deine Manneskraft. Und dennoch kann man sie nicht zufriedenstellen. Man kann sie nie zufriedenstellen! « Meine Hand zitterte. »Man tut alles, was sie von einem verlangen, doch man kann nicht etwas sein, was man nicht ist.« Ich hatte so sehr versucht, meine Mutter zufriedenzustellen. Warum hatte sie mich nicht geliebt?
    »Ich …«
    »Ich wollte immer ein Mädchen sein, wusstest du das? Gott hat mich verflucht, denn er hat mich mit einer Schönheit gesegnet, der mein Geschlecht niemals gerecht werden kann.« Das war das Tragische daran. Ich war schön geboren worden. Warum hatte ich nicht das sein können, was sich meine Mutter gewünscht hatte? »Als ich geboren wurde, befand sich mein Vater im Krieg. Er kämpfte gegen diese verdammten Spanier. Als er heimkam … Er fand erst sieben Jahre später heraus, dass ich nicht Julienne war. So hat mich meine Mutter genannt: Julienne. Und weißt du, was er gesagt hat, als er es herausfand?«
    Remy wich vor mir zurück.
    »Er sagte … er sagte, ich sei eine Schande. Eine Schande! Ich … ich habe es doch nicht gewusst. Ich habe bloß getan, was meine Mutter von mir verlangt hatte. Nach … nach all den …« Die Worte blieben mir im Hals stecken, als die Erinnerung über mich hereinbrach. Ich versuchte, gegen die Übelkeit anzukämpfen, als ich an all die Dinge dachte, zu denen sie mich gezwungen hatte. »Sie wollte mit mir fortgehen. Sie sagte, mein Vater verstehe nicht, dass ich ihr Mädchen sei. Aber ich hatte Angst, also habe ich es meinem Vater gesagt.« Ich wusste nicht, warum meine Hand so sehr zitterte. Ich würde nicht in der Lage sein, irgendjemanden zu erschießen, wenn ich meine Hand nicht unter Kontrolle brachte. »Er hat sie erschossen. In der Halle. Als sie versucht hat, mich zur Tür hinauszuzerren.«
    Da war so viel Blut gewesen.
    »Es war ein Unfall.« Das hatte mein Vater zu

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