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Die blutige Arena

Titel: Die blutige Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincente Blasco Ibañez
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und Dona Sol betrachteten, deren Schönheit sie mit der Vertraulichkeit andalusischer Galanterie laut rühmten.
    Ein kleines haariges Dreieck ging von Hand zu Hand bis auf den Balkon. Es war ein Ohr des Stieres, welches der Torero als Zeichen, sein Versprechen erfüllt zu haben, überreichen ließ.
    Noch vor dem Ende der Stierkämpfe hatte sich die Nachricht von dem kühnen Verhalten Gallardos durch die Stadt verbreitet. Als der Torero nach Haus kam, erwarteten ihn seine Freunde an der Türe und jubelten ihm zu, als wären sie selbst bei der Veranstaltung dabeigewesen.
    Der Riemer vergaß seinen Groll gegen den Schwager und gab seiner Bewunderung geziemenden Ausdruck. Er verfolgte schon seit längerer Zeit ein bestimmtes Ziel und zweifelte nicht, es zu erreichen, da ja Gallardo mit den vornehmen Kreisen Sevillas so freundschaftlich verkehrte. »Zeig den Ring. Sieh doch Encarnacion, welch prachtvolles Geschenk.« Und der Ring ging von Hand zu Hand, während die Frauen ihn mit Ausrufen der Überraschung bewunderten. Nur Carmen verzog den Mund, als sie ihn sah, und gab ihn ihrer Schwägerin, als ob er ihr die Hand verbrannte.
    Nach diesem Stierkampf begann für Gallardo die Zeit der Reisen. Er hatte mehr zu tun, als in den vergangenen Jahren. Sein Vertreter studierte die Pläne und unterzog sich endlosen Berechnungen, welche seinem Torero als Anhaltspunkte dienen sollten.
    Gallardo eilte von Erfolg zu Erfolg. Niemals hatte ersich so voll Mut gefühlt. Er schien von neuer Kraft beseelt. Vor dem Auftreten befielen ihn quälende Zweifel, eine Unentschlossenheit, welche fast an Furcht grenzte und welche er in seinen früheren Jahren, als er sich noch seinen Namen erwerben mußte, nicht gekannt hatte. Doch kaum stand er in der Arena, da verschwand dieser Druck und er zeigte eine fast wilde Kühnheit, die immer von Erfolg begleitet war.
    Auf diesen Reisen in die verschiedenen Städte Spaniens eilte er von Hotel zu Hotel und die Toreros seiner Cuadrilla begleiteten ihn auch hieher, da er sich von ihnen nicht trennte. Er war in Schweiß gebadet und fühlte die wohlige Ermüdung des Triumphators, wenn er im Galakleide die Glückwünsche der Sachverständigen entgegennahm.
    Und unter den steten Anregungen, die jedes Gespräch über Stiere und Stiergefechte bot, verging die Zeit, ohne daß der Torero oder seine Bewunderer müde wurden, von den vergangenen Veranstaltungen oder von weiter zurückliegenden zu sprechen. Die Nacht kam, Lichter wurden angezündet und man blieb noch beisammen. Die Cuadrilla erwartete in einem Winkel schweigend das Ende dieser Plauderei. Solange der Meister nicht die Erlaubnis gab, durften die »Burschen« nicht zum Essen gehen. Die Picadores, die durch das Gewicht der Eisenschienen an ihren Füßen und infolge der Stürze der Pferde totmüde und erschöpft waren, drehten voll Ungeduld den steifen Biberhut auf ihren Knien. Die Banderillos, welche noch ihr durchschwitztes Seidenkostüm trugen, fühlten quälenden Hunger nach den vielstündigen, ermüdenden Anforderungen des Nachmittags. Sie hatten nur einen Wunsch und warfen den Besuchernwütende Blicke zu. »Zum Teufel mit diesen zudringlichen Kerlen, machen sie denn noch immer nicht Schluß?«
    Endlich wandte sich der Torero zu ihnen. »Ihr könnt gehen!« und die Cuadrilla eilte wie eine losgelassene Schülerschar hinaus, während der Meister noch weiter die Elogen der Sachverständigen entgegennahm, ohne sich an Garabato zu erinnern, der schweigend auf den Augenblick des Auskleidens wartete.
    An Ruhetagen, die ihn die Aufregungen der Gefahren und des Ruhmes vergessen ließen, erinnerte sich der vielgefeierte Held auch an das ferne Sevilla. Von Zeit zu Zeit erhielt er kurze, parfümierte Briefe, die ihm zu seinen Erfolgen Glück wünschten. Ah, wenn er Doña Sol mitgenommen hätte. Auf dieser fortwährenden Hast von einer Stadt in die andere, wo ihn seine Bewunderer bejubelten und sich bemühten, ihm den Aufenthalt so angenehm als möglich zu gestalten, lernte er Frauen kennen und nahm an Festen teil, die man ihm zu Ehren veranstaltete. Von diesen Abenden ging er immer mit weinbeschwertem Kopfe und einer unbestimmten Traurigkeit, welche ihn unglücklich machte, weg. Er fühlte den wilden Wunsch, die Frauen zu mißhandeln. Es war ein unwiderstehlicher Impuls, sich für die Grausamkeit und Launen der einen an anderen ihres Geschlechtes zu rächen.
    Es gab Augenblicke, in denen er seine Gefühle dem Nacional mit jenem impulsiven Trieb der Mitteilsamkeit

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