Die Blutige Sonne - 14
wie er fiel, dann wußte er nichts mehr.
[3]
Es regnete.
Graues Licht stach ihm ins Gesicht, und jemand stieß gellende Klagerufe aus.
„Ai, ai, ai! Ai, Com’yn!“
Er wurde aufgehoben; wieder fühlte er seinen Schädel bersten, und Jeff Kerwin glitt zurück in die tiefe Bewußtlosigkeit.
Plötzlich schien ein strahlendes weißes Licht tief in die innersten Windungen seines Gehirns. Etwas berührte seinen Kopf; es schmerzte höllisch. Dann brummte jemand: „Ruhig, ganz ruhig.“ Dann nahm man das Licht aus seinen Augen.
Er lag in einem antiseptischen weißen Bett in einem antiseptischen weißen Zimmer, und ein Mann in weißem Kittel und mit einer weißen Kappe beugte sich über ihn. Er trug den Äskulapstab der Terra-Ärzte am Mantelaufschlag.
„Wieder in Ordnung?“
Kerwin wollte schon nicken, aber sein Kopf platzte erneut, und er überlegte es sich noch einmal. Der Arzt reichte ihm einen kleinen Papierbecher mit einer roten Flüssigkeit; sie brannte im Mund und ätzte ihm den Schlund, aber die wütenden Kopfschmerzen ließen nach.
„Was ist passiert?“ fragte er.
„Glücklicherweise haben Sie einen harten Kopf“, antwortete der Arzt tadelnd. „Genausogut könnten Sie jetzt tot sein!“
„Was ist passiert?“ wiederholte Kerwin seine Frage.
Johnny Ellers steckte den Kopf durch die Tür; seine Augen waren blutunterlaufen. „Wie kannst du nur so dumm fragen? Ich bin ganz und gar hinüber – und dich schlägt man zusammen und bringt dich ins Krankenhaus! Dem grünsten Erdenburschen sollte so etwas nicht einmal bei seinem allerersten Raumjob passieren!“
Hatte er also alles nur geträumt? War er in der Altstadt nur überfallen und ausgeplündert worden, und den Rest hatte er geträumt – das bizarre Herumschweifen in dem Darkovaner-Mantel, die Menschen, die ihn mit einem anderen verwechselten? Wunschdenken, hervorgerufen von seiner Sehnsucht, irgendwohin zu gehören?
Hatte er auch das Mädchen Taniquel mit den goldenen Augen nur geträumt?
„Welchen Tag haben wir?“
„Denselben Tag, den Morgen nach der gestrigen Nacht“, antwortete Ellers.
„Wo ist das passiert?“
„Das weiß ich nicht. Anscheinend hat dich jemand gefunden, hat Angst gekriegt, dich zur Ecke des Raumhafenplatzes geschleppt und im Morgengrauen dort liegenlassen.“ Der Arzt ging weg.
Kerwin erschien die Sache viel zu kompliziert, als daß er darüber nachdenken konnte. Er drehte sich um und schickte sich an, weiterzuschlafen. Ragan, das Mädchen aus dem Weinhaus, die aristokratischen Rotköpfe, das alles verschwamm in seinen Träumen, als er einschlief. Hätte er darüber nachdenken können, daß seine Rückkehr einem Versinken in alte Träume gleichkam, dann hätten ihm diese Abenteuer für die nächsten fünfzig Jahre gereicht.
Aber kein boshafter Dämon flüsterte ihm ins Ohr, daß das Abenteuer noch nicht einmal begonnen hatte.
Am nächsten Morgen meldete sich ein sehr ernüchterter Jeff Kerwin im Handelsbüro. Der Legat ließ jede Begeisterung vermissen, als er ihn sah.
„Ich brauche Ärzte und Techniker, und man schickt mir Verbindungsleute! Aber Ihre Schuld ist es ja nicht. Darkover ist kein beliebter Planet, und da schickt man eben her, was man hat. Ich hörte, daß Sie sich tatsächlich hierher gemeldet haben, und das heißt, daß ich Sie vielleicht behalten könnte. Gewöhnlich bekomme ich nur Anfänger, die dann wieder versetzt werden, sobald sie lange genug da sind, um ihre Versetzung beantragen zu können. Ich habe gehört, man hat Sie verprügelt, als Sie allein herumliefen. Das sollten Sie hier auch nicht tun.“
Kerwin mußte schließlich über sein Abenteuer berichten, als er ausgefragt wurde, erwähnte aber die drei Rotköpfe nicht. Er wußte selbst nicht warum; vielleicht des Mädchens wegen.
„Was hat Sie denn so interessiert, Kerwin?“
„Ich bin hier geboren, Sir“, antwortete er kleinlaut. Wenn man ihm den Vorfall zur Last legen und ihn dafür benachteiligen wollte, dann wollte er es sofort erfahren. Aber der Legat sah nur nachdenklich drein.
„Sie haben wahrscheinlich sehr viel Glück gehabt. Darkover ist ein eigenartiger Planet. Ich habe mich nicht hierhergemeldet, verstehen Sie; ich hatte das falsche Parteibuch. Sie brauchen es hier wenigstens nicht als Exil aufzufassen. Und wenn Sie tatsächlich gern hier sind, haben Sie vielleicht sogar eine recht gute Karriere vor sich. Normalerweise bleibt hier niemand länger, als er unbedingt muß.“
„Ich weiß selbst nicht, weshalb
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