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Die Blütenfrau

Die Blütenfrau

Titel: Die Blütenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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der Hand halten.»
    Die Drohung hallte noch einen Moment im Raum nach. Niemand reagierte darauf. Zwar brannten Wencke einige schlagfertige Widerworte auf der Zunge, aber sie schluckte sie herunter. Diese Frau war im Ausnahmezustand. Es war sinnvoller, mit den Befragungen über den gestrigen Abend fortzufahren.
    «Also, Herr Sendhorst, nochmal zu unserem Telefonat, da sagten Sie, Sie hätten bereits mit der Freundin Ihrer Tochter gesprochen und erfahren, dass Alli etwas später losgefahren sei.»
    Doch statt des verängstigten Peter Sendhorst meldete sich jetzt Pamela zu Wort.
    «Ich habe gelogen», sagte sie mit gesenktem Kopf. «Alli war gestern nicht bei mir, den ganzen Nachmittag nicht. Sie hat mich nur gebeten, es zu sagen, falls ihr Vater bei uns anruft.»
    «Und wo war sie dann?», fragte Wencke.
    «Das haben wir Pamela auch schon gefragt», erklärte Peter Sendhorst. Ihm war keinerlei Wut anzumerken. «Sie weiß es nicht.»
    «Zumindest behauptet sie das», giftete Ute Sendhorst dazwischen.
    «Nein, Frau Sendhorst, Sie müssen mir echt glauben. Ich würde es Ihnen sagen, und der Polizei auch!» Dem Mädchen war die Verzweiflung anzusehen. Doch während Peter Sendhorst ihr beruhigend über den Kopf streichelte, setzte seine Exfrau noch einmal nach: «Ihr Mädchen habt immer eure Geheimnisse. Meinst du etwa, ich hätte vergessen, wie es bei mir selbst gewesen ist? Meine beste Freundin hat nie gepetzt, wenn ich mich mit meinem ersten Freund getroffen habe.»
    Jetzt war es Wencke zu viel. Wenn das so weiterging, wenn diese Frau – die sicher allen Grund dazu hatte, verzweifelt und außer sich zu sein – sich in Gegenwart des Mädchensweiter so benahm, dann war es nur eine Frage der Zeit, dass die verschüchterte Pamela ganz dichtmachte. Wencke spürte, nur jetzt und hier war eine wirklich gute Gelegenheit, mit der besten Freundin der Toten ins Gespräch zu kommen. Kinder und Jugendliche waren sowieso schwierige Zeugen, sie schwenkten schnell um. Ein paar Stunden später würde Pamela sich bereits viel zu lange den Kopf zerbrochen haben, was sie wohl am besten sagen sollte und was nicht. Sie tat es sicher nicht aus Berechnung, sondern weil sie sich eingeschüchtert fühlte. Es gab in Aurich zwar eine geschulte Kollegin und auch ein Vernehmungszimmer, welches extra für Zeugenaussagen von Kindern eingerichtet war, trotzdem verkrampften schon viele, wenn sie nur unten durch den Eingangsbereich laufen mussten, wo die Kollegen die Notrufe entgegennahmen und man auf Schwarz-Weiß-Bildschirmen jeden Winkel des Polizeigebäudes observieren konnte.
    Wencke warf einen eindeutigen Blick zu dem bislang so wortkargen Britzke, der auch prompt reagierte.
    «Frau Sendhorst, wären Sie so freundlich und würden mir das Zimmer Ihrer Tochter zeigen?»
    Das ehemalige Ehepaar Sendhorst wechselte Blicke.
    «Ich bin nicht so oft hier. Eigentlich müsste das mein Exmann   …»
    «Ist schon okay, Ute. Du weißt doch, Treppe rauf und dann links die zweite Tür. Es ist ein bisschen chaotisch da drinnen. Alli hat mir versprochen, heute Nachmittag aufzuräumen.» Peter Sendhorst lächelte entschuldigend, dann wurde ihm bewusst, was er gesagt hatte, und er erstarrte. Allegra würde ihr Versprechen nicht einlösen können. Das Zimmer oben zweite Tür links würde noch sehr lange chaotisch aussehen – bis er selbst die Kraft dazu hatte, etwas Ordnung zu schaffen.
    Britzke und Ute Sendhorst verschwanden ins Obergeschoss. Wencke hörte noch, wie ihr Kollege begann, die Frau nach den Hobbys der Tochter auszufragen, ihren Vorlieben und Abneigungen. Die Antworten kamen einsilbig und im schneidenden Ton. Dann verschwanden die beiden hinter einer Tür, und es war nichts mehr zu hören.
    «Dürfte ich ein Glas Wasser haben?», fragte Wencke, der die verbrauchte und irgendwie nach Verzweiflung riechende Luft zu schaffen machte.
    Peter Sendhorst deutete Richtung Küche. «Wenn es Ihnen nichts ausmacht   … Gläser finden Sie im Regal, Wasser steht im Kühlschrank.»
    Wencke ging in den Nachbarraum und fischte sich gleich drei Gläser, denn es war immer leichter, über so etwas Fassungsloses wie den Mord an einem jungen Mädchen zu reden, wenn alle sich dabei an etwas festhalten konnten. Im Kühlschrank lag jede Menge frisches Gemüse, daneben Tupperdosen mit Aufschnitt. Eine ganze Etage wurde von unterschiedlichen Medikamenten in Beschlag genommen, Tropfen, Cremes und Pillen.
Kochsalzlösung
konnte Wencke entziffern, daneben stand auf einer

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