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Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Blumenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Mathias an, als wollte er ihn fragen, warum er da in dem Gebüsch hockte. Der Mond verdunkelte sich, und Mathias sah, dass Tania gehen wollte. Plötzlich hatte er das Gefühl, dass es sich bei den beiden doch nicht um ein Liebespaar handelte.
    »Bleib hier!«, rief der junge Mann.
    Den Rest seiner Worte verschluckte ein heftiger Windstoß. Mathias musste sein Gebüsch verlassen und näher ans Ufer kriechen. Ein paar Zweige, Wurzeln und trockenes Laub waren an seinem Mantel hängen geblieben und gaben ihm zusätzlichen Schutz, jedenfalls solange sich Tania und der Mann nicht nach ihm umsahen.
    »Nein, Théo, das mache ich nicht!«
    »Doch. Tu es für mich!«
    Mathias hielt den Atem an und presste sich bäuchlings ins
dürre Gras. Diesmal konnte er die Stimmen unterscheiden und hörte sie so deutlich, als stünden die beiden direkt neben ihm.
    »Auf keinen Fall. Niemals würde ich Dame Alix bestehlen. Aber ich kann dir das Geld geben, das ich verdiene.«
    »Das bisschen reicht mir nicht. Dann muss ich das Pferd verkaufen.«
    »Das darfst du nicht! Es gehört dir doch gar nicht. Es ist Dame Alix’ Pferd.«
    »Was redest du da? Ich kann machen, was ich will!«
    Die Stimmen klangen immer erregter, und Mathias begann zu begreifen, dass ihm dieser Streit viele Fragen beantworten würde.
    »Immer geht es nur um Alix. Alix, Alix, Alix ... Du hast nichts anderes im Kopf. Dabei ist deine Alix ein Luder. Mag sein, dass sie jung, hübsch, reich und mächtig ist, trotzdem ist sie nur ein Luder, das nichts anderes im Sinn hatte, als sich im Bett dieses Florentiners zu wälzen, den ich nicht ausstehen konnte. Und was noch viel, viel schlimmer ist! Diese Frau hat uns auseinandergerissen, sie hat dich mir weggenommen. Du gehörst aber mir, Tania.«
    Mathias hatte das Gefühl, ein Dolch bohrte sich in seine Brust, und es lief ihm eiskalt den Rücken hinunter. Tanias Stimme klang jetzt verschwommen und unscharf, wie aus einem Nebel.
    »Du bist ja verrückt, Théo. Wie kannst du nur so etwas sagen? Sie hat uns von unserem Sklavenschicksal befreit. Aber du warst von Anfang an gegen sie, hast alles verweigert, Himmel und Erde verflucht, bist hasserfüllt, gemein und gewalttätig geworden, während ich ihr dankbar war und bin, weil sie immer gerecht, großzügig und ehrlich mit mir war.«
    Wütend stürzte sich der junge Mann auf sie und drängte sie ans Bootsende.
    »Du bist genau wie sie geworden, Tania, nichts als ein kleines Stück Dreck!«
    »Ich bitte dich, Théo, mach keinen Unsinn!«, schluchzte das Mädchen. »Such dir lieber eine Arbeit, von der du leben kannst. Ich sage keiner Menschenseele, wo du steckst. Und jetzt bist du doch frei, genau wie ich. Außerdem sucht dich Alix nicht. Sie weiß, dass sie mir damit großen Kummer bereiten würde.«
    »Das ist mir egal«, sagte der Mann und lachte verächtlich. »Ich brauche Geld.«
    Plötzlich beruhigte er sich, nahm sie in die Arme und küsste sie zärtlich. Sein Zorn schien verraucht.
    »Wenn du mir sagst, wo das Kind ist, gebe ich dir alles Geld, das ich verdiene«, flehte ihn Tania an.
    Mathias war wie vom Donner gerührt. Die alles erklärenden Worte dröhnten ihm durch den Kopf – »wo das Kind ist« – damit konnte nur Valentines Zwilling gemeint sein. Er bebte vor Ungeduld. Endlich konnte er handeln, Fragen stellen, suchen und Alix geben, wonach sie sich am meisten auf der Welt sehnte: ihr anderes Kind.
    »Du willst mir alles geben, was du verdienst. Du dummes Ding!«
    Wütend stieß er sie von sich.
    »Das ist nicht genug! Du hättest wohl gern, dass ich verhungere, während du es dir gut gehen lässt!«
    Rücksichtslos presste er seinen fordernden Mund auf ihre Lippen, um sie zum Aufgeben zu bringen. Tania wehrte sich so gut sie konnte. Es gelang ihr, sich ihm zu entwinden, aber sie kam nicht weit. Er holte sie ein, packte sie brutal und zwang sie zurück ins Boot. Sie fiel hin, er stürzte sich auf sie und griff nach ihren Armen, damit sie sich nicht mehr rühren konnte. Entsetzt sah Tania sein wutverzerrtes Gesicht dicht über sich.
    Mathias, der bäuchlings auf dem Boden lag, konnte die beiden nicht mehr sehen, aber er hatte jedes Wort verstanden.
    Jetzt wurde ihm einiges klar. Das Kind, das Tania erwähnt hatte, konnte nur Valentines Zwillingsschwester sein, sie lebte also! Endlich begriff Mathias, worum es ging. Ein unterdrückter Fluch und eine wütende Geste hätten ihn beinahe verraten.
    Der Mann im Boot ließ Tania los und sah sich um, weil er aber außer

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