Die Blutgabe - Roman
hinüber. Sein Herz klopfte schnell. Erhatte recht. Katherine hatte recht. Das machte die ganze Angelegenheit noch weitaus aufregender. Und gefährlicher. Mit Gewalt zwang er seine Stimme zur Ruhe. Er durfte sich von der Aufregung nicht so mitreißen lassen. Es war nun um so wichtiger, dass sie den Kampf mit dem Ministerium möglichst schnell gewannen.
»Schön. Dann haben wir immerhin schon einige vorläufige Ergebnisse, wenn wir die Genehmigung bekommen.« Er runzelte die Stirn und wandte seinen Blick wieder Kris zu.
»Allerdings möchte ich dich bitten, dich mit Pei Lin zu treffen, bevor du weitermachst. Heute Morgen kam Post vom Ministerium, und ich fürchte, dass sie mit der Bearbeitung des Antwortschreibens überfordert ist. Vielleicht kannst du ihr helfen – ich möchte, dass das Ganze möglichst schnell über die Bühne geht. Es wäre unangemessen optimistisch, zu glauben, dass es mit dem einen Schreiben getan ist. Aller Erfahrung nach werden noch mindestens zwei weitere Rückfragen kommen, bis wir endlich damit durch sind.«
»Verstehe.« Kris nickte ernst.
Cedric sah ihn eindringlich an. »Sie ist in ihrem Büro. Melde dich am besten gleich bei ihr. Und sei vorsichtig. Pei Lin versteht sich darauf, einen Vampir unauffällig auszuhorchen.«
Kris lächelte und stand auf. »Keine Sorge. Ich passe auf mich auf.«
Cedric hob vielsagend die Brauen. »Das hoffe ich. Schließlich steht auch für dich einiges auf dem Spiel, nicht wahr?«
Für einen winzigen Moment verdüsterte sich das Gesicht des jüngeren Vampirs. Dann aber schüttelte er leicht den Kopf und lächelte erneut. »Das stimmt wohl. Aber selbst wenn nicht, hoffe ich, dass du mir mittlerweile vertraust.«
Cedric antwortete nicht sofort. Eine kleine Ewigkeit lang standen sich die beiden Vampire gegenüber, ohne dass sich einer von ihnen gerührt hätte.
»Darüber denke ich noch nach«, sagte Cedric schließlich. »Aber ich fürchte, mir bleibt keine andere Wahl.«
Ein spöttisches Funkeln erschien in den Tiefen von Kris’ Augen. »Dasselbe könnte ich über dich sagen, Cedric.« Er verneigte sich leicht. »Bis später, Dr. Edwards. Ich werde Bericht erstatten.«
Cedric antwortete mit einem Lachen, das sich ein wenig zu trocken in seinem Mund anfühlte.
Leise schloss sich die Tür hinter dem jungen Vampir. Dem
Bloodstalker
, der Cedrics Biotechniker war. Und mit dem er sich, ganz ohne es zu wollen oder es geplant zu haben, in ein Boot gesetzt hatte.
Cedric seufzte und kehrte an seinen Schreibtisch zurück, wo der Antrag noch immer auf ihn wartete.
Jetzt mussten sie im gleichen Takt rudern. Und sehen, wo sie ankamen.
Kapitel Achtzehn
Insomniac Mansion, Kenneth, Missouri
Die Sonne war längst über die Baumwipfel im Osten hinauf geklettert, als Kris White Chapel am nächsten Morgen verließ. Die Forschungsstation lag still im rotgoldenen Herbstlicht. Und auch die Stadt fiel langsam in ihren trägen Tagesschlaf.
Kris hielt den Kasten mit den Probenröhrchen fest im Arm. Nur ein kleiner Teil der Mengen an BRA-47, die er in den letzten Wochen ohne Cedrics Wissen hergestellt hatte. Heute würde er den Wirkstoff den anderen
Bloodstalkers
vorstellen. Kris’ Magen kribbelte vor aufgeregter Erwartung, wenn er daran dachte. Selbst wenn seine eigentlichen Ziele sich längst gewandelt hatten und die Einführung von BRA-47 nicht viel mehr als eine Verschleierungstaktik war – er hatte zu lange daran gearbeitet und sich auf die Tests am lebenden Organismus gefreut, um jetzt nicht aufgeregt zu sein.
Céleste, Tony und Hannah erwarteten ihn bereits, als er das hohe Turmzimmer erreichte. Respektvoll blieb Kris einen Schritt hinter der Schwelle stehen und stellte den Kasten auf den Boden.
»Bitte entschuldigt die Verspätung. Ich habe in der Station Verpflichtungen übertragen bekommen, die keinen Aufschub erlaubt haben.«
Céleste lächelte ihm zu. »Keine Sorge. Wir haben uns auch erst gerade hier versammelt.«
Die Musik in ihrer Stimme streichelte Kris’ Nerven. Er hatte lange nicht mit ihr gesprochen, fiel ihm auf. Sie war hinreißend, bezaubernd wie eh und je. Und doch machte sie gerade das in Kris’ Augen so abstoßend. Sie hatte ihren Streit nicht vergessen. Und sie setzte ihre Gabe ein, um ihn wieder für sich zu gewinnen.
»Also. Eine neue Waffe, sagst du?« Céleste sah ihn aus neugierigen Augen an. Er liebte sie noch immer, dachte Kris. Er konnte nichts dagegen tun. Und er musste sie loswerden.
Er schluckte und kämpfte darum,
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