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Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Blumenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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vergewissert hatte, dass Valentine den Anfall überstanden hatte, es ihr wieder gut ging und Tania nicht von ihrer Seite wich.
    Alix wäre es lieber gewesen, wenn Césarine etwas schneller gegangen wäre, aber Juan lenkte das Gespann eher bedächtig am Ufer der Loire entlang, die ruhig zwischen Wäldchen und kleinen Sandinseln dahinfloss, die um diese Jahreszeit nur so gerade aus dem Wasser ragten.
    Sie erreichten Chaumont, als es Abend wurde und die letzten Sonnenstrahlen das Schloss in rötliches Licht tauchten, ehe sich die Dämmerung über die Landschaft legte.
    Lange standen sie vor dem Trümmerfeld und suchten zwischen Steinblöcken, Holzbrettern, Planen und Stricken nach dem Eingang, bis Alix endlich die Öffnung entdeckte, die sie
passieren mussten, wenn sie zu dem bewohnbaren Teil des Schlosses wollten.
    »Du kannst gehen, Juan. Ich hole dich morgen bei den Ställen ab. Der alte Pferdeknecht wird dich freundlich empfangen und dich zum Abendessen mit den anderen Dienstboten einladen. Und Beau Sire freut sich bestimmt, wenn er Césarine wiedersieht.«
    »Fahren wir morgen wieder nach Hause, Dame Alix?«
    »Wahrscheinlich schon, ich will nicht länger als nötig bleiben.«
    »Maître Mathias ist dann sicher auch wieder da.«
    Alix schreckte hoch. Wusste Juan vielleicht mehr als sie?
    »Bist du sicher? Hat er dir das gesagt?«
    »Er hat nur gesagt, dass ich gut auf die Werkstätten aufpassen soll, solange er weg ist. Und dass er ziemlich sicher vor Euch zurück sein wird.«
    »So, so. Das hat er also gesagt!«
    »Ja, aber Ihr wart gar nicht so lange weg, wie er gedacht hat. Er sagt ja auch immer, bei Euch weiß man nie, wann Ihr wieder nach Hause kommt.«
    »Wie auch immer – wir fahren morgen zurück, Juan.«
    Alix seufzte erleichtert. Mathias würde also bald wieder nach Hause kommen, mürrisch und verdrossen, weil er sich schon denken konnte, dass seine Gefährtin wieder irgendwelche Dummheiten gemacht hatte. Aber bisher war es ihr noch immer gelungen, das Gespräch auf die Arbeit zu bringen, und diesmal würden sie über die Teppiche aus Chaumont reden.
    Inzwischen kannte sich Alix im Schloss aus und lief durch die Zimmerfluchten, bis sie am anderen Ende der großen Baustelle ankam.
    Charles unterhielt sich im Halbdunkel mit einem seiner Architekten über die Anordnung der Kamine im großen Empfangssaal und dem noch größeren Waffensaal, den die Waffen der Familie zierten. Und das war, weiß Gott, eine beeindruckende Sammlung, angefangen von den Streitäxten, Lanzen und Hellebarden der alten Ritter bis hin zu Dolchen, Schwertern und der neuzeitlichen Armbrust, die auf dem Schlachtfeld Angst und Schrecken verbreiteten.
    Charles d’Amboise stand mit dem Rücken zu ihr, drehte sich aber um, als er den Blick seines Architekten bemerkte, den Alix sogar bei der schlechten Beleuchtung reichlich anzüglich fand.
    »Da seid Ihr ja, Alix! Ich habe Euch erwartet, obwohl ich mir nicht sicher war, ob Ihr heute oder morgen kommen wolltet.«
    Alix schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.
    »Und wie ist es mit Euch, Charles, wie lange bleibt Ihr noch?«
    »Auf jeden Fall habe ich hier noch verschiedene Kleinigkeiten zu regeln«, sagte er, und an seinen Architekten gewandt: »Mein lieber Freund, darf ich Euch Dame Alix Cassex vorstellen, Webermeisterin aus Tours?«
    Alix war das spöttische Lächeln des Architekten nicht entgangen, sie beschloss aber, sich nicht darum zu kümmern.
    »Ich kann jedenfalls nur einen Tag bleiben, Charles«, wiederholte sie.
    Sofort ging er zu ihr und nahm ihre Hand.
    »Das ist viel zu kurz, Ihr müsst ein paar Tage bleiben. Wir haben wegen der Teppiche noch so viel zu besprechen.«
    »Die entscheidenden Punkte haben wir doch geklärt, Charles.«
    »Nein, nicht alle! Wir müssen noch den Zeitplan festlegen.«
    Sie sah sich nach dem Architekten um, der sich ein paar Schritte entfernt hatte, als wäre er allein in dem Saal, und einige
Wände ausmaß, ohne sich weiter um den Herzog zu kümmern. Bald wurde es aber so dunkel, dass er damit aufhören musste, weil er die Zahlen auf seinem Messwerkzeug nicht mehr entziffern konnte.
    »Nein, Charles, ich muss morgen zurück. Länger kann ich auf keinen Fall bleiben.«
    »Aber warum denn nicht?«, fragte er und küsste ihre Hand.
    »Das hat mehrere Gründe«, meinte sie vage.
    Schließlich konnte sie ihm schlecht erklären, dass sie nicht länger in Chaumont bleiben wollte, weil sie so beunruhigt über Mathias’ Abreise war. Doch von seiner Liebe hatte

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