Die Blume der Diener
und Junkern viel Freude mit ihm.
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Master Flower glitt in seine neue Stellung als Aufseher so bequem hinein wie eine Hand in einen passenden Handschuh. Sein Platz befand sich bei dem Auftragebord und seine Aufgabe war es, das Fleisch vorzulegen und zu entscheiden, welcher Page die Lerchenpastete und welcher Zeremoniendiener den Keilerbraten hereinbringen sollte. Das Auftragebord stand im Durchgang, von dem aus er nicht nur das Blöken der Küchenherde hören konnte, die sich über die Huren von Cygnesbury und den Preis von weißem Hering unterhielt, sondern auch das ferne, süße Gemurmel der Lords, Ritter und Barone, die sich um den königlichen Thron versammelt hatten und über Politik sprachen.
Den ganzen Winter hindurch waren die Gespräche der Adligen langweilig und unergiebig gewesen: Lady Blanche war aus dem Bett ihres Gatten und in das von Sir Edward Sewale gekrochen; Lord Molyneux, der bei der letzten Keiler-Jagd früher als der König einen Eber erlegt hatte, schmachtete noch immer in Ungnade; der König selbst war trübselig und launenhaft wie eine trächtige Frau. Die Pagen verteilten sowohl Neuigkeiten als auch Speisen und erklärten, sie seien diese einfarbige Winterlandschaft leid und dankten dem Himmel für das Herannahen des Frühlings, der immer wieder allen Arten von Klatsch Vorschub leistete. Dies war für sie eher die Jahreszeit des Frohlockens denn der Buße. Am Aschermittwoch kam die Kunde nach Cygnesbury, dass König Arnaud de Gallimand eine formelle Gesandtschaft herschicken würde, die eine Allianz zwischen König Lionel von Albia und König Gallimands einziger Tochter, la Haulte Princesse Lissaude, schmieden sollte.
Nun war König Lionel von Albia ein lebhafter junger Mann, groß, mit gelbem Haar und kräftig gebaut, dem die Jagd und der Turnierplatz mehr Spaß bereiteten als der Ratssaal oder der Beichtstuhl. Er war unbesonnen und von aufbrausendem Temperament – eine unglückliche Mischung für den König eines kleinen Landes. Seine erste Handlung nach der Thronbesteigung hatte darin bestanden, an der Seite des jungen Grafen von Toulworth nach Brant hinaufzugaloppieren und den Versuch zu unternehmen, das kleine Bergreich für Albia zu erobern. Aber das Kriegsglück hatte sich in schrecklicher Weise gegen ihn gewandt und nach sechs Monaten war König Lionel wieder gen Süden gehumpelt; er hatte seine halbe Armee im Hochland von Brant verloren. Toulworth hatte er dort nicht zurückgelassen, obwohl der Graf in der letzten, entscheidenden Schlacht gefallen war. Lionel hatte den Körper seines Freundes mit allen Ehren nach Hause gebracht und ihn neben dem Altar der Damen-Kapelle in der Abtei von Cygnesbury begraben.
Seit jenem Tag war König Lionel in seinem Schloss in Cygnesbury geblieben und hatte die Errichtung eines Mausoleums von herausragender Schönheit und überwältigenden Kosten über dem Grab des jungen Grafen beaufsichtigt. Er hatte weder den Hof zum Weihnachtsfest nach Harldon geführt noch das Turnier in der letzten Zwölfnacht abgehalten. Betroffen von der ausufernden Trauer ihres Monarchen, hatten all jene Adligen, die seit seiner Krönung nicht mehr bei Hofe gewesen waren, ihre Besitzungen verlassen und waren mit ihren Gemahlinnen und ihrem Gefolge in einem besorgten Schwärm über Cygnesbury hereingebrochen. Angesichts so vieler neuer hungriger Münder hatte Lord Roylance allen Grund, sich über die daraus entstehenden Kosten aufzuregen. Noch mehr Grund aber hatte er, zehn Taler und eine gute Gewandung für einen fähigen Aufseher auszugeben.
Überall auf den Hintertreppen und inneren Korridoren huschten Diener und Pagen aus der Provinz umher und klatschten, wo sie gingen und standen. Es war höchste Zeit, dass der König sich verheiratete, entschieden sie: Mindestens zweiundzwanzig war er schon. Ein guter Mann und freigebig, aber kein so guter König wie sein Vater. Wo blieb sein Pflichtgefühl? fragten sie sich. Wo war seine Frau? Wo war sein Thronfolger? Sein Vater Geoffrey hatte bereits mit achtzehn geheiratet und seinen ersten Sohn in der Hochzeitsnacht gezeugt, falls Prinzessinnen genau wie das gemeine Volk ihre Kinder neun Monate lang unter dem Herzen trugen. Prinz Arthur war ein ernstes, weises und frühreifes Kind gewesen. Doch Arthur war mit dreizehn Jahren gestorben – durch die Pocken dahingerafft am Vorabend seiner Mannhaftigkeit. Und seine Mutter, die sanfte Maud, war kurz nach ihrer dritten Fehlgeburt verblichen.
Trotz dieser doppelten Trauer hatte
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