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Die Blume der Diener

Die Blume der Diener

Titel: Die Blume der Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delia Sherman
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gegriffen und statt ihrer Robin erwischt hatte!
    Die junge Gräfin von Pascourt lächelte anmutig, während sie sich erhob, und sah erstaunt, wie der König errötete und zurücklächelte. Trompeten spielten einen Tusch, als er sie mit frühen Rosen krönte, sie dann zu einem mit Blumen bekränzten Thron geleitete und sie bat, sich niederzulassen. Tief beeindruckt setzte sie sich wie ein folgsames Kind zwischen den König und den Botschafter; sie plapperte glücklich über alles Mögliche und wunderte sich lauthals über die rückständigen Gewänder der Stadtfrauen.
    Unter der von einem Baldachin überwölbten Tribüne für die königliche Gesellschaft schwärmten Zuschauer aller Art über den Platz und die Wiese. Die Lords und Ladies des Hofes hockten wie vielfarbige Blumen in den übereinander liegenden Bankreihen, tranken Wein und unterhielten sich lachend. Angehörige der städtischen Gilden saßen mit ihren Frauen in getrennten Ständen neben den Schranken des Turnierplatzes und verzehrten Unmengen von Früchten und heißen Pasteten. Zwischen ihnen und um sie herum irrten all jene Taugenichtse, die von solchen Veranstaltungen angezogen werden wie eiserne Feilspäne von einem Magneten: Tagelöhner, Lehrlinge, Bettler, Quacksalber, Beutelschneider.
    Kurz nachdem die Königin des Turniers gekrönt war, trat eine bunt zusammengewürfelte Reiterinnenschar in die Schranken; sie waren gekleidet in verschiedenfarbige Tuniken, kurze Umhänge und Kapuzen mit langen, hängenden Spitzen, die wie Wimpel hinter den Köpfen ihrer Trägerinnen herflatterten. Sie stellten juwelenbesetzte Dolche an der Hüfte wie Gecken zur Schau, doch ihre flötenden Stimmen wiesen sie als ein liederlicher Haufen von Cygnesburys besten Huren aus. Sie schlenderten kess auf und ab, versprachen unmögliche Freuden und liebäugelten mit den Rittern. König Lionel lachte herzlich und warf der hübschesten eine Rose zu, bevor er seinem Herold das Zeichen gab, die Trompete zu blasen und damit die Recken auf den Turnierplatz zu rufen.
    Fünfzig Ritter verneigten sich an jenem Tag vor dem König – die feinsten Recken aus ganz Albia, Gallimand, Rin und Capno. Von der Terz bis zur Non brachen sie Lanze nach Lanze an den Schilden ihrer Gegner und manch tapferer Ritter wurde mit zerschmettertem Kopf oder Arm davongetragen. Sir Edmund Sewale riss einen jungen Chev a lier aus dem Sattel, fiel jedoch kurz darauf einem gallimandischen Ausfall zum Opfer. Lord Molyneux überstand vier Runden unversehrt, wurde aber schließlich vom Pferd gestoßen und schwer humpelnd von seinem Junker fortgeführt.
    Der tapferen Angriffe und mächtigen Waffentaten waren viele, doch nach und nach wurden die Schatten länger. Allen Beobachtern war inzwischen klar, dass der unbestrittene Sieger des Tages ein gewisser Sir Lawrence Ostervant war, ein Ritter aus dem Haushalt des Königs. Hoch auf seinem großen, roten Schlachtross hatte er jeden angreifenden Ritter wie stehendes Getreide niedergemäht, bis er allein noch im Sattel saß, als der letzte Trompetenstoß erscholl. Der Herold verkündete laut seinen Namen und rief ihn in allen Ehren herbei, damit er seine Belohnung aus der Hand der Königin der Liebe und Schönheit empfange.
    Sir Lawrence ritt zur königlichen Tribüne, legte seinen Turnierhelm ab, zog die schwarze Panzerkapuze darunter zurück und entblößte feuchtes, lockiges Haar und ein schmales, düsteres Antlitz. Feierlich krönte ihn die kleine. Königin mit Lorbeer und reichte ihm die weiße Hand zum Kusse. Diese Zeremonie vollführte er mit schmeichelhafter Leidenschaft. Lady Alyson lächelte etwas bang, erlaubte es aber, dass er ihre Hand festhielt, während ein Stalljunge seinen Preis – ein edles braunes Rennpferd – an den Schranken entlang zu ihm führte.
    Die Worte, die Lady Alyson jetzt klar, deutlich und ohne Zögern sprach, hatte König Lionel ihr eingepaukt: »Sir Lawrence Ostervant, nehmt bitte Euren wohlverdienten Preis aus meiner Hand entgegen und haltet auf ewig der Liebe und Schönheit die ritterliche Treue, die Ihr am heutigen Tage bewiesen habt.«
    »Das werde ich, Madame«, antwortete Sir Lawrence. Aber anstatt sein Pferd in Empfang zu nehmen und es aus den Schranken zu führen, drückte er weiterhin Lady Alysons Hand, bis sie sie schließlich ungeduldig fortzog.
    »Schämt Euch, Sir«, zischte sie halb wütend, halb lachend und ganz rot vor Verlegenheit. Dann entstand eine peinliche Stille, während Sir Lawrence seufzte und Lady Alyson sich

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