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Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Blumenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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zu wenig über das kleine Mädchen in Erfahrung gebracht. Béraude hatte er nicht mehr
aufgesucht, seit er sich sicher war, dass sie ihm alles gesagt hatte, was sie wusste.
    Bei seinem zweiten Besuch hatte sie ihm keinen einzigen zusätzlichen Hinweis geben wollen, bis er den Forderungen der jungen Frau nachgekommen war und ihr alle wollüstigen Wünsche erfüllt hatte.
    Nach dieser erneuten körperlichen Begegnung, wegen der Mathias ein schlechtes Gewissen hatte, von dem er sich lange nicht erholte, hatte ihm die schamlose Béraude gestanden, dass sie das Kind an eine edle Dame verkauft hatte, die es für eine Freundin wollte, die sich sehnlichst ein Kind wünschte. Die Kundin hatte sehr viel Geld für das Mädchen bezahlt und schien mit dem Geschäft zufrieden.
    Bei einem dritten Treffen, das genauso verlief wie die beiden zuvor, erfuhr Mathias schließlich den Namen der Kundin. Sie hieß Roxane de Romaincourt.
    Jetzt gab es keinen Grund mehr, Béraude zu treffen. Seine Aufgabe würde es nun sein, die ganze Normandie nach einer Frau abzusuchen, die ein vierjähriges Mädchen adoptiert hatte. Mathias war verzweifelt – er musste die Nadel im Heuhaufen finden. Und jedes Mal, wenn er erfolglos von seiner Suche zurückkehrte, verschlechterte sich seine Laune.
    Eigentlich wollte Alix keine Fragen stellen. Dennoch gab es eine, die ihr immer wieder in den Sinn kam. Hatte Mathias mit der Frau geschlafen, so wie er es bei ihrem schrecklichen Streit angedeutet hatte? Sie würde ihn nicht danach fragen, aus Angst, das gute Verhältnis zwischen ihnen wieder zu verderben. Außerdem hatte sie eigentlich auch kein Recht dazu. Noch hatte sich Alix nicht in seine Arme geworfen, noch hatte er sie nicht besessen.
    Die Kälte, die nach der heftigen Auseinandersetzung zwischen
ihnen geherrscht hatte, war einem herzlichen Einverständnis gewichen. Der Wunsch, gemeinsam etwas zu erreichen, was Mathias allein nicht vermochte, verband sie.
    Nach wie vor reagierte Mathias sehr zurückhaltend, wenn ihm Alix einmal einen zärtlichen Blick schenkte oder bei dem Gedanken, ihre beiden Töchter würden vielleicht nie zusammenfinden, zu verzweifeln schien. Dann tröstete er sie und redete beruhigend auf sie ein, damit ihre übergroße Nervosität nicht die wichtigen Entscheidungen beeinträchtigte, die sie treffen mussten. Dennoch verhielt er sich ihr gegenüber eher distanziert und redete eigentlich auch nur mit ihr, wenn es um die bevorstehende Abreise ging.
    Abends kam Mathias, um den Kindern gute Nacht zu sagen. Wenn Alix im Zimmer war, betrachtete sie ihn lange, aber er sah sie nicht an und wünschte ihr nur widerwillig eine gute Nacht. Dann seufzte sie betrübt. Wie gern hätte sie sich jetzt seine Zärtlichkeiten gefallen lassen, aber je mehr sie sich danach sehnte, umso weniger schien er sie zu wollen.
    Doch hin und wieder blitzte es in seinen blauen Augen auf, und Alix spürte seine warme Hand auf ihrer Schulter, wie schon Tausende von Malen seit Jacquous Tod.
    Endlich brach der Tag der Abreise an. Léo hatte die Pferde gesattelt, und sie machten sich auf den Weg, während dicke weiße Schneeflocken vom Himmel fielen und lautlos auf ihre warmen, pelzgefütterten Umhänge sanken.
     
    Kaum hatten sie Tours verlassen und den Weg an der Loire entlang Richtung Mans genommen, als die Pferde wegen des Schneesturms, der über den Himmel fegte, sichtlich langsamer wurden.
    Der Schnee war schwer und pappig und erschwerte das Vorwärtskommen.
    Schon seit Tagen war die Landschaft wie in Watte gepackt, die jedes Geräusch verschluckte.
    Es wurde Mittag, ohne dass es aufgehört hätte zu schneien. Mittlerweile hatte der Schnee alles mit einer dicken, milchigweißen Schicht zugedeckt.
    »Wie ärgerlich!«, klagte Alix. »Wir können doch jetzt noch nicht Halt in einem Gasthaus machen. Wenn wir in dem Tempo weiterreiten, wird es Frühling, bis wir in der Normandie sind!«
    »Trotzdem müssen wir einkehren«, meinte Mathias und ließ die Zügel los. Aber der sonst so stürmische Hector schien vor den widrigen Umständen kapituliert zu haben.
    »Hüh, mein Pferd, geh doch bitte etwas schneller. Sieh nur, Césarine hält diesmal mehr aus als du.«
    Ein bisschen grob nahm er die Zügel, um Hector anzutreiben. Das Pferd war sonst wirklich brav und duldsamer als Césarine, aber solchen Schnee kannte Hector noch nicht. Er konnte sich zwar mit größter Vorsicht auf vereistem Boden bewegen, kam aber mit der kalten, wattigen Masse, die ihm bis zu den Knien

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