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Die Blutgabe - Roman

Die Blutgabe - Roman

Titel: Die Blutgabe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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beiden abspielte.
    Aber Chase lachte nur. »Klar. Für dich etwa nicht, Sarah?«
    Sarah murmelte etwas, das Red nicht verstehen konnte, doch es hörte sich nicht freundlich an. Dann stand sie auf.
    »Nicht mehr heute jedenfalls«, sagte sie laut. »Ich weiß ja nicht, wie lange ihr hier noch rumstehen wollt, aber ich gehe jetzt baden. Ich stinke nach Bluter, und ich bin müde.«
    Bruce nickte bedächtig – froh, dass jemand seine Meinung ernst zu nehmen schien. Michael legte Sarah die Hand auf die Schulter. »Recht hast du. Wir haben alle eine harte Nacht hinter uns. Wir können das ebenso gut später weiter besprechen.«
    »Find ich auch.« Claire riss den Mund auf und gähnte. »Ich will in mein Bett. Gute Nacht zusammen.«
    »Gute Nacht.«
    Einer nach dem anderen verschwanden die Menschen in ihren Zimmern. Sarah marschierte mit energischen Schritten davon. Michael und Bruce unterhielten sich leise weiter, während sie die Galerie entlanggingen. Claire zog Will, der noch immer finster vor sich hinstarrte, am Arm hinter sich her. Türen öffneten sich und schlossen sich wieder. Und allmählich wurde es still auf dem Flur und in der Eingangshalle.
    Nur Red und Chase blieben zurück.
    Eine Weile noch verharrten sie dort an der Brüstung, während die Morgensonne langsam höher stieg und die Eingangshalle mehr und mehr erhellte.
    Keiner der beiden sagte etwas. Und trotzdem schien zwischen ihnen ein stummes Einverständnis zu herrschen, dass sie noch etwas auszutauschen hatten.
    »Was hältst du von der Sache?«, fragte Red schließlich, als er merkte, dass ihm langsam die Augen zufielen. Wenn sie noch reden wollten, dann mussten sie es jetzt tun – oder er würde hier im Stehen einschlafen.
    Chase warf ihm einen Blick zu, den Red nicht sofort deuten konnte.
    »Na ja«, sagte er endlich, und ganz anders als zuvor klang seine Stimme nun sehr ernst und überhaupt nicht mehr spöttisch. »Meinst du denn, es macht einen Unterschied, ob wir Bluter oder Konservative jagen?«
    Red überlegte einen Augenblick. Im Grunde hatte Chase ja recht. Ob Bluter oder nicht – Vampire zu erschießen, würde sich vermutlich immer ungefähr gleich anfühlen.
    Er hob die Schultern. »Nein«, antwortete er langsam. »Eigentlich nicht.«
    Eine Weile noch sah Chase ihn mit diesem seltsamen Blick an. Dann wischte er sich mit einer nachlässigen Handbewegung die Haare aus dem Gesicht.
    »Tja. Scheint, als hättest du’s begriffen.«
    Red zögerte kurz – und nickte dann. Ja, das hatte er. Er musste nicht einmal fragen, was Chase nun wieder meinte. Red wusste auch so, dass er ihm gerade indirekt auf eine vor Ewigkeiten ausgesprochene Frage antwortete.
    Oder vielmehr endlich feststellte, dass Red die Antwort inzwischen selbst erkannt hatte. Und nicht nur das. Er verstand sie auch, obwohl sie ihn vor wenigen Wochen noch völlig fassungslos zurückgelassen hätte.
    Denn es war nicht so, dass Chase den Grund, aus dem er hier war, nicht nennen wollte. Die simple Wahrheit war, dass er keinen hatte. Keinen anderen zumindest als den, dass er ein leidenschaftlicher Vampirjäger war. Möglich, dass er irgendwanneinen gehabt hatte. Höchstwahrscheinlich sogar, denn etwas musste ihm den Anstoß gegeben haben, sich den
Bloodstalkers
anzuschließen. Aber das spielte für Chase mittlerweile keine Rolle mehr.
    Genau wie für Red. Denn seit er wusste, dass Blue sich nicht in Kenneth aufhielt, gab es keinen konkreten Grund mehr, der ihn dazu antrieb, Vampire zu erschießen – außer der Tatsache, dass er regelrecht süchtig danach war. Es brachte ihn zu keinem Ziel, das war ihm klar. Aber es half ihm, sich lebendig zu fühlen, wo er sonst vor Verzweiflung innerlich starb. Und genau das – dieser übermächtige Drang, diese Sucht nach Lebendigkeit – war der eigentliche Punkt, in dem er und Chase sich ähnlich waren. Sehr ähnlich sogar. Aber das hatte nicht einmal Kris durchschaut.
    Chase grinste schief, als könne er Reds Gedanken lesen.
    »Ganz genau«, sagte er und nickte, obwohl Red gar nichts gesagt hatte. Dann sprang er vom Geländer, um sich neben Red an die Brüstung zu lehnen, während er die Hände in die Taschen seiner noch immer blutverschmierten Hose schob.
    »Bist halt doch anders.«
    Red warf ihm einen verwunderten Blick zu. Ein etwas seltsames Lob, dachte er. Andererseits – was sollte er von Chase sonst erwarten?
    »Anders? Als wer?«
    Chase hob die Schultern und zog spöttisch einen Mundwinkel nach oben. »Wer schon.« Er ließ seinen

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