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Die Blütenfrau

Die Blütenfrau

Titel: Die Blütenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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kenne zufällig den Kollegen, der die erste Leichenschau unternommen hat. Ich habe ihn sofort angerufen.» Sie saugte wieder an der Zigarette. «Natürlich habe ich das, weil ich wissen wollte, wie meine Tochter ausgesehen hat. Meine kleine Alli. Und er hat gesagt, dass sie nichts anhatte. Splitterfasernackt wurde sie aus dem Schwanenteich gefischt. Keinen Slip und kein Hemdchen. Und da wollen Sie mir erzählen, es gäbe keinen sexuellen Hintergrund?»
    «Wenn Sie Ärztin sind, wissen Sie, dass man immer erst die Untersuchungen der Rechtsmedizin abwartet   …»
    «Auch wenn im selben Ort ein einschlägig vorbestrafter Pädophiler unterwegs ist?»
    Britzke kam Wencke zu Hilfe: «Natürlich werden wir bei allen uns bekannten Straftätern in dieser Gegend das Alibi überprüfen.»
    «Ich spreche hier ganz konkret von Gernot Huckler. Sehen Sie, ich lebe nicht in Norden, sondern in Oldenburg. Aber selbst dort ist der Name dieses Mannes ein Begriff.»
    «Frau Sendhorst, ich kann Ihre Aufregung ja verstehen, aber ich bitte Sie, vorsichtig mit diesen Verdächtigungen umzugehen.»
    «Nach dem, was über ihn in den Zeitungen gestanden hat, verdient dieser Mann keinerlei Rücksicht.»
    Wencke holte tief Luft. «Soweit ich weiß, hat GernotHuckler keines seiner Opfer getötet. Wenn Sie schon so viel von ihm gehört haben, sollte Ihnen diese Tatsache auch geläufig sein.»
    «Vielleicht hat er ihnen nicht die Kehle zugedrückt, aber getötet hat er sie doch. Ihre Seelen hat er getötet! Mein Gott, haben Sie damals dieses Interview in der
Zeitlupe
gelesen, als sie ihn vorzeitig entlassen haben? Die Opfer sind inzwischen erwachsen. Und immer noch gezeichnet von dem, was dieses Monster ihnen angetan hat. Wer kleine Mädchen nötigt, perverse Dinge zu tun, der ist für mich auf jeden Fall ein Mörder.»
    «Aber es gibt auch so etwas wie ein Schema, nach dem die Täter vorgehen   …»
    «Der Kerl hat fast sechs Jahre lang im Knast gesessen für die Sache damals in Hameln. Da hatte er doch genügend Zeit, sich ein neues Schema auszudenken, damit er beim nächsten Mal keine kleine, minderjährige Zeugin hinterlässt.»
    Es hatte keinen Sinn, auf diese Unterhaltung einzugehen, entschied Wencke und wandte sich stattdessen wieder an die Freundin. «Wie ist dein Name?»
    «Pamela Rohloff.»
    «Wart ihr in einer Klasse?»
    Sie nickte. «Wir sind beste Freundinnen. Und ich hab echt ein schlechtes Gewissen, weil ich   …» Dann brachte sie kein Wort mehr hervor.
    «Du hast doch nichts Schlimmes getan, Pamela. Ihr wart gestern verabredet, ihr habt miteinander gespielt   …»
    «Nein.»
    «…   und dann ist sie nach Hause gefahren, ein bisschen zu spät, aber   …»
    «Eben nicht!» Die Stimme des Mädchens war nun lauter.
    «Was meinst du damit?», fragte Wencke.
    Auf einmal stand Peter Sendhorst wieder am Tisch. Erlegte dem Mädchen beruhigend die Hände auf die Schultern. «Pamela ist zu uns gekommen, weil sie uns sagen wollte, dass Alli gestern gar nicht bei ihr gewesen ist.»
    Im Gegensatz zu seiner Exfrau hatte Peter Sendhorst eine weiche, ruhige Stimme, die er noch immer fest im Griff hatte, auch wenn seine Augen in Tränen schwammen.
    «Aber als Sie mich gestern Abend in Aurich angerufen haben   …» Tja, nun war es raus, nun wusste Peter Sendhorst, dass er der Person gegenüberstand, die es nicht für nötig gehalten hatte, sich um seine Tochter zu kümmern, obwohl es so wichtig gewesen wäre. Doch er ließ sich nichts anmerken.
    Im Gegensatz zu seiner Exfrau, die direkt auf die Barrikaden ging: «Sie waren das? Von Ihnen hat sich Peter einlullen lassen?»
    «Ist gut, Ute», wagte Sendhorst einen Schlichtungsversuch.
    «Überhaupt nichts ist gut. Du warst mal wieder zu schüchtern oder zu dämlich, entsprechend Druck zu machen. Sonst hast du unserer Tochter immer alles Mögliche untersagt vor lauter Vorsicht, aber wenn es drauf ankommt, dich für sie einzusetzen und mal woanders auf den Tisch zu hauen, dann ziehst du den Schwanz ein.» Sie spuckte beim Reden, und jeder Satz schien ihren Exmann Zentimeter für Zentimeter schrumpfen zu lassen.
    «Was hätte ich denn tun sollen?», traute er sich gerade eben noch anzumerken.
    «Du hättest dich besser gleich an den Vorgesetzten weiterleiten lassen sollen!»
    «Ich bin die Vorgesetzte», mischte Wencke sich wieder ins Gespräch.
    «Ach!» Ute Sendhorsts Blick wurde eiskalt. «Dann werde ich alle Hebel in Bewegung setzen, damit bei Ihnen in Zukunft fähigere Leute die Zügel in

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