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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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er. „Sie haben die fixe Idee, daß jemand gegen Sie ist, daß wir alle ein Komplott geschmiedet haben, damit Sie nicht erfahren, was Sie wissen wollen – so ist es doch?“
    „Es klingt so verdammt logisch, wenn Sie sagen, was Sie davon halten.“
    „Na, schön“, meinte der Legat. „Dann sagen Sie mir doch, warum sich auch nur ein Mensch die Mühe machen sollte, ein Komplott gegen Sie zu schmieden. Gegen einen kleinen Angestellten im Dienst von Darkover, den Sohn – wie Sie geltend machen – eines gewöhnlichen Raumfahrers? Erzählen Sie mir, weshalb Sie sich für so wichtig halten! Und dann fragen Sie sich selbst, ob Sie nicht an Größenwahn leiden.“
    Kerwin machte eine hil flose Handbewegung. Was konnte er schon dazu sagen? Und schließlich – hatte er denn Beweise?
Weshalb sollte die Frau im Waisenhaus ihn belogen haben? Sie selbst hatte doch betont, daß sie sich bemühten, den Kontakt mit „ihren Buben“ aufrechtzuerhalten.
    Hatte er zu sehr an vage, traumähnliche Erinnerungen geglaubt? Hatte er der zufälligen Ähnlichkeit mit den drei Rotköpfen, die ihm nun auch wie ein Traum erschien, zuviel Wert beigemessen? Hatte er die ganze Geschichte nur auf seinen eigenen Wunschträumen aufgebaut? Er hörte Johnny Ellers’ spottende Worte von damals, in der ersten Nacht hier, in der Bar: „… daß du der verlorene Sohn bist, der Erbe des Hohen Herrn Sowieso…“
    Er seufzte, dann gab er Traum und Erinnerung auf.
    „In Ordnung, Sir“, sagte er. „Ich gebe auf. Vielleicht haben Sie recht. Vielleicht habe ich zuviel hinter allem gesehen. Ich wollte nicht…“
    „Sie werden keine Möglichkeit dazu haben“, antwortete der Legat kalt, „denn Sie werden nicht mehr hierbleiben.“
    „Ich…“ Etwas stach ihm wie ein Messer ins Herz. „Ich werde nicht hierbleiben?“
    Der Legat nickte grimmig. „Die Stadtverwaltung hat Sie als persona non grata auf die Liste gesetzt“, erklärte er. „Wir haben eine Art Abkommen mit ihr. Und selbst wenn sie das nicht getan hätte – nun, unsere Politik geht dahin, daß wir vom Imperium uns alle jene Leute besonders genau anschauen, die sich zuviel in die Angelegenheiten der Einheimischen mischen.“
    Kerwin hatte das Gefühl, er sei von einer Axt getroffen worden. Bewegungslos stand er da, sein Gesicht war leichenblaß, sein Körper fühlte sich eisig, kalt, fast leblos an. „Was meinen Sie damit?“ fragte er mühsam.
    „Ich will damit sagen, daß ich Sie zur Versetzung vorgemerkt habe“, antwortete der Legat. „Sie können es wenigstens so nennen, wenn Sie wollen. Mit anderen Worten: Sie haben Ihre Nase in zu viele Darkovaner Angelegenheiten gesteckt, und wir sehen uns gezwungen, Sie sehr nachdrücklich daran zu hindern, es weiterhin zu tun. Damit sind Sie also entlassen, Kerwin. Ich habe Ihr Versetzungsgesuch unterschrieben, und ich fürchte, Sie werden mit dem nächsten Raumschiff abreisen müssen.“
    Kerwin öffnete den Mund, schloß ihn dann aber wieder. Er klammerte sich an die Tischkante, um Halt zu finden; er fürchtete, sonst zu fallen. „Das heißt also, daß ich abgeschoben werde? Aus Darkover hinausgeworfen?“ stotterte er mühsam.
    „So ungefähr“, bestätigte sein Vorgesetzter. „Praktisch ist es natürlich nicht ganz so schlimm. Sie haben gute Zeugnisse, und von mir bekommen Sie eine gute Empfehlung mit. Innerhalb bestimmter Grenzen können Sie jede gewünschte Stellung in Ihrem Fach haben, wo gerade etwas frei ist. Sehen Sie sich die Tafel unten genau an.“
    „Aber, Sir, Darkover…“, hörte sich Kerwin durch einen dicken Kloß in seiner Kehle sagen, aber dann schwieg er. Es war seine Heimat. Es war die einzige Welt, auf der er leben wollte.
    Der Legat schüttelte den Kopf, als könne er Kerwins Gedanken lesen. Er sah müde aus, abgekämpft. Er war ein alter, müder Mann, er kämpfte mit einer Welt, die zu kompliziert war für ihn, einer Welt, an der er keinen Anteil hatte. „Tut mir leid, mein Sohn“, sagte er fast freundlich. „Ich glaube, ich weiß genau, wie Ihnen zumute ist. Aber ich habe meine Aufgabe zu erfüllen, die mir nicht sehr viel Bewegungsfreiheit läßt. So ist es eben. Sie werden also mit dem nächsten Schiff abreisen – und keine Möglichkeit haben, jemals hierher zurückzukehren.“ Er stand auf. „Es tut mir leid“, wiederholte er und streckte Kerwin die Hand entgegen, die dieser aber nicht ergriff. Das Gesicht des Legaten verhärtete sich. „Sie sind vom Dienst suspendiert, bis Sie abreisen. Innerhalb

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