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Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Blumenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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nur.
    Und Alix wusste, dass er nicht mehr über Charles d’Amboise reden wollte und sie ihn nicht mehr wegen seiner Fahrt nach Paris ausfragen sollte. Draußen war es stockdunkel, und jeder nahm sich eine Fackel. Als sie Schritte hörten, drehten sie sich um. Aber es war nur Juan auf seinem nächtlichen Wachgang. Er wünschte ihnen eine gute Nacht, und sie betraten die Werkstatt. Alix ging zu den Teppichen, die sie ein paar Stunden zuvor aufgerollt an eine Wand gelehnt hatte.
    Sie nahm einen Teppich und entrollte ihn, während Mathias das Gleiche mit einem anderen machte.
    »Dieser hier heißt Die Handarbeit und deiner Das Bad . In dem Millefleurs möchte ich noch einen kleinen Teich mit Enten und anderen Vögeln einarbeiten. Und der nackten Badenden legen wir eine Perlenkette um den Hals.«
    Mit ihrer Begeisterung steckte Alix Mathias an, der vor allem die schillernden Figuren bewunderte.
    »Findest du nicht auch, dass Das Lesen irgendwie unvollständig wirkt? Es ist allzu offensichtlich, dass der junge Edelmann, der ein Schriftstück entrollt, eine Wiederverwendung ist. Da könnten ein paar Veränderungen nicht schaden.«
    »Wir könnten einen großen Vogel über ihm fliegen lassen.«
    »Und unter seinen Schuhen sollen Blumen wachsen.«
    Alix breitete die Teppiche aus, um sie von Weitem zu betrachten.
    »Den hier finde ich am schönsten. Mir gefallen die vielen Figuren. Jede soll ein zusätzliches Detail bekommen. Und für diese Szene braucht es unbedingt Bäume und viele Vögel. Ich werde Arnaude bitten, sie zu entwerfen. Das kann sie genauso gut wie ich.«
    Mathias kam näher und deutete auf die Frau am rechten Bildrand.
    »Wenn du guter Laune bist, siehst du ihr ähnlich.«
    »Ich bin doch ganz friedlich, Mathias!« Aber sie ließ ihm keine Zeit, den Gedanken zu vertiefen, weil sie fürchtete, er könnte in eine falsche Richtung gehen. Stattdessen setzte sie die fachliche Diskussion fort.
    »Wir beginnen mit Galanterien . Was meinst du, Mathias, würdest du die Millefleurs auf blauem oder auf rotem Untergrund weben?«
    »Auf blauem.«
    »Wusste ich doch, dass du dich so entscheiden würdest!«, meinte sie freudestrahlend.
    »Rot wäre langweilig. Wir nehmen ein ganz dunkles Blau, damit man den Eindruck hat, es wäre finstere Nacht.«
    Vor lauter Freude nahm sie seine Hand, was sie aber sogleich bereute, weil er die Geste leicht falsch verstehen könnte. Oh Gott, wie vorsichtig sie sein musste, damit sie die Sehnsucht ihres Gefährten nicht mit ihrer überbordenden Begeisterung weiter anfachte! Doch Mathias blieb ganz ruhig, und sie zog ihre Hand zurück.
    »Werden die Teppiche dich nicht bei der Arbeit an deinen Jungfrauen des Vatikan und deinen Sibyllen aufhalten?«
    »Und bei meinen Grotesken , wolltest du bestimmt sagen, Mathias. Nein, ich arbeite daran weiter. Ich webe für Maître Van Roome und nach den Kartons von Raffael, und du darfst die Teppiche für Maître Van Orley nicht vernachlässigen.«
    »Und was ist mit den Millefleurs?«
    »Ich finde, wir sollten den jungen Dumoncelle anstellen, dessen Vater uns endlich das Grundstück zur Erweiterung unserer Werkstatt verkaufen will. Der neue Auftrag ist ein hervorragendes Argument, um die Sache voranzutreiben.«
    Und sie unterhielten sich noch lange im besten Einvernehmen über die Arbeit an den neuen Teppichen.
     
    Am nächsten Morgen erklärte Alix Arnaude, die sich besonders gut auf Millefleurs verstand, wie sie sie haben wollte. Die junge Weberin liebte ihre Arbeit und hätte ihren Platz in der Werkstatt nie gegen den am Herd eintauschen wollen. Allerdings war ihr Mann Arnold auch Vorarbeiter in der anderen Werkstatt, und ihr gemeinsamer Sohn Guillemin wuchs hier zwischen Garnrollen, Webstühlen, Leinwänden und Zeichenkartons auf.
    Alix erklärte ihrer Freundin außerdem, dass sie, damit sich die Arbeit an den anderen Aufträgen nicht in die Länge zog, an La Vie seigneuriale zusammen mit dem jungen Dumoncelle arbeiten sollte, der nebenbei noch sein Meisterstück für die Gilde in ihrer Werkstatt anfertigen wollte.
    Schließlich saß jeder an seinem Webstuhl, und es wurde den ganzen Tag fleißig und friedlich gearbeitet. Alix ging an dem Abend früher nach Hause als Mathias, weil sie nach ihrer Tochter sehen wollte, und wurde von Bertille mit einem Brief in der Hand empfangen.
    »Das ist ein Brief von der Comtesse d’Angoulême«, brummelte sie ärgerlich. »Hoffentlich wollt Ihr nicht gleich wieder einen Ausflug machen!«
    Alix brach das Siegel des

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