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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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kalter Schrecken krampfte ihm den Magen zusammen. In den unpersönlichen Buchstaben eines mechanischen Druckers stand da: „Keine Unterlagen über den Gesuchten.“
    Sie nahm die Karte aus Kerwins kraftlosen Fingern.
    „Von einer Maschine können Sie nicht behaupten, daß sie lügt“, sagte sie kalt. „Und jetzt muß ich Sie bitten, daß Haus zu verlassen.“ Klarer als Worte drückte der Ton ihrer Stimme aus, daß man ihn hinauswerfen würde, ginge er nicht freiwillig.
    Kerwin klammerte sich verzweifelt an die Schranke. Er hatte das Gefühl, in einem kalten, unendlichen Raum zu schwimmen. „Bin ich denn – verrückt?“ fragte er verzweifelt, erschüttert. „Gibt es auf Darkover noch ein anderes Raumfahrer-Waisenhaus?“
    Sie sah ihn an, bis der Ärger einer Art Mitleid Platz machte. „Nein, Mr. Kerwin. Warum versuchen Sie’s denn nicht im Zentralbüro des Hauptquartiers, achter Stock? Vielleicht können die Ihnen helfen, falls irgendein Fehler vorliegt.“
    Kerwin schluckte und ging. Achter Stock. Ärzte und Psychologen. Sie hielt ihn also für verrückt.
War er denn wirklich verrückt?
    Er stolperte die Stufen hinunter, in die Kälte hinaus; seine Füße waren taub. Sie logen, sie logen alle…
    Nein. Jeder Irre hielt die anderen für Lügner. Sie – geheimnisvolle, nicht faßbare „sie“ – sie logen.
    Aber, verdammt, verdammt, dachte er verzweifelt und klammerte sich an die Tatsache: Ich habe hier gelebt. In dem Schlafsaal hinter den Fenstern dort oben habe ich geschlafen.
    Am liebsten wäre er nach oben gegangen, um nachzusehen, ob seine Initialen noch zu sehen waren, die er einmal in den Rahmen aus Tallatholz gekerbt hatte, aber er gab den Plan auf. Bei seinem Mißgeschick würde er doch nur auf eine Handvoll Kinder stoßen, und dann geriete er noch in den Verdacht, ihnen etwas antun zu wollen. Er drehte sich noch einmal um und schaute an den weißen Mauern hinauf, hinter denen er seine Kindheit verbracht hatte. Oder irrte er sich?
    Kerwin preßte die Hände an die Schläfen und wühlte in seinem Gedächtnis nach Erinnerungen, aber er sah im Geist nur eine kahle dunkle Halle, einen Himmel, einen Mann in einem Mantel mit großer Kapuze, der stolz einen Gang entlangschritt und dessen flammendes Haar in der Sonne glänzte…. und dann war er im Waisenhaus der Raumfahrer, er spielte, lernte, aß und schlief mit einer Gruppe von Kindern, die blaue Hosen und weiße Hemden trugen. Mit neun Jahren schwärmte er für eine der Pflegerinnen; sie war ein schlankes Darkovaner-Mädchen und hieß – wie hieß sie nur? – Maruca. Sie bewegte sich leise in flachen, weichen Schuhen, ihr weißes Gewand wehte anmutig, wenn sie ging, und ihre Stimme war tief und zärtlich. Sie wühlte in meinem Haar, erinnerte er sich, und einmal, als ich Fieber hatte, setzte sie sich an mein Bett und tätschelte mir die Stirn; und dann sang sie mir mit ihrer weichen, tiefen Stimme ihre fremdartigen Lieder vor… Als er elf Jahre alt war, schlug er einem Jungen namens Hjalmar die Nase blutig, weil der ihm „Tallo“ nachgerufen hatte; man mußte die um sich schlagenden, kratzenden und spuckenden Jungen trennen, die sich gegenseitig die übelsten Schimpfworte an den Kopf warfen. Ein grauhaariger Mann, der in der dritten Klasse Mathematikunterricht gab, versuchte damals, Frieden zu stiften. Ein paar Wochen, bevor man ihn als zitterndes, apathisches Bündel, von Drogen halb bewußtlos, an Bord des Raumschiffes brachte, gab es auch ein Mädchen namens Ivy; er hatte seine Süßigkeiten für sie aufgespart, und sie lächelten einander an, als sie sich unter fallenden Blättern scheu bei den Händen hielten; einmal hatte er sie zu küssen versucht, aber sie hatte das Gesicht weggedreht, und so war sein Kuß auf einer Strähne feinen, weichen, süß duftenden Haares gelandet.
    Nein, niemand konnte ihm erzählen, er sei verrückt. Er würde das tun, was die Frau ihm geraten hatte – zum Hauptquartier gehen; nicht zu den Ärzten und Psychologen, sondern in die Registratur. Dort hatte man vollständige Unterlagen von jedem, der jemals im Dienste des Terranischen Imperiums gestanden hatte. Von jedem.
    Dort mußten sie etwas finden.
Der Mann in der Registratur schien ein wenig erstaunt zu sein, als Kerwin ihn um Nachprüfung bat, und Kerwin konnte ihm das durchaus nicht übelnehmen. Schließlich kam nicht jeden Tag einer zu ihm, um nach seinen Unterlagen zu fragen. Kerwin überlegte krampfhaft, um eine Entschuldigung zu finden.
    „Ich habe

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