Die Blutgraefin
drahtige schwarze Haare, die im blassen Sternenlicht wie Metall
glänzten, lange, staksende Beine, die in messerscharfen Klauen endeten, und eine Traube faulig glänzender Augen, die von einer so abgrundtiefen Bosheit und Gier erfüllt waren, dass ein einziger Blick
einem Menschen den Verstand rauben konnte.
Andrejs Verstand weigerte sich zu erkennen, was seine Augen ihm
mitteilten, und die trainierten Reflexe und Reaktionen des Kriegers
gewannen die Oberhand. Er schüttelte sein Entsetzen ab und riss das
Schwert in die Höhe. Das Ungeheuer hockte auf Stanik und drückte
ihn mit vier seiner Beine zu Boden, während seine furchtbaren Fänge
bereits im Sternenlicht aufblitzten, bereit, sich in Staniks Hals zu
bohren. Andrej war zu weit entfernt, um das Ungeheuer rechtzeitig
aufzuhalten.
Er schleuderte sein Schwert.
Die Waffe verwandelte sich in einen silbernen Blitz und grub sich
tief in den vorderen Teil des aufgedunsenen, zweigeteilten Körpers.
Die Kreatur kreischte. Ihre fingerlangen, dolchspitzen Fänge, die
auf Staniks Hals gezielt hatten, rissen Furchen in die Baumrinde unmittelbar neben dessen Gesicht. Ihre zahlreichen Beine peitschten,
trafen den Boden, aber auch Staniks Körper und Gesicht, dann stürzte das Ungetüm kreischend zur Seite und fiel auf den Rücken. Die
Schwertklinge, die seinen Leib durchbohrt hatte, ragte wie eine silberne, von unheiligem, schwarzem Blut besudelte Zunge unmittelbar
unter seinem hässlichen Maul hervor. Die Beine krümmten sich wie
die Finger einer Hand, die sich im Todeskampf zur Faust ballt.
Aber die Bestie starb nicht. Andrej konnte sie spüren. Er spürte ihren Schmerz, die furchtbare Qual, die sie litt, und deutlicher noch
ihre unbändige Wut und ihren Hass auf alles Lebende und Fühlende,
den absoluten Willen, alles, was im Stande war, Gefühle zu empfinden, zu vernichten.
Vielleicht war es dieser Hass, der ihm half, seine Angst zu überwinden. Andrej war nicht sicher, was es war, dem er dort gegenüberstand. Er wollte es nicht wissen. Er wusste nur, dass diese Kreatur
sein Feind war, der Feind jeglichen Lebens, und dass er sie vernichten musste, egal um welchen Preis. Während sich das Ungeheuer
wieder aufrichtete, zappelnd und kreischend, mit seinen zahlreichen
Beinen um sich schlagend, war Andrej mit zwei gewaltigen Sprüngen bei Stanik, fiel neben ihm auf die Knie und riss den Dolch des
Jungen aus dessen Gürtel. Gleichzeitig zog er seinen eigenen Dolch
und drang auf das entsetzliche Geschöpf ein.
Das Monster mochte schwer verletzt sein, aber es war keineswegs
wehrlos. Die beiden Waffen, die Andrej in den Fäusten hielt, schnitten mit einem sirrenden Laut durch die Luft und zielten nach dem
halben Dutzend glotzender Augen. Aber die Kreatur sprang mit einer
blitzartigen Bewegung zurück, stellte sich auf die beiden hinteren
Beinpaare, wodurch sie beinahe so groß war wie er, und schlug mit
vier weiteren, mit messerscharfen Klauen bewehrten Gliedern nach
ihm. Statt die Bestie zu verletzen, schrie Andrej selbst vor Schmerz
auf, als ihre Klauen seine Oberarme und Schultern zerfetzten. Er fiel,
rollte sich blitzartig auf den Rücken und rammte Staniks Dolch tief
in den haarigen Leib des Ungeheuers. Gleichzeitig wurde er erneut
verletzt - eine fingerlange, gekrümmte Klaue grub sich wie glühendes Eisen tief in seinen Körper, aber der Schmerz schien ihm völlig
unwichtig zu sein. Andrej zog vor Schmerzen schreiend die Knie an
den Körper, stieß aber gleichzeitig mit dem anderen Dolch zu, während er Staniks Klinge mit einem harten Ruck in der Wunde herumdrehte. Schwarzes, übel riechendes Dämonenblut sprudelte auf ihn
herab und brannte wie Säure in seinem Gesicht und auf seinen Händen, doch sein Dolch hatte wenigstens zwei der schrecklichen Augen
getroffen und den höllischen Glanz darin für immer zum Erlöschen
gebracht. Das Ungeheuer bäumte sich auf. Aus seinem Kreischen
wurde ein Laut, der Andrejs Schädel zum Zerplatzen bringen wollte,
und es begann in purer Todesangst um sich zu schlagen. Eine seiner
fürchterlichen Krallen traf Andrejs Bein und hinterließ eine tiefe,
heftig blutende Wunde, eine andere schlitzte sein Gesicht auf. Das
Ungeheuer bäumte sich über ihm auf. Der Dolch wurde ihm aus den
Händen gerissen, und die Spitze seines eigenen Schwerts verletzte
Andrej, als er danach zu greifen versuchte, dann stürzte das widerliche Wesen unmittelbar neben ihm in den Schnee.
Andrej warf sich verzweifelt herum, um
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