Die Bluterbin (German Edition)
Eiter, Schweiß und Urin. Ein Bruder in grauer Kutte kam mit energischen Bewegungen auf sie zu.
Im Schein der Öllampen sah Robert in ein Paar wache, intelligente Augen, die ihn fragend ansahen. Er deutete auf Bernard, der sich stöhnend bewegte.
„Was ist mit ihm?“, fragte der Mönch knapp.
„Sein Pferd ist gestürzt, und er wurde dabei gegen einen Baum geschleudert.“
Der Mönch beugte sich über Bernard und untersuchte ihn gründlich. Während der gesamten Untersuchung sprach er kein Wort. Auch danach sagte er nichts, sondern drehte sich um und verschwand in einer kleinen Kammer hinter ihrem Rücken, die nur schwach erleuchtet war.
Der alte Mann auf dem Lager neben Bernard hustete erbärmlich. Zwischendurch ging sein Husten immer wieder in ein leises Röcheln über, das so lange dauerte, bis ihn der nächste Hustenanfall überkam und seinen Körper durchschüttelte.
„Bruder Blasius hat eine gute Hand für Kranke“, beruhigte Bruder Paul Robert, der unruhig auf und ab wanderte.
In diesem Moment kehrte Bruder Blasius mit einem Becher und einer kleinen Tonschale in der Hand zurück, die er dem Verletzten unter die Nase hielt. Innerhalb kürzester Zeit breitete sich ein beißender Geruch nach ätherischen Ölen in der Krankenstube aus, der alle anderen überdeckte.
„Helft mir, ihn aufzusetzen“, forderte er Robert auf.
Dann flößte er dem Verletzten Tropfen für Tropfen von der nach Kräutern riechenden Flüssigkeit ein. Bernards Lieder begannen zu flattern, und seine Hände bewegten sich. Nach einer Weile schlug er die Augen auf und sah sich verwundert um. Erleichtert darüber, dass Bernard wieder das Bewusstsein erlangt hatte, schickte Robert ein stilles Dankgebet nach oben.
„Was ist geschehen, wo bin ich hier?“, wollte Bernard mit rauer Stimme wissen und blickte einen nach dem anderen fragend an. „Bitte besorgt mir etwas zu trinken, ich habe fürchterlichen Durst.“ Einer der Mönche brachte ihm mit Wasser verdünnten Wein.
„Euer Pferd muss in ein Hasenloch oder etwas Ähnliches getreten sein. Jedenfalls seid Ihr mit ihm gestürzt, und danach wart Ihr über lange Zeit hinweg bewusstlos“, antwortete ihm Robert.
Gemeinsam halfen sie Bernard dabei, sich aufzusetzen, und sahen zu, wie er gierig trank.
Danach wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund und machte Anstalten, sich zu erheben.
„Es wäre besser für Euch und Eure Gesundheit, wenn Ihr noch eine Weile liegen bleiben würdet“, mahnte Bruder Blasius streng.
„Ich finde, Bruder Blasius hat recht. Es ist schon spät, und heute können wir eh nicht mehr weiterreiten.“ Robert klopfte Bernard freundschaftlich auf den Rücken.
„Ruht Euch ein wenig aus, morgen werden wir dann weitersehen.“
Bernard gab nach. Insgeheim war er froh darüber, sich wieder hinlegen zu können, denn sein Kopf summte wie ein ganzer Bienenschwarm, dazu kam ein Schwindel, der ihn immer wieder an den Rand der Bewusstlosigkeit trieb.
Bruder Blasius löschte die Lampen bis auf eine einzige direkt neben der Türe, und gemeinsam verließen sie die Krankenstube. Die beiden Mönche führten Robert und den Knappen in die Speisekammer und reichten ihnen in flüssigen Käse getunktes Brot und einen Krug Wein. Nachdem sie sich gestärkt hatten, wies einer der Mönche Robert eine kleine Kammer im Gästehaus zu, während Bernards Knappe ein Platz im Stall zugeteilt wurde.
„Hinter dem Gästehaus befindet sich das Waschhaus, dort könnt Ihr Euch vom Reisestaub befreien. Abt Simon wird Euch morgen empfangen.“
Robert tat, wie ihm geheißen, und dachte angesichts der Gastfreundschaft und Hilfe der Mönche, dass sie Glück im Unglück gehabt hatten.
Nachdem er sich gewaschen hatte, kehrte er anschließend in die kleine Kammer zurück, wo er sich auf seinem harten, schmalen Lager niederließ, auf dem nur eine dünne Strohmatratze lag, und sofort einschlief.
Als er am nächsten Morgen erwachte, lief Robert als Erstes in die Krankenstube. Bernard war wach, sah ihm aber mit bleichem Gesicht entgegen. Durch die schmalen Öffnungen entlang der Mauer fiel Tageslicht in den niedrigen Raum, und Robert nahm erschrocken die dunklen Ränder unter den Augen seines Freundes wahr, die er am Abend zuvor im Licht der Fackeln anscheinend nicht gesehen hatte.
Der Alte mit dem Husten lag leise röchelnd auf seinem Lager und schien zu schlafen.
Mühsam setzte Bernard sich auf, doch sofort wurde ihm wieder schwindelig, und er ließ sich vorsichtig zurück auf sein
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