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Die blutende Statue

Die blutende Statue

Titel: Die blutende Statue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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Hurrarufen schritten die beiden Männer zur Karosse, die auf sie wartete. In respektvoller Entfernung folgte der Türke, der in Halim Eddines Begleitung gekommen war. Auf dem ganzen Weg von Durazzo bis Tirana, der zukünftigen Hauptstadt, war das Volk außer sich vor Begeisterung. Als sie im albanischen Gouverneurspalast eintrafen, grüßte Halim Eddine ein letztes Mal Essad Pascha, ließ sich dann zu seinen neuen, luxuriösen Privatgemächern führen und schloss sich dort mit dem Türken ein, den er als seinen persönlichen Vertrauten vorgestellt hatte.
    Essad Pascha und die albanischen Würdenträger beglückwünschten sich. Sie waren von Halim Eddine begeistert. Wie imposant, wie stattlich, mit einem Wort: wie majestätisch er war! Darüber hinaus schien er ihnen auch gewogen zu sein.
    Bestimmt hätten sie sich weit weniger gefreut, wenn sie gesehen hätten, was sich hinter den Türen der königlichen Gemächer abspielte. Die beiden Männer hatten nämlich Fez und Turban abgenommen und lachten schallend. Sie konnten sich gar nicht mehr halten vor Lachen und grölten so sehr, dass ihnen Tränen über die Wangen liefen. Sie bekamen kaum noch Luft und hielten sich die Seiten, während sie über Sofas und Seidenkissen kullerten.
    Das war auch durchaus verständlich. Schließlich ist es nicht jedermann gegeben, König beziehungsweise Ratgeber eines Königs zu werden, vor allem wenn man von Beruf Clown oder Schwertschlucker ist.
     
    Das war nicht der erste Schwindel der beiden Männer, die sich im albanischen Gouverneurspalast vor Lachen krümmten. Sie hatten bereits ein bewegtes Leben hinter sich.
    Der zukünftige König und ehemalige Clown hieß Otto Witte. Er war Deutscher, um die vierzig, und blickte bereits auf eine bewegte Karriere zurück. Seinen Helfershelfer und Landsmann namens Max Schlepsig hatte er einige Jahre zuvor im Gefängnis von Barcelona kennengelernt. Otto Witte verbüßte dort ganz banal eine Haftstrafe wegen Betrugs. Der Grund für Max Schlepsigs Freiheitsentzug war dagegen weitaus origineller. Er hatte nämlich versucht, einen Matador zu erwürgen, der mit seinem Stierkampfdegen auf ihn losgegangen war. Und das alles nur wegen einer hübschen Französin, die es während der Rauferei vorgezogen hatte, mit einem Engländer zu verschwinden.
    Die beiden Deutschen freundeten sich also an und beschlossen, auf die sicherste Weise auszubrechen, die es gibt, nämlich indem sie ihre Wärter bestachen. Seitdem waren die beiden unzertrennlich und zogen mit einem Zirkus durch die Welt, der eine als Clown, der andere als Schwertschlucker. Eines schönen Tages beschlossen sie jedoch, ihre mageren Einkünfte aufzubessern, und nahmen dazu jede sich bietende Gelegenheit wahr.
    So fuhren Otto und Max einige Jahre später nach Afrika, um einen ungarischen Fürsten als Spaßmacher auf seiner Safari zu begleiten. Die Arbeit, wenn man das überhaupt Arbeit nennen kann, war nicht besonders interessant, eigentlich sogar unangenehm, hatte aber den Vorzug, gut bezahlt zu werden. Übrigens nahm die Jagdpartie ein übles Ende. Der ungarische Fürst stieß mit seiner ganzen Expedition auf Pygmäen, die alle abschlachteten, um sie zu fressen. Nur die Deutschen kamen mit heiler Haut davon, weil sie eine grandiose Nummer als Feuerschlucker aufführten. Die überzeugte die Eingeborenen so sehr von ihrer göttlichen Natur, dass sie die beiden, mit Geschenken überhäuft, ziehen ließen.
    Nach Europa zurückgekehrt, nahmen sie wieder eine Anstellung in einem Zirkus an, heiterten ihr Leben aber von Zeit zu Zeit mit einigen Glanzleistungen auf. Die ausgefallenste vollbrachten sie 1911. Damals fahndeten alle europäischen Polizeibehörden nach der aus dem Louvre gestohlenen Mona Lisa. Selbstsicher gaben sich Otto und Max für die Diebe aus und verkauften in Venedig für viel Geld eine schlechte Kopie an einen griechischen Händler.
    Doch das alles waren nur Kostproben. 1913 beschlossen die beiden Männer, ihren kühnsten Coup zu landen. Damals befanden sie sich mit ihrem Zirkus in Tirana und die Lektüre der lokalen Zeitungen brachte sie auf eine glänzende Idee. Auf allen Titelseiten prangte das Foto von Halim Eddine. Demnach wies der von den Albanern umworbene Prinz eine verblüffende Ähnlichkeit mit Otto Witte auf. Dieser musste sich nur das Haar grau färben und einen Knebelbart wachsen lassen, um einen perfekten Doppelgänger abzugeben.
    Unverzüglich beschlossen die beiden Komplizen, den Thron von Albanien zu erobern. Dazu

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