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Die Blütenfrau

Die Blütenfrau

Titel: Die Blütenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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ein Alibi. Einer davon ist Gernot Huckler, so viel kann ich Ihnen verraten. Und bei dem anderen passt die Tat nicht zu seinen sonstigen   … hm, Vorlieben.»
    «Der andere hatte was mit kleinen Jungs?»
    «Kann sein. Wie gesagt, das geht mir hier ein bisschen zu weit.»
    «Pädophile können sich auch für beide Geschlechter interessieren. Wenn ich nur einen kurzen Blick hineinwerfen könnte, ich glaube, ich kann das ganz schnell   …» Erb erhob sich kurz und reckte seinen Arm Richtung Akte.
    «Vergessen Sie es.» Gern hätte Wencke ihm auf die Finger geklopft. «Sie sagten, Sie brauchen nur die Falldetails, dann könnten Sie Rückschlüsse auf den Täter ziehen. Diese Details bekommen Sie von uns. Mehr nicht.»
    «Aber wenn ich   …»
    Meine Güte, war der hartnäckig, dachte Wencke. «Sie haben den vorläufigen Bericht der Rechtsmedizin, Sie haben das Tatortprotokoll, Sie haben eine fundierte Ausbildung als Fallanalytiker. Das sollte doch eigentlich reichen. Oder nicht?»
    Erb lehnte sich zurück. Endlich schien er verstanden zu haben.
    «Also, denken Sie nochmal über alles nach. Ich hole uns inzwischen einen Kaffee.»
    Pal, die in den letzten Minuten offensichtlich interessiert dem Wortgefecht gelauscht hatte, folgte Wencke auf den Flur.
    «Was ist?», fragte Wencke leicht gereizt.
    «Ich muss sagen, du nimmst ihn ins Gebet, als sei er ein Zeuge, der verhört werden muss.»
    Sie stellten sich beide vor den Kaffeeautomaten und zapften den ersten Becher.
    «Was hast du gegen ihn?»
    «Ich habe ein komisches Gefühl.»
    Pal nickte. «Ich habe schon davon gehört, dass du so etwas wie einen sechsten Sinn in Sachen Verbrecherjagd haben sollst.»
    Als Wencke ihren Kaffee hervorholte, kam ihr eine Idee.
    «Ich traue ihm irgendwie nicht. Aber vielleicht   … Pass mal auf, wir könnten da was probieren.»
    Pal zog die linke ihrer schmal gezupften Augenbrauen hoch.
    «Du gehst jetzt zum Sitzungszimmer zurück, machst ohnezu klopfen die Tür auf und fragst, ob er Milch oder Zucker in seinen Kaffee möchte.»
    «Toll. Kaffeeholen war bereits ausgiebiger Bestandteil in meinem ersten Ausbildungsjahr.»
    Sie ging los.
    Wencke fragte sich, was es mit ihrem unergründlichen Misstrauen gegen Tillmann Erb auf sich hatte. Wie war es um ihre Intuition bestellt? Wie oft hatte sie ihr eigentlich tatsächlich genutzt – und wie viel öfter hatte sie sie in die Bredouille gebracht? Wahrscheinlich würden sich andere Kollegen die Finger danach lecken, wenn ein Experte wie Erb auftauchte und seine Hilfe anbot. Warum also tat sie sich so schwer damit, eine Zusammenarbeit in die Wege zu leiten? Nur wegen eines komischen Gefühls?
    Kurz darauf kehrte Pal zurück. «Er will keinen Kaffee.»
    «Das war klar», sagte Wencke. «Und sonst?»
    «Nun, er ist ganz schön zusammengezuckt. Ich habe die Tür auch mit ordentlich Schmackes aufgerissen. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis er mir sagen konnte, er wolle überhaupt keinen Kaffee.»
    «Siehst du, das habe ich mir gedacht. Er fühlte sich ertappt. Vielleicht hat er irgendwas Verbotenes gemacht. Der so korrekte Dr.   Erb könnte unsere Abwesenheit genutzt haben, um herumzuschnüffeln.»
    «Könnte sein. Aber wie willst du ihm das nachweisen?»
    «Ich habe keine Ahnung. Vielleicht sollten wir nur ein bisschen genauer hingucken.»
    «Ich versteh gar nichts mehr. Was hast du vor?»
    «Kennst du noch das Spiel aus Kindertagen: Man legt zehn Gegenstände auf den Tisch, dann geht einer kurz raus, und die anderen nehmen eine Sache weg. Bei seiner Rückkehr muss der Spieler dann sagen, welche Sache verschwunden ist.»
    «Klar, kenne ich. Aber   … Wencke, du glaubst doch nicht im Ernst, dass Erb so dreist ist, eine Akte verschwinden zu lassen.»
    «Nein, das nicht. Aber er könnte einen Blick hineinwerfen, eine Seite abfotografieren, was weiß ich.»
    «Warum sollte er das tun? Er ist doch hier, um uns zu helfen.»
    «Ich denke, er macht sich Sorgen, dass er Huckler damals zu früh aus dem Knast geholt hat. So ein Fehlurteil würde seinem tadellosen Ruf als Gutachter ja enorm schaden.»
    «Glaubst du denn, dass jemand anders Allegra ermordet hat?»
    «Nein, wenn ich ehrlich bin, denke ich das nicht wirklich. Ach, ich weiß es nicht, verdammt nochmal.»
    «Aber?»
    Wencke entschied sich für die Wahrheit: «Ich habe ein schlechtes Gewissen. Dieser Anruf von Allegras Vater   … Ich hätte gleich was unternehmen müssen!»
    «Das ist doch Quatsch. Da war es doch wahrscheinlich eh schon zu

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