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Die Blutgabe - Roman

Die Blutgabe - Roman

Titel: Die Blutgabe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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gewählt hatte wie Céleste, um ihn bei den
Bloodstalkers
willkommen zu heißen.

Kapitel Neun
    Insomniac Mansion, Kenneth, Missouri
    »Am liebsten hätte ich dich ganz für mich allein. Ich will, dass keine andere dich je wieder berühren darf!«
    In dieser Nacht schlief Red wie ein Stein und erwachte am nächsten Morgen mit dem Gefühl, dass in jeder einzelnen seiner Muskelfasern eine winzige Nadel steckte. Die Sonne schien bereits mit kräftigen Strahlen durch einen Spalt zwischen den vergilbten Gardinen und stach Red mit spitzen Fingern in die Augen, als er die Lider hob.
    Tony
, war sein erster Gedanke.
    Erschreckt setzte er sich auf. War er zu spät? Taumelnd kam Red auf die Füße und unterdrückte ein Stöhnen, als seine Muskeln gegen die Belastung protestierten.
    Jammere nicht! Du musst zum Training.
    Er nahm sich keine Zeit, um ins Bad zu gehen. Hastig warf Red sich die Kleider über und stolperte die Treppe hinunter, obwohl er das Gefühl hatte, sich vor Schmerz kaum aufrecht halten zu können. Zu spät kommen bedeutete Strafrunden. Ganz bestimmt.
    Hinter der Tür zur Küche hörte er Stimmen.
    Schwer atmend blieb Red stehen. Erleichterung durchflutete ihn. Sie waren noch da. Dann war er doch nicht zu spät.
    Er wischte sich über die noch vom Schlaf verklebten Augen und bemühte sich um einen gefassten Gesichtsausdruck.
    Dann betrat er die Küche.
    Am Tisch in der Mitte des Raumes saßen Claire und einer der Männer, die gestern auf dem Parcours die Strafrunde hattenlaufen müssen. Red glaubte sich zu erinnern, dass sein Name Will war. Bei seinem Eintreten drehten die beiden sich um, und im gleichen Augenblick überkam Red das unangenehme Gefühl, ein vertrauliches Gespräch unterbrochen zu haben.
    »Guten Morgen«, sagte er so unbefangen, wie er eben konnte.
    »Was machst du denn schon hier?« Claire hatte die Stirn in leichte Falten gelegt.
    Red spürte, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete.
    »Ich wollte nicht zu spät zu Tony kommen«, entgegnete er und hörte erschreckt, wie schroff seine Stimme klang. Wie ein kleiner Hund, der kläffen musste, um sich zu verteidigen, dachte er. »Es gibt keine Uhr in meinem Zimmer.«
    Claire und Will wechselten einen Blick, den Red nicht deuten konnte. Dann erschien ein schwaches Lächeln auf Claires Gesicht. »Ach so. Aber du musst doch heute gar nicht zu Tony. Hat dir das denn keiner gesagt?«
    Red starrte sie entgeistert an. »Was? Aber …« Jetzt verstand er wirklich gar nichts mehr. Ohne dass er etwas dagegen tun konnte, begann hilflose Wut in Reds Magen zu zucken. Er hatte genug davon, ständig verwirrt zu sein und sich immer wieder wie der letzte Dummkopf fühlen zu müssen, kaum dass er glaubte, langsam Fuß in dieser neuen Welt zu fassen. Es war nicht fair. Warum konnten diese Menschen ihm nicht einfach erklären, was er zu tun oder zu lassen hatte? Was hatte er ihnen denn getan? Mit einem Mal überkam Red heftiges Heimweh nach dem unkomplizierten Leben auf der Farm, wo die Menschen gelassen und freundlich waren und wo niemand dem anderen zu misstrauen brauchte.
    Aber diese Welt lag nun Meilen von ihm entfernt.
    Claire schüttelte den Kopf. Ihr Gesicht wirkte plötzlich müde. »Es ist Mittwoch«, erklärte sie schlicht, wobei sie ihr Lächeln nur mit Mühe aufrecht hielt. »Heute haben wir Nahkampftraining bei Kris und Hannah. Aber da musst du auch nicht hin.«
    »Wegen der Aufnahmeprüfung, verstehst du?«, schaltete Will sich ein. Und wenigstens in seinem Blick konnte Red etwas erkennen, das mit viel gutem Willen als Mitgefühl zu deuten war.
    Die Aufnahmeprüfung. Richtig. Davon hatten Chase und Sarah am Vorabend auch gesprochen. Offenbar wussten alle Bescheid. Nur er selbst hatte keine Ahnung.
    Es war einfach nicht fair.
    Red starrte Claire und Will einige Augenblicke lang schweigend an und spürte, wie sich graue Resignation langsam in ihm ausbreitete. Nein. Er verstand nicht. Aber er hatte jetzt auch keine Lust mehr, zu fragen.
    »Ach so«, sagte er nur, und am liebsten wäre er einfach gegangen. Aber diese Blöße wollte er sich nicht geben. Also ging er zur Kaffeemaschine, um sich eine Tasse zu füllen. Das Plätschern der braunen Flüssigkeit klang laut in der angespannten Stille.
    »Ruh dich aus.« Claires Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Red hielt inne.
    War das Traurigkeit, die in ihren Worten mitschwang?
    Er drehte sich um.
    Für einen kurzen Moment pressten sich Claires Lippen zu einem dünnen Strich zusammen, als seien ihr die

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