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Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Blumenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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nehmen wollte, entwischte sie ihm und lief schnell zum Wirt.
    Catherine kam so bald wieder, dass Philibert den Wagen noch gar nicht vorgefahren hatte.
    »Du findest sie doch für mich wieder, ja?«
    »Ich werd’s jedenfalls versuchen, aber bei dem Schnee wird das nicht ganz einfach.«
    Bonaventure, der dicke Kutscher der Comtesse d’Angoulême, der gerade für François abgestellt worden war, hielt sie auf und riet ihnen, besser die Straße nach Orléans abzusuchen.
    »Dahin werden doch die Polizisten geschickt«, wandte Catherine ein, »wir können nicht alle in der gleichen Gegend suchen.«
    Bonaventure zuckte die Schultern und verzog sich in die Küche, ohne weiter an das Waisenkind zu denken, um das so viel Aufhebens gemacht wurde. Das war doch nichts Besonderes. Kinder reißen oft mal aus und tauchen meistens irgendwann wieder auf.
    Philibert hatte einen kleinen Wagen genommen, und Catherine setzte sich zu ihm auf den Kutschbock. Den Kopf an seine Schulter gelehnt begann sie zu träumen.
    Sie spürte den warmen Männerkörper und seufzte genüsslich. Ob sie den braven jungen Mann heiraten sollte? Es war nämlich nicht besonders ehrenhaft, einen Galan zu haben, der einen erst entjungferte und dann mit der Schande sitzen ließ.
    »Möchtest du mich heiraten, Philibert?«, fragte sie ihn also plötzlich, ohne ihn dabei anzuschauen.
    Vor Schreck hätte der Arme beinahe den Wagen in den verschneiten Straßengraben gefahren.
    »Ich, äh, aber…«
    »Sag einfach nur ja oder nein!«, ließ sie nicht locker.
    Aber Philibert zog es vor zu schweigen, also redete sie einfach weiter.
    »Bei Madame Marguerite geht es uns gut. Sie zahlt besser als Madame Louise. Und wir wissen, dass wir viele Jahre bei ihr bleiben können. Wir könnten sparen und uns später ein kleines Haus nur für uns und unsere Kinder kaufen.«
    »Unsere Kinder!«
    Philibert war so verdattert, dass er gar nicht richtig lenken konnte. Eins war sicher! Den Tag, an dem er mit Catherine losgefahren
war, die kleine Mathilde zu suchen, würde er so schnell nicht vergessen.
    »Aber ja doch, unsere Kinder! Sie könnten zusammen mit Marguerites Kindern aufwachsen und die gleichen Ammen haben.«
    Sie schien sehr zufrieden mit ihren Plänen, auch wenn sie dabei das letzte Wort ihrer Herrin noch außer Acht gelassen hatte.
    »Überleg’ es dir, Philibert«, sagte sie abschließend. »Morgen Abend erwarte ich deine Antwort.«
    »Jetzt müssen wir erst mal die kleine Mathilde finden«, wechselte sie das Thema und legte vertraulich ihre Hand auf Philiberts Arm. »Halt einmal an. Wir müssen zu Fuß am Straßenrand und hinter den Büschen suchen.«
    »Ein Jammer, dass die Sicht so schlecht ist.«
    »Es nützt nichts, wir müssen sie trotzdem finden. Ich hab dir doch gesagt, wie sehr ich an der Kleinen hänge.«
    Mehrere Stunden lang suchten sie den Weg nach Amboise ab und riefen immer wieder Mathildes Namen. Aber die tief verschneite Landschaft machte es ihnen wirklich nicht leicht.
    »Eigentlich kann sie nicht weit sein. Mit ihren kleinen Füßen kommt sie doch nicht weit.«
    »Vielleicht ist sie ertrunken.«
    »Nein, Philibert, wie kannst du so was sagen!«, rief Catherine entsetzt. »Ich weiß, dass sie Angst vor dem Wasser hat.«
    Sie suchten noch eine ganze Weile vergeblich weiter, bis sie der erneut einsetzende Schneefall schließlich zum Umkehren zwang.
    »Bei der Kälte muss sie ja erfrieren«, jammerte Catherine und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
     
    François und seine Gefährten befanden sich auf dem Rückweg von Amboise und hatten es offensichtlich eilig.
    »Spätestens in einer Stunde sind wir in der Königsklause, rief er Bonnivet zu, der ihn seit Kurzem zu überholen versuchte, während Montmorency und La Marck zurückgefallen waren.
    »Und in spätestens zwei Stunden hast du die hübsche Herbergstochter in deinem Bett«, feixte Bonnivet, wohl wissend, dass er noch mit seinem Kameraden um die Gunst der jungen Magd rivalisieren würde.
    Leider musste er dem zukünftigen König von Frankreich und besten Freund ziemlich oft den Vortritt lassen.
    Beim Gedanken an Marguerite, die sich ja vielleicht doch einige Avancen von ihm gefallen lassen würde, trieb er sein Pferd mit der Peitsche an. Leider schien ihr der junge Marot sehr gut zu gefallen, und so wie die Dinge standen, war er dem kleinen Dichter gegenüber im Nachteil, weil der einfach ihre Hand nehmen und ein paar Verse deklamieren konnte. Aber so schnell gab sich Guillemin nicht

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