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Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Blumenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Ordnung. »Ich werde Euch diese junge Frau jetzt entführen, weil ich nämlich wissen will, ob ihre Rückkehr aus Italien gut verlaufen ist.«
    »Habt Ihr Euch da unten kennengelernt?«, fragte François und lächelte Françoise de Foix an, die auf ihn zukam.
    »Ja, in Florenz«, gab Alix zur Antwort.
    Doch der Duc d’Amboise war offenbar nicht gewillt, sich noch länger an der Unterhaltung mit den ausgelassenen Gefährten von François d’Angoulême zu beteiligen.
    »Gehen wir, Alix. Die jungen Herren hier haben genügend hübsche Mädchen im Schlepptau, die ihnen bestimmt gern Gesellschaft leisten.«
    Er nahm ihren Arm und gab ihr zu verstehen, dass sie aufstehen solle. Mit einem bedauernden Blick verabschiedete sich Alix von dem fröhlich lärmenden Trupp junger Männer, die sich gerade, allen voran François d’Angoulême, um Françoise de Foix scharten, und ließ sich von Charles d’Amboise wegführen.
    »Nichts wie weg von diesem Höllenspektakel! Was sind das nur für dumme Schnösel! Ich dachte schon, das Bankett nimmt überhaupt kein Ende mehr.«
    »Warum seid Ihr denn dann der Einladung gefolgt, wenn es Euch nicht gefällt?«
    »Weil ich hoffte, ich würde Euch hier schon viel früher treffen.«
    »Wegen mir! Wer hat Euch denn gesagt, dass ich kommen würde?«
    »Das war der König. Ja, der König hat mir von dem Teppich erzählt, den Ihr ihm bald liefern wollt. Und zu meiner großen Überraschung sagte er bei der Gelegenheit: ›Die Comtesse d’Angoulême hat die junge Weberin übrigens zu Marguerites Hochzeit eingeladen.‹«
    »Das stimmt, ich will dem König den Trojanischen Krieg bald bringen. Aber sagt einmal, Charles, Ihr seid doch wohl nicht allein hier?«
    Er sah sie an, zögerte einen Augenblick und sagte dann vorsichtig: »Nein.«
    »Seid Ihr mit Eurer Frau hier?« Er konnte ihrem fragenden Blick nicht ausweichen. »Wo ist sie denn? Ich sehe sie nicht.«
    Wieder zögerte er und fühlte sich mit einem Mal gar nicht wohl in seiner Haut. Es kam ihm vor, als hätte man ihn wie einen dummen Jungen auf frischer Tat ertappt, weshalb er immer noch sehr reserviert antwortete:
    »Sie begleitet die Königin, die sich in ihre Gemächer zurückgezogen hat, um sich für die bevorstehenden nächtlichen Festivitäten zu erholen.«
    Er nahm ihre Hand und sah ihr in die Augen. Bei dem Gedanken an das Bild, das er von ihr haben musste, errötete sie. Das Bild einer hochschwangeren Frau, die teilweise entblößt und halb bewusstlos niederkommt, während sie jeden Moment von einer Kanonenkugel hätte getötet werden können.
    »Bleibt Ihr heute Abend?«, flüsterte er.
    »Nein!«
    »Bitte, Alix, ich muss Euch unbedingt wiedersehen.«
    Ungeduldig entzog sie ihm ihre Hand.
    »Was soll das, Charles? Ich glaube nicht, dass ich Euren Wunsch teile.«
    Aber so schnell gab er nicht auf, nahm wieder ihre Hand und streichelte nun zärtlich ihre Finger.
    »Ihr seid noch jung, Alix. Ihr könnt Euch doch nicht ewig in einer Erinnerung vergraben, die Ihr besser vergessen solltet.«
    »Und warum sollte ich sie vergessen?«
    Er seufzte nur. Offenbar hatte er dem nichts entgegenzusetzen. Es wurde Abend, der Himmel färbte sich rot, und die Kälte drang ihnen allmählich bis auf die Haut.
    »Ihr müsst sie vergessen, weil das Leben weitergeht«, fuhr er fort und hauchte einen Kuss auf ihre Hand. »Euer Bild verfolgt mich, Alix.«
    »Welches Bild, Charles? Das von Bologna, wo ich unter Alpträumen litt, oder…«
    »Euer wahres Gesicht, Alix«, unterbrach er sie. »Ich weiß, Ihr seid eine Frau mit vielen Gesichtern.«
    »Meinetwegen, dann müsst Ihr sie eben alle vergessen.«
    So schnell wollte sich Charles d’Amboise nicht geschlagen geben und blickte sie mit seinen grauen Augen begehrlich an.
    »Wie sehr ich mir gewünscht hätte, dass Ihr die lange Rückreise nach Frankreich ohne Eure kleine Eskorte gemacht hättet.«
    »Was wäre dann gewesen?«
    »Ich hätte dafür gesorgt, dass Ihr Sire Van de Veere ganz schnell vergesst.«
    »Seid Ihr nicht ein wenig überheblich?«
    »Kaum«, sagte er lächelnd und zog sie an sich.
    Sie spürte seinen Atem auf ihrem Gesicht und schob ihn weg.
    »Lasst das, Charles. Ich muss jetzt gehen. Im Übrigen wollte sich der Duc d’Alençon mit Euch unterhalten, soweit ich weiß.«
    »Das glaube ich kaum. Er hat sich bereits in Begleitung von Marguerite zurückgezogen.«
    »Dann seht Ihr ihn eben später. Adieu, Charles.«
    Bitter enttäuscht sah er ihr nach.

3.
    Am nächsten Morgen hatten

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