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Die Blume der Diener

Die Blume der Diener

Titel: Die Blume der Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delia Sherman
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hab ich ihn immer recht gern gehabt. Hab Hugh Tusser mehr als einmal gesagt, dass ich glaub, der Knabe ist eher kummervoll denn stolz.«
    »Das sag ich auch«, pflichtete Dick Talbot ihm verlogen bei. »Hab ich immer gesagt.«
    Ein großer Haushalt gleicht einer Schafsherde auf der Weide. Zuerst ist eine bestimmte Wiese – eine Idee oder Meinung – das ganze Vergnügen der Herde und keine andere Weide gilt ihr etwas, bis die erste kahl gefressen ist. Dann wandert ein alter Widder oder ein abenteuerlustiger Hammel auf neues Terrain, entdeckt süßes Gras und wohlschmeckende Kräuter und bald folgt die ganze Herde in Einzeltieren oder paarweise. Sobald Dick Talbot und Hal Clemin sich auf Williams Seite geschlagen hatten, vergaßen auch Hugh Tusser, Wat Fitzhugh und Peter Rawlings allmählich, dass sie den Unterkoch jemals als geheimnistuerisch oder düster empfunden hatten.
    In dieser Herde von Küchenschafen war Jack Priddy so etwas wie ein Ziegenbock. Er war vierzehn oder fünfzehn, fast schon ein Mann und nicht gerade feinfühlig. Er hatte eine Nase für den Duft der Lust und kein amouröses Geheimnis blieb lange vor seinem neugierigen Geschnüffel verborgen. Ned interessierte ihn nicht mehr. Jack wusste, dass ein so hübscher und zurückhaltender Mann wie William Verlangen anzieht, so wie die Rose unweigerlich jede Biene anlockt. Es würde andere hoffnungslose Liebhaber geben, die er quälen konnte; er musste nur abwarten und wachsam sein.
    Eines Tages wurde Jacks Geduld durch einen raschen Blick auf Bess belohnt, die mit einem Korb voller Leinenwäsche in der Speisekammer lauerte. Die Speisekammer lag nicht genau auf dem Weg zwischen den Hintertreppen und der Wäscherei; also quetschte Jack seine schlanke Gestalt hinter eine Mehlkiste und wartete auf mögliche Enthüllungen.
    Bess hielt bei der Tür zur Speisekammer inne, sah sich furchtsam um, spähte in die Küche, errötete, seufzte und schlich mit traurigem Blick wieder fort. Als sie gegangen war, kroch Jack aus seinem Versteck hervor und spähte ebenfalls in die Küche. Er sah Master Williams Profil ganz in der Nähe über einen Korb mit Aalen gebeugt. Jacks feuchtes und zahnlückiges Lächeln bedeutete nichts Gutes für die Wäscherin.
    Von nun an blieb Jack Bess hart auf den Fersen. Sie konnte sich kaum der Speisekammer oder der Spülküche nähern, ohne dass der Bratenwender irgendwo hervorsprang und ihr spöttisch von Master Williams männlicher Schönheit und Master Williams mönchischem Lebenswandel berichtete. Das war ein netterer Zeitvertreib als Ned und mehr nach Jacks Geschmack, denn während Ned auf seinen Folterer mit knochigen Fäusten eingedroschen hatte, errötete Bess nur und hob den Busen auf höchst anregende Weise. Dieser Anblick war die Ohrfeigen und zerkratzten Hände wert, die ihn sein Spiel kostete.
    Bald hatte William als Einziger noch nicht bemerkt, dass die stolze Bess ihr Herz an den neuen Unterkoch verloren hatte. Sie stand ganz offen neben dem Herd oder an der Speisekammertür und hatte die Kittelbänder am Hals gelöst. In ihrem Blick zeigte sich Hunger; sie war wie eine Jagdhündin, die immer wieder von dem grasenden Hasen fortgezerrt wird. Die Küchenmeinung zog den Hasen der Hündin vor – besonders weil er Bess mit einer ausgesuchten Höflichkeit behandelte, welche die Beobachter genauso stark belustigte, wie sie die Wäscherin verwirrte.
    Diese Höflichkeit, die so unvermeidlich und katholisch war wie der Segen am Ende der Messe, verleitete schließlich die Küchenherde dazu, sich auf Williams Seite zu schlagen. Peter Rawlings bemerkte als Erster, dass Master William immer einen willigen Jungen fand, der für ihn Handlangerdienste machte. Also gewöhnte Rawlings es sich ab, seine Untergebenen mit Schlägen zur Eile anzutreiben. Dann hielten sich Wat Fitzhugh und Dick Talbot gleichermaßen im Zaume und brüllten nicht mehr herum. Je mehr Köche ihrem höflichen Beispiel folgten, desto weniger Töpfe ließ die belagerte Bruderschaft der Waschzuber fallen und desto weniger Soßen brannten an, desto weniger Braten versengte und desto williger wurde jede Aufgabe erledigt. Während Williams Einfluss sich wie ein Frühlingsregen in der Speisekammer und der Küche ausbreitete, spürte Master Hardy, dass ihm seine Autorität unter den Händen entglitt.
    Da Master Hardy auf seine Weise ein gerechter Mann war, erkannte er bereitwillig die Leistungen eines Untergebenen an. Offen gab der Meisterkoch zu, dass William Flower Talent für

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