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Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Blumenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Licht der Welt erblickt hast.
Warum willst du so dumm sein und dir selbst den Weg zu Ruhm und Ehre verbauen? Warum wegen diesem Mädchen alles kaputt machen? Es gibt genug andere Schönheiten, mein Sohn. Das wird deinen kundigen Blicken nicht verborgen geblieben sein.«
    Er seufzte.
    »Sobald Prinzessin Claude ihr Kind zur Welt gebracht hat, besorgen wir dir eine Mätresse.«
    »Muss das wirklich sein, Mutter?«, protestierte Marguerite. »Die französische Krone hat schon bestimmt, welche Frau François heiraten musste. Sollte er sich da nicht wenigstens seine Favoritin selbst aussuchen dürfen?«
    François warf sich in die Arme seiner Schwester.
    »Ich danke dir, geliebte Schwester!«, rief er. »Du verstehst mich wirklich!«
    »Ich verspreche dir, Mutter«, fuhr er an Louise gewandt fort, »dass ich Mary von England keines Blickes mehr würdigen werde.«
    »Wenn ich es nur glauben könnte!«, seufzte Louise.

23.
    Alix kam es wie eine Ewigkeit vor, dabei war Mathias erst am Abend zuvor aufgebrochen. Sie wollte nicht mehr ohne ihn sein und vermisste ihn, sobald er nicht in ihrer Nähe war.
    Überzeugt, dass er ohne die Galanterien aus Paris zurückkommen würde, hielt sie einen kurzen Besuch in den Werkstätten von Felletin für unumgänglich, wenn Mathias zurück war. Der Diebstahl des Teppichs musste endlich aufgeklärt werden.
    Sollte Mathias in Tours bleiben wollen, würde sie sich mit Léo und vielleicht auch mit Pierrot auf den Weg machen. Pierrot hatte einen scharfen Blick, dem so schnell nichts entging. Weil er außerdem an der Anfertigung des Teppichs beteiligt gewesen war, machte ihn sein Verschwinden besonders betroffen. Pierrot wollte den Teppich unbedingt finden und war ihr deshalb bestimmt eine große Hilfe. Außerdem würde sich Mathias weniger Sorgen um sie machen, wenn sie mit zwei Beschützern unterwegs war.
    Alix wollte versuchen noch im Herbst aufzubrechen, weil eine Reise in die ihr unbekannte und sehr gebirgige Gegend im Winter viel zu gefährlich wäre.
    Sie drehte sich nach ihren Zwillingen um, die Hand in Hand zu ihr gelaufen kamen. Seit sie sich hatten, waren sie unzertrennlich.
Sicher würde jede von ihnen eines Tages ein wenig Eigenständigkeit, ein eigenes Temperament und besondere Vorlieben entwickeln, aber noch war ihr glückliches Wiedersehen so frisch, dass sie keine Sekunde ohne die andere sein wollten.
    »Ich will nicht, dass du verreist, Mama!«, rief Valentine.
    »Ich auch nicht!«, wurde sie von Mathilde unterstützt.
    Alix nahm ihre Töchter in den Arm, drückte sie an sich und genoss ihren köstlichen Duft. Vier kleine Hände hielten sie fest. Gott, wie eins sie sich mit ihnen fühlte! Wie hatte sie nur die vier Jahre Düsternis ausgehalten?
    »Davon ist noch gar nicht die Rede, meine Süßen. Das besprechen wir in aller Ruhe, wenn euer Vater wieder zu Hause ist.«
    Nicolas war den Kleinen gefolgt.
    »Komm her, mein Lieber, lass dich umarmen!«
    Der Junge ging zu Alix und ließ sich von ihr herzen. Dann nahm er Valentines Hand und fragte sie: »Sollen wir zusammen Amandine und Fougasse besuchen?«
    Als Valentine begeistert nickte, nahm Mathilde sofort ihre andere Hand und rief: »Ich will auch mit!«
    Nicolas warf ihr einen finsteren Blick zu, sagte aber nichts, und die drei Kinder verschwanden Richtung Stall, wobei sie auf die Bertille trafen, die einen Brief in der Hand schwenkte.
    »Du hast Post bekommen, Alix«, sagte die alte Dienerin und reichte ihr den Brief.
    »Der ist bestimmt von der Comtesse Louise!«, riet Nicolas.
    »Stimmt, mein Junge«, sagte Bertille, »er trägt das Siegel der Angoulême.«
    »Liest du uns den Brief vor, Lilis?«
    »Mal sehen, vielleicht heute Abend. Jetzt geht erst mal spielen und bleibt in der Nähe.«
    »Geh bitte mit, Tania«, rief sie dann, »ich möchte nicht, dass die Mädchen unbeaufsichtigt sind, auch wenn Nicolas dabei ist.«
    Als die Kinder gegangen waren, öffnete sie den Umschlag und begann zu lesen:
    Meine liebe Alix,
     
    ach, wenn Ihr wüsstet, welche Qualen ich in den vergangenen Monaten durchgemacht habe und immer noch durchmache ! Wer hätte geahnt, dass mir veränderte Umstände so zusetzen würden? Mary von England, dieses viel zu junge, hübsche kleine Biest, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Die Neuigkeit hat mich wie ein Donnerschlag getroffen, und ich bin starr vor Entsetzen, ja kaum noch am Leben. Solche Alpträume hatte ich nicht einmal, wenn Königin Anne niederkam! Und jetzt das, so kurz vor dem Ziel!

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