Die Blumenweberin: Roman (German Edition)
ich eine Weberin, die bereits sehr begabt im Weben von Millefleurs ist. Sie findet immer eine harmonische Zusammenstellung von Formen und Farben.«
Der Duc d’Amboise sah, dass Alix noch mit sich rang. Warum lag ihm so daran, dass sie die Arbeit übernahm? Im Val de Loire gab es viele Weber! Doch dann begriff sie, dass er damit ein anderes Bindeglied als ein flüchtiges Liebesabenteuer zwischen ihnen schaffen wollte, weil er vermutlich befürchtete, dass sie ohne diesen Auftrag kein zweites Mal nach Chaumont kommen würde.
»Seid Ihr einverstanden?«, fragte er schließlich.
»Wir werden den Untergrund dunkelblau und nicht rot weben«, gab sie nur zur Antwort, »das macht die Wandteppiche zu Originalen.«
Der Rest des Tages verging mit angeregten Gesprächen, ehe Charles d’Amboise Alix bat, die Nacht mit ihm zu verbringen.
Er hatte Alix alle bewohnbaren und sehr schön eingerichteten Räume auf dem Schloss gezeigt. Im größten und bequemsten nahmen sie ein leichtes Abendessen zu sich.
Als es Nacht wurde und die unvermeidliche Frage immer näher rückte, schlug ihr Charles einen Ausritt ans Loireufer vor, und Alix war von der Idee sehr angetan.
»Wir reiten zusammen auf meinem Pferd, und ich nehme Euch in die Arme, damit Ihr nicht friert«, entschied er und gab ihr einen Handkuss.
Also musste Césarine allein im Stall bleiben. Beau Sire hatte nichts dagegen, dass sich die Begleiterin seines Herrn auf seinen Rücken setzte, und damit er sie besser an sich drücken konnte, ließ Charles Alix vor sich aufsitzen.
Der erste Schritt war getan, Alix konnte jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Dauernd spürte sie Charles’ Lippen und seinen heißen Atem in ihrem Nacken. Beau Sire kannte den Weg offenbar und bestimmte das Tempo, sodass der Herzog kaum die Zügel führen musste.
»Gefällt es Euch hier nicht?«
»Doch, doch, aber mir ist kalt«, antwortete Alix leise. »Schließlich haben wir Winter, und es ist schon spät. Ich hatte nicht gedacht, dass ich so frieren würde. Lasst uns zurückreiten, Charles.«
Wieder spürte sie seinen Mund auf ihrem Hals.
»Ja, wir reiten zurück«, sagte er.
Er ließ die Zügel los, seine Hände glitten unter ihren pelzgefütterten Mantel, und er spürte ihren warmen Körper. Langsam wanderten seine Hände auf und ab, und ihr Busen bebte vor Sehnsucht nach seinen Liebkosungen.
»Mir ist kalt«, sagte sie wieder.
»Also los, Beau Sire, wir haben es eilig!«
Er nahm die Zügel in die Hand, und eine Stunde später waren Beau Sire und Césarine wieder glücklich vereint. Charles führte Alix in das Zimmer, in dem sie gegessen hatten. Eher unauffällig stand ein Bett in einer Ecke. Nicht dass man es dort hätte verstecken wollen, aber es hielt sich so im Hintergrund, dass man es beinahe übersehen konnte.
Das geräumige Zimmer hatte zwei große Fenster zum Garten, der leider wegen der Bauarbeiten verwildert war. Blickte man aber über die Hütten und das Durcheinander aus Brettern, Stricken und großen Steinen, sah man weit ins Tal hinaus und ahnte, wie schön es dort im Frühling blühen würde.
Charles rief nicht nach den alten Dienerinnen, die ohnehin nicht hinter der Tür auf seine Befehle warteten, und Alix stellte fest, dass auf dem im Umbau befindlichen Schloss der Hausherr mehr oder weniger allein zurechtkommen musste; er fand lediglich ein frisch gemachtes Bett vor, und man servierte ihm ein anständiges Essen.
Charles zog die Vorhänge zu, zündete die Kerzen in den großen Bronzeleuchtern an, legte ein Holzscheit in die Glut im Kamin und entfachte das Feuer.
»Komm zu mir«, sagte er zu Alix, die am Fenster stand und durch einen Spalt im Vorhang die in mattes Mondlicht getauchte Landschaft betrachtete.
Er nahm sie in den Arm, hob sie hoch und sah ihr in die Augen. Dann legte er sie aufs Bett und zog die Bettvorhänge zu. Sie wunderte sich, dass er die Leuchter außerhalb des Bettgestells stehen ließ. Und als die Vorhänge geschlossen waren, war ihr Lichtschein so schwach, dass sie kaum sein Gesicht erkennen konnte.
Mit geschickten Händen und neugierigen Fingern zog er sie aus. Eines nach dem anderen fielen ihre Kleidungsstücke auf den weichen Teppich, auf den sie noch keinen Fuß gesetzt hatte.
»Vergiss nicht, dass ich deinen Körper kenne«, flüsterte er. »Ich sah, wie er sich vor Schmerzen bäumte. Das Kerzenlicht kann mir nichts Neues zeigen.«
»Ach, Charles, ich wünschte, ich könnte es vergessen machen. Ich war damals hochschwanger,
Weitere Kostenlose Bücher