Die Blumenweberin: Roman (German Edition)
schließlich einwilligten.
Weil die Comtesse d’Angoulême aber ständig an Ansehen gewann, konnte sie neue Dienstboten einstellen, und ihr Gefolge wurde von Tag zu Tag größer. So war es nicht weiter verwunderlich, dass sie am Vorabend von Marguerites Hochzeit deren junger Kammerzofe folgenden kurzen Vortrag gehalten hatte:
»Ich muss mit dir reden, Catherine. Du bist noch jung, kaum älter als Marguerite, und wenn du willst, kannst du einen langen Weg mit ihr gehen. Könntest du dir das vorstellen?«
Was blieb der braven Catherine anderes übrig, als zu sagen:
»Aber ja, Madame Louise, ich versichere Euch, dass ich ihr eine ergebene Dienerin sein werde.«
»Damit hast du eine Frage beantwortet, Catherine. Ich möchte aber auch wissen, ob du bei ihr bleiben willst?«
»Gewiss, Madame.«
»Auch auf Château d’Alençon?«
»Madame la Comtesse, Ihr kennt Eure Tochter besser als jeder andere und wisst, wie gern sie durch die Gegend reitet.«
»In Zukunft wird sie ihre Reisen eher in einer Sänfte machen müssen.«
Louise strich der Kammerzofe freundlich übers Haar.
»Glaubst du nicht, dass sie durch ihre Heirat etwas häuslicher wird?«
»Ganz im Gegenteil, Madame Louise.«
Das junge Mädchen hatte sofort die Andeutung herausgehört, die in der Frage mitklang.
»Ganz im Gegenteil?«
»Aber ja, Eure Tochter wird sich in Alençon langweilen und jeden Anlass zum Vorwand nehmen, um nach Amboise zu kommen.«
Catherine äußerte ihre Meinung mit einem Nachdruck, der keinen Widerspruch zu dulden schien. Und als sie sah, wie gern die Comtesse das zu hören schien, setzte sie noch eins drauf:
»Und von ihrer Reiselust wird sie im Übrigen nichts und niemand abbringen.«
Louise schenkte ihrem Zimmermädchen ein herzliches Lächeln, woraufhin Catherine wusste, dass sie genau die Antworten gegeben hatte, die die Comtesse d’Angoulême hatte hören wollen.
»Ausgezeichnet, Catherine. Wenn du bei meiner Tochter bleibst, soll das auch belohnt werden.«
»Ich erwarte keine Vergünstigungen, Madame.«
»Marguerite ist sehr großzügig, das wirst du bald sehen.«
Nach dem gelungenen Verlauf dieses Gesprächs, bei dem Catherine nicht zu äußern gewagt hatte, dass sie sich in der Normandie langweilen würde, hatte Louise nur noch Blanche de Tournon gewinnen müssen, was sich aber nicht als weiter schwierig erwies. Madame de Chatillon war mittlerweile viel zu sehr die Freundin ihrer Tochter geworden, als dass diese sich von ihr hätte trennen wollen, und Blanche war der jungen Duchesse d’Alençon ganz selbstverständlich in die normannische Provinz gefolgt.
Und so war Louise beruhigt und glaubte ihre Tochter gut aufgehoben. Mit der vertrauten Entourage sollte sie ihr neues Leben in Angriff nehmen und nach ihren Wünschen gestalten können.
So früh am Morgen war es noch frisch und der Himmel von diesem eigentümlichen Grau, an das sich Marguerite noch nicht gewöhnt hatte. Sie ging zu den großen, hellen Ställen, in denen die Pferde untergebracht waren.
Philibert hatte gerade Attalante gesattelt, die unruhigste und schnellste von ihren Zelterstuten.
Er sah die junge Herzogin unschlüssig an und reichte ihr zögernd die Zügel.
»Wollt Ihr nicht doch lieber Hyppomène nehmen, Madame?«
»Hyppomène! Nein, nein, Philibert. Hyppomène ist ein Jagdpferd, sie eignet sich besser, wenn man in den Wald will.«
Der Reitknecht musterte sie besorgt und beobachtete, wie sich Marguerite fachmännisch von der guten Verfassung ihrer Stute überzeugte.
»Was ist denn los, Philibert?«, fragte Marguerite spöttisch, »warum siehst du mich so besorgt an?«
»Weil Eure Mutter wünscht, dass ich Euch begleite, solange Ihr keinen eigenen Schildknappen habt.«
Aber sie lachte nur, während sie Sattel und Steigbügel kontrollierte.
»Ich bitte dich, Philibert, ich will doch nur ausreiten. Ich finde, da muss man sich nicht gleich Sorgen machen.«
»Wenn Ihr Hyppomène nicht reiten wollt, nehmt doch wenigstens Orphée. Sie ist ruhiger und folgsamer als Attalante.«
»Du weißt sehr gut, dass Orphée bei jeder Kleinigkeit scheut und sehr launisch sein kann.«
Marguerite hob den Saum ihres langen Kleids hoch, stellte einen Fuß in den Steigbügel und ließ sich von Philibert in den Sattel helfen.
Die Stute scharrte mit dem rechten Vorderhuf, tänzelte freudig, blähte die Nüstern und wieherte ungeduldig.
»Sie kommt mir heute Morgen sehr ungestüm vor«, versuchte es Philibert noch einmal.
»Das ist sie immer, wenn
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