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Die Blutgabe - Roman

Die Blutgabe - Roman

Titel: Die Blutgabe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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sie war jung und konnte mit dieser Kraft noch nicht umgehen. Kris packte ihre Hände und riss sie von seinem Hemd los.
    »Lass das sein, Blue.« Unter den Schwingungen seiner Stimme erschlafften ihre Arme augenblicklich. Kris sah sie eindringlich an.
    »Ich habe dir gesagt, ich bin nicht der, der dich geliebt hat. Und ich kann dich hier nicht herauslassen.«
    Blue fauchte schwach. Tränen stiegen in ihre Augen.
    Kris hielt ihre Hände weiter fest, obwohl sie nur noch schwach zuckten. »Es tut mir leid.«
    Sie schwankte auf weichen Knien, als seine Worte sie trafen. Hilfloser Zorn lag in ihrem Blick. Behutsam griff Kris nach ihrem Arm und half ihr zum Bett hinüber. Sie leistete keinen Widerstand mehr.
    »Ich kann dir deinen Wunsch nicht erfüllen. Nicht jetzt. Du musst hier bleiben, bis Red September kommt. Glaub mir, es geht nicht anders.« Er strich ihr sanft die Haare aus der Stirn. »Aber wenn es erst soweit ist, wird alles gut. Es wird noch ein paar Wochen dauern, aber ich verspreche, dann seid ihr beide für immer frei. Bitte warte so lange.«
    Blue zog die Knie an die Brust und schlang die Arme darum. Sie zitterte nun erbärmlich. »Versprichst du es mir?«
    Kris nickte. »Ich schwöre, wenn du das willst.«
    Er griff in seine Umhängetasche und zog zwei Blutkonserven daraus hervor.
    »Hier. Du musst durstig sein.«
    Blues Augen weiteten sich. Von einem Moment zum anderen schien jeder andere Gedanke als der an Nahrung aus ihrem Kopf gelöscht zu sein. Gierig packte sie die Beutel und hieb ihre Zähne hinein.
    Kris seufzte und beobachtete sie mit einem besorgten Lächeln. Er wünschte, er hätte länger bleiben können, um sich um Blue zu kümmern. Dass ihre Psyche so instabil war, beunruhigte ihn. Und er fürchtete, auch ihre physischen Schmerzen könnten noch längst nicht ausgestanden sein. Er wollte bei ihr sein, wenn sie wiederkamen. Nur so konnte er Blue daran hindern, sich erneut selbst zu verletzen. Aber er musste zurück nach Insomniac Mansion. Die monatliche Versammlung stand an.
    Leise verließ Kris die Zelle und beobachtete noch für einen Moment durch das Fenster, wie Blue über die zweite Konserve herfiel. Kaum genug, um sie zu sättigen. Aber mehr stand ihr laut Rationsplan nicht zu. Eigentlich stand ihr gar nichts mehr zu, da sie ja erwacht und somit kein Versuchsobjekt mehr war. Aber solange Cedric keine anderen Anweisungen gab, würde Kris sicherlich nicht aufhören, Blue zu füttern. Jetzt, wo er offiziell für das Wohl der jungen Progressiven verantwortlich war, erst recht nicht.
    Während er sich auf den Weg zum Ausgang der Forschungsstation machte, dachte Kris darüber nach, was er Céleste erzählen sollte. Er hatte ihr schon lange keine Fortschritte mehr präsentieren können, und bald würde sie ungeduldig werden. Natürlich, es
gab
Neuigkeiten. Große Neuigkeiten sogar. Kris wurde immer noch ganz kribbelig im Magen, wenn er an die Mitarbeiterbesprechung vom Vorabend zurück dachte. Cedrics kurzen Brief hatte er sofort vernichtet, nachdem er ihn gelesen hatte, aber er hätte ihn jederzeit Wort für Wort wiedergeben können. Und er hatte sich selten so sehr darauf gefreut, nach dem Wochenende wieder an die Arbeit gehen zu können. Céleste wäre hingerissen von dieser Nachricht, das wusste Kris. Höchstwahrscheinlichwürde sie ihn sogar dafür belohnen. Vielleicht dürfte er trotz allem noch einmal von Chase trinken oder etwas in der Art. Doch obwohl die Aussicht auf ein solches Geschenk verlockend war, sträubte sich alles in Kris gegen den Gedanken, seiner Schwester von den neuesten Entdeckungen zu erzählen.
    Er hatte ihr nicht verziehen.
    Im Gegenteil.
    Er würde ihr niemals mehr verzeihen. Er würde sie vernichten. Es war Zeit, mit der Umsetzung seines Plans zu beginnen.
    Kris trat auf den Vorplatz der Forschungsstation hinaus. Der kühle Nachtwind strich über sein Gesicht. Er durfte nicht zu schnell vorgehen, damit sie nicht misstrauisch wurde. Zuerst würde er in den nächsten Wochen BRA-47 in größeren Mengen herstellen. Niemand in White Chapel interessierte sich jetzt noch für den Blocker. Als Beruhigungsmittel für Célestes Ungeduld würde er aber gute Dienste leisten. Dazu würde er ein paar Andeutungen fallen lassen, über ein BRA-48, das es niemals geben würde.
    Und dann musste er nur noch auf den richtigen Zeitpunkt warten.

Kapitel Siebzehn
    Forschungsstation White Chapel, Kenneth, Missouri
     
    Die Papiere auf dem Schreibtisch raschelten leicht im Luftzug, der durch

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