Die Blutgruft
verschwunden. Jetzt bist du wieder hier. Aber du bist kein Mensch mehr, verdammt. Du bist eine... eine... ich weiß es nicht genau, aber ich kann nicht an Vampire glauben. Noch immer nicht.«
»Ich bin es trotzdem, Don. Du hättest dich anders verhalten sollen, dann wäre dir nichts passiert. Was geht dich die alte Prudomme an? Gar nichts. Aber du bist zu ihr gefahren, und jetzt wirst du deinen Fehler ausbaden müssen.«
»Was wolltest du von ihr?«
Er hörte das Lachen vor der Frage. »Was wollen Vampire schon von den Menschen?«
»Blut...?«
Er wusste es, aber er hatte einfach fragen müssen.
»Genau.« Sie breitete die Arme aus. »Ich habe sie angefallen. Leider hat sie sich gewehrt. Ich bin nicht dazu gekommen, ihr Blut zu trinken. Ich konnte nur daran schlecken und habe deshalb noch immer einen großen Hunger.«
Der Sheriff schloss die Augen. Er sah wieder das Bild der Toten vor sich. Besonders deren Hals oder Kehle. Regelrecht aufgerissen. Deshalb konnte er den Begriff schlecken auf keinen Fall nachvollziehen.
»Sie ist nicht zu einer Blutsaugerin geworden. Das hast du nicht geschafft.« Er schleuderte ihr die Worte förmlich entgegen und erntete keinen Widerspruch.
»Das weiß ich, mein Lieber. Du brauchst es mir nicht zu sagen. Und weil das so ist, werde ich mir meine Nahrung bei dir holen. Alles andere kannst du vergessen.«
Wenn ich jetzt aufhöre zu reden, schoss es Don durch den Kopf, wird sie mich angreifen. Ich muss sprechen. Ich will mehr erfahren und Zeit gewinnen...
»Wieso?«, fragte er krächzend. »Wieso bist du zu diesem Wesen geworden? Wie ist das möglich, verflucht?«
»Ich war da...«
»Wo?«
»In der Blutgruft!«
Er hatte es gehört, aber nicht begriffen, denn mit diesem Wort konnte er nichts anfangen. Klar, es hörte sich schlimm an. Man konnte es eher mit einem Buch- oder Filmtitel vergleichen, aber das hier war die raue Wirklichkeit, er erlebte keinen Film, hier war alles real, und so musste er auch die Blutgruft als real ansehen.
Don machte sich seine Gedanken. Er war hier aufgewachsen, kannte Land und Leute. Er kam viel herum, sprach mit den Bewohnern, erfuhr viel, doch von einer Blutgruft hatte er noch nie in seinem Leben gehört. Dennoch ging er davon aus, dass sie sich in der Nähe befand, gut erreichbar für Jessica Flemming.
Aber nur für sie?
Ihm kamen Zweifel. Es waren noch vier andere Frauen verschwunden, deren Spur man trotz intensiver Suche nicht gefunden hatte. Jetzt glaubte er zu wissen, dass auch die anderen Frauen sich in der Blutgruft eingefunden hatten, ebenso wie Jessica.
»Warum sagst du nichts, Sheriff?«
Don Rifkin musste lachen. Gut klang es nicht. Künstlich hörte es sich an. »Was willst du denn hören? Eine Blutgruft? Verdammt, das kommt mir vor wie ein Film.«
»Es gibt sie.«
»Und wo?«
»Nicht mal weit von hier entfernt. Sie ist großartig, sie ist wunderbar. Es ist noch alles so, wie es einmal gewesen ist und man es beschrieben hat.«
»Wer hat was beschrieben?«
»Die alten Chronisten. Sie haben sich nicht geirrt. Sie schrieben vieles nieder.«
»Und du bist dort gewesen, nicht?«
»Ja.«
»Weiter.«
»Es ist ein Ort, wie ich ihn liebe.«
»Wird man dort zu einem Vampir?« Der Sheriff begleitete die Frage mit einem Lachen.
»Ja, das wird man.«
»Super, echt. Dann gehe ich hinein und warte darauf, dass ich zum Blutsauger werde.«
»So ist es nicht, Sheriff. Denn die Gruft ist nicht leer. Dort wartet er. Der Herr der Meister. Der nicht sterben Könnende. Der ewig leben wird und dessen Aura wir alle verfallen sind.«
»Damit meinst du die Frauen, die ebenfalls verschwunden sind, nicht wahr?«
»Die den Ruf vernommen haben. So wie ich, mein Freund. Seinen Ruf. Er hat uns geholt...«
»Aha...« Don schüttelte den Kopf. »Und wo kann ich diese Blutgruft finden?«
»Das hast du mich schon mal gefragt. Ich werde es dir nicht sagen. Oder erst, wenn du so geworden bist wie ich es schon bin. Es ist nicht schlimm. Ich werde meine Zähne in deinen Hals treiben. Du wirst nur einen kurzen Schmerz verspüren. Danach schon wird dein Blut fließen und von mir getrunken werden...«
Sie sprach noch weiter, aber Don Rifkin hörte nicht mehr zu. Er wollte das nicht. Es ging so an seinem normalen Leben vorbei. Er akzeptierte die Untote, aber er dachte nicht daran, noch länger über sie und die Blutgruft nachzudenken.
Er wollte weg. Er wollte versuchen, sie zu töten, riss den Revolver hoch und zielte diesmal auf das Gesicht.
»Niemals
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