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Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Blumenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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übertrifft an Dummheit noch den König, der sich vor diesem Weib so albern aufführt, dass sich der ganze Hofstaat über ihn lustig macht.«
    Marguerite trat zu ihrem Bruder und wollte ihn liebevoll zur Vernunft bringen. Behutsam fuhr sie ihm übers Haar und die Wangen mit dem noch spärlichen Bartwuchs. François nahm die Hand seiner Schwester und küsste sie zärtlich.
    »Mutter hat wirklich recht«, meinte sie freundlich. »Habt Ihr Mary schon geküsst?«
    »Noch nicht!«, gab ihr Bruder trotzig zur Antwort.
    »Dann wird es auch kein heimliches Rendezvous geben«, versicherte Marguerite und lief zu ihrer Mutter. »Ich kenne François. Wenn es ihm bis jetzt nicht gelungen ist, Mary zu küssen, ist es wohl schwieriger, als es den Anschein hat.«
    »Ich kenne ihn auch, mein Kind, und ich weiß, dass er seine gesamte galante Erfahrung zum Einsatz bringen wird für einen nicht wiedergutzumachenden Akt in irgendeinem verschwiegenen Alkoven.«
    Leider hatte Louise recht, und Marguerite wusste das auch. Dennoch wollte sie ihren Bruder weiter verteidigen, aber die Mutter unterbrach sie streng.
    »Ihr träumt, mein Sohn, doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Hier geht es nicht um irgendein Dienstmädchen, mit dem Ihr Euch mal eben ganz nach Belieben in einem Gasthaus oder in einer Scheune vergnügen könnt. Und es geht auch nicht um eine Mätresse, die Euch ihre Gunst erweist. Wir haben es hier mit der Königin zu tun, und wenn Ihr ihr einen Sohn macht, besteigt der eines Tages den Thron, während Ihr nach Cognac oder in irgendein anderes armseliges Schloss zurückmüsst.«
    Breitbeinig baute sie sich vor ihm auf.
    »Es geht um die Königin. Versteht Ihr? Um die Königin! Ihr habt aber Claude geheiratet, die Tochter des Königs. Mary ist Eure Stiefmutter, ob es Euch nun passt oder nicht.«
    Obwohl er große Achtung vor seiner Mutter hatte und sie noch immer außer sich war, musste François beim Gedanken an seine doch sehr junge und überaus hübsche Stiefmutter lächeln.
    »Lächelt nur, mein Sohn! Ja, lächelt nur! Wenn Ihr ihr erst einen Bastard gemacht habt, wird der Euren eigenen Sohn an Rang und Namen übertreffen.«
    »Das stimmt«, gab Marguerite zu. »Vor dieser Tatsache kannst du doch nicht die Augen verschließen.«
    »Zu wem kannst du dann noch gehen, an dem Tag, an dem dir die Krone Frankreichs aus den Händen gleitet?«, fragte Louise.
    Endlich duzte ihn seine Mutter wieder! François atmete erleichtert auf und hoffte, ihr Zorn würde sich allmählich legen.
    »Begreifst du denn nicht, dass Mary dieses Kind unbedingt will, um sich endgültig an Frankreich zu binden? Verstehst du nicht, dass sie Angst hat, ihr alter Mann könnte daran scheitern?«
    »Das glaube ich auch«, meinte Marguerite. »Ein unheilvoller Schatten schwebt über ihr. Merkst du nicht, mit welch verbissenem Ehrgeiz sie dir alles wegzunehmen versucht?«
    »Und dafür haben wir all die Jahre gekämpft!«
    Louise hatte sich tatsächlich wieder einigermaßen beruhigt.
    »Mary von England will einen Sohn, und sie tut alles dafür, diesen Sohn zu bekommen. Offenbar ist sie ziemlich skrupellos. Und du bist drauf und dran, ihr in die Falle zu gehen. Mein armer dummer Junge!«
    »Und was ist mit Suffolk?«, fragte François plötzlich betont unbeteiligt.
    Louise und Marguerite waren sprachlos.
    Suffolk! Ja, richtig! Der schöne Engländer, der in die junge Königin verliebt war. Der verführerische Botschafter, der nicht von seiner Beute lassen wollte. François hatte natürlich recht.
    »Da hast du recht, und das beweist mir, dass du zum Glück noch nicht vollständig den Verstand verloren hast. Du musst aber wissen, mein Sohn, dass ich auch diese Eventualität bedacht habe. Ich werde also meine Beziehungen spielen lassen, um diesen Störenfried aus dem Weg zu räumen.«
    Sie trat zu ihrem Sohn und nahm seine Hand.
    »Zerstöre nicht alles, was ich geschaffen habe, mein Kleiner. Seit beinahe zwanzig Jahren kämpfe ich mit Leib und Seele dafür.«
    Vor Rührung schluckte François schwer. Natürlich waren die Befürchtungen seiner Mutter berechtigt, und er hatte sich bisher reichlich unvernünftig benommen. Grund genug für den Zornausbruch seiner Mutter, dessen Urheber er schließlich war.
    »Ich will nicht, dass du dir um mich Sorgen machst«, brach es aus ihm heraus, und er nahm die Hand seiner Mutter und küsste sie zärtlich, beinahe verträumt.
    »Ich kämpfe darum, seit du geboren bist. Eigentlich habe ich schon darum gekämpft, ehe du das

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