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Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Blumenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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seinem friedlich grasenden Pferd nichts entdecken konnte, machte er sich wieder über Tania her.
    »Bitte sag mir, wo das Kind ist, Théo!«, flehte Tania ihn an. »Bitte sag es mir. Ich schwöre dir, dass ich dich aus der Sache raushalte.«
    Tania seufzte. Ihr Bruder hatte von ihr abgelassen. Er erdrückte sie nicht mehr mit seinem unerträglichen Gewicht und schien sich beruhigt zu haben.
    »Ich weiß nicht, wo das Kind ist. Irgendwo in der Normandie«, antwortete er düster.
    »Warum denn in der Normandie?«
    Tania versuchte die Situation auszunützen, um Théodore mehr Informationen zu entlocken. Jedes Mal, wenn sie sich hier an der Loire trafen, brachte sie etwas mehr in Erfahrung. Aber sie musste sich auch jedes Mal seine Gewalttätigkeiten gefallen lassen. Ihr Bruder, den sie geliebt hatte und der früher ihr Gott und ihr großes Vorbild gewesen war, dieser Bruder hatte sich schrecklich verändert, seit Alix sie und ihn auf dem Sklavenmarkt im Hafen von Genua gekauft hatte.
    Als ihre Mutter, eine der zahlreichen Konkubinen des türkischen Sultans, noch lebte, war er stets zärtlich, aufmerksam und liebevoll zu ihr gewesen. Doch jetzt war Théodore gewalttätig, brutal und verlogen, wovor seine entsetzte Schwester nicht länger
die Augen verschließen konnte. Er war schon so tief gesunken, dass er bereits ein paarmal versucht hatte, ihr Gewalt anzutun. Tania hatte deshalb beschlossen, ihn nicht mehr zu treffen, sobald sie von ihm erfahren hätte, was sie wissen wollte. Hieß das, es bliebe ihr an diesem Abend nichts anderes übrig, als dem Drängen ihres Bruders nachzugeben, um endlich die Wahrheit zu hören?
    »Warum ist es in der Normandie?«, fragte sie noch einmal mit sanfter Stimme.
    »Weil die Dame, der Béraude das Kind gebracht hat, in einer Stadt in der Normandie lebt.«
    »Und wer ist diese Dame?«
    »Ach, lass mich doch damit in Ruhe! Mehr sage ich dir nicht. Bring mir, was ich verlangt habe, dann erfährst du den Rest.«
    »Ich sagte dir bereits, dass ich Alix niemals bestehlen werde!«
    Da fiel er wieder über sie her, und Mathias hörte sie schreien.
    »Nein, bitte nicht, Théo! Fass mich nicht an. Ich hasse diese Küsse. Ich hasse deine Hände, wenn sie mir Gewalt antun. Ich hasse deine Augen, in denen sich der ganze Wahnsinn von deinem kranken Kopf spiegelt. Ich hasse dich, Théo!«
    »Das ist mir egal! Wenn ich will, berühre ich deinen Körper. Ich kann dich küssen und streicheln, wie ich will!«
    »Nein, bitte nicht, Théo!«
    »Ich kann mit dir machen, was ich will. Du gehörst mir, Tania. Unsere Mutter hat gesagt, dass du mich immer lieben, mir folgen und gehorchen musst, und dass du ohne mich verloren wärst.«
    »Du bist es doch, der verloren ist! Begreifst du das nicht?«
    »Ich will dich, und ich kriege dich, Tania. So einfach ist das.«
    Mit Gewalt schlug er ihren Rock hoch und zwängte sich zwischen ihre Schenkel, während er ihre Hände festhielt.
    »Nein, Théo, bitte nicht! Ich flehe dich an! Hast du denn ganz vergessen, wie zärtlich wir als Kinder miteinander waren? Warum bist du auf einmal so böse und brutal zu mir?«
    Tania schrie jetzt, aber Mathias kam ihr nicht zu Hilfe, weil er mehr über das Kind erfahren wollte, von dem sie gesprochen hatten. Er wartete eine Weile, doch ein zweiter markerschütternder Schrei ließ ihn aufspringen und zu dem Boot laufen.
    Der Mann, den sie Théo nannte, lag auf ihr. Er hatte ihr den Rock bis zum Bauch hochgeschoben, ihre Brüste entblößt und stieß gnadenlos zu. Tania hatte aufgehört zu schreien und wehrte sich nur noch matt, machtlos gegen ihren brutalen Bruder.
    »Aufhören!«, brüllte Mathias, der zu dem Boot lief. »Lasst sofort das Mädchen los!«
    Geschmeidig wie eine Katze löste sich Théo von seiner Schwester, sprang auf und stand mit heruntergelassener Hose, erigiertem Glied und geweiteten Pupillen vor Mathias.
    »Mathias!«, rief Tania erschrocken und wusste nicht, ob sie froh über sein Auftauchen war oder sich zu Tode schämen sollte. Der Bauch tat ihr weh, aber sie kümmerte sich nicht darum.
    »Bitte lasst ihn gehen, Mathias. Ich flehe Euch an!«
    »Nicht bevor er mir gesagt hat, wer die Frau ist, der man das Kind gebracht hat.«
    Ein Faustschlag traf ihn in die Magengrube. Théodore hatte ihn wie eine Raubkatze aus dem Hinterhalt angegriffen, aber dafür war Mathias bärenstark. Als sich der andere davonmachen wollte, packte er ihn am Ärmel und verpasste ihm einen Kinnhaken, dass er zu Boden ging.
    »Lauf weg, Théo,

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