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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Übergangslos war Kerwin wieder er selbst, die anderen standen in Gruppen um ihn und waren nicht mehr nur eine unfaßbare geistige Berührung, sondern einzelne Menschen.
    „Avarra! Das ist eine Barriere!“ Rannirl p fiff durch die Zähne. „Wenn wir sie jemals ganz herunterbekommen, Kerwin, dann wirst du ein verflixt guter Mechaniker – falls es uns gelingt; was ich bezweifle.“ Er sah düster drein.
    Kerwins Kopf war noch immer eine feurige Masse. „Du glaubst, ich habe nicht…?“ fragte er.
    „Wir sind teilweise fertig“, sagte Elorie. Sie sprach noch weiter, aber die Worte hatten plötzlich keinen Sinn mehr. Kennard warf Kerwin einen raschen Blick zu. Er sagte etwas, aber Jeff hörte nur ein Geräusch; er verstand nichts und schüttelte nur den Kopf.
    „Sind die Kopfschmerzen jetzt besser?“ fragte Kennard in Cahuenga.
    „Ja, sicher“, murmelte Kerwin. Sie waren aber noch nicht vergangen, sondern schlimmer geworden. Kennard führte Jeff zu einem großen Stuhl. „Bringe Tani hierher, schnell!“ hörte er eine Stimme sagen.
    Kerwin sprach nichts; er konnte nicht. Er schwang wie ein riesiges Pendel hin und her, schneller, immer schneller, in einem Pendelschlag quälender Pein. Elorie sagte etwas zu ihm, aber er verstand kein Wort. Selbst Kennards Stimme war eine unbestimmbare Verschmelzung sinnloser Silben. Austers Worte hoben und senkten sich in einer ihm unbekannten Sprache. Dann war Taniquel da, ein grauer Schimmer schien sie zu umgeben. Mit einem kleinen Schrei fiel sie neben Kerwin auf die Knie. Kerwin konnte sie fast nicht erkennen.
    „Jeff, hörst du mich?“
    In der Unvernunft des Schmerzes dachte Kerwin, sie schreit mir ja ins Ohr, wie kann sie nur. Wenn sie mich nur in Ruhe ließen.
„Jeff, sieh mich an. Bitte, sieh mich an. Laß…“
    „Nein“, murmelte er erschöpft. „Nicht mehr. Für eine Nacht reicht es.“
    „Bitte“, drängte Taniquel. „Ich kann dir nicht helfen, wenn du mich nicht läßt.“ Er fühlte ihre heiße Hand schmerzhaft auf seinem dröhnenden Kopf. Unruhig bewegte er sich hin und her und versuchte, sie abzuschütteln; sie war wie heißes Eisen.
    Dann, langsam, ganz langsam, verließ ihn der Schmerz, als ob eine übervolle Ader angestochen worden sei. Von Sekunde zu Sekunde wurde die Pein weniger quälend, bis er schließlich das Mädchen klar erkannte und sein Atem in ein rauhes Wimmern überging. Er setzte sich auf, die Kopfschmerzen waren nur noch ein schwaches Klopfen am Grund seines Gehirns.
    „Gut“, sagte Kennard leise. „Es ist kein großer Trost im Augenblick, aber du wirst schließlich damit fertig werden, Kerwin. Ich glaube es wenigstens.“
    „Das ist doch die ganze Mühe nicht wert“, knurrte Auster.
    „Das habe ich verstanden“, antwortete Kerwin, und Auster machte eine überraschte Bewegung. Kennard nickte in grimmiger Befriedigung.
    „Siehst du“, stellte er fest, „das habe ich dir gesagt. Es hat geholfen.“ Er seufzte schwer.
    Kerwin stand mühsam auf und klammerte sich am Stuhl fest. Er hatte das komische Gefühl, durch eine Wringmaschine gedreht worden zu sein, aber er verspürte gleichzeitig einen fast schmerzhaften Frieden.
    Taniquel war grau und erschöpft zusammengesunken. „Mach dir keine Sorgen, Jeff, bat sie müde und hob den Kopf. „Ich bin froh, daß ich etwas für dich tun konnte.“
    Mesyr stand unter der Tür; auch sie sah müde aus, wenn auch gleichzeitig zufrieden. Corus lächelte mühsam, und es ergriff Kerwin, daß dieses Kind seinetwegen geweint hatte. Selbst Auster war freundlich zu ihm. „Das gebe ich zu: du bist einer von uns. Du kannst es mir zwar nicht übelnehmen, daß ich daran gezweifelt habe, aber trage es mir nicht nach.“
    Kennard hatte den Arm um Kerwins Schulter gelegt; Elorie stand auf den Fußspitzen, und voller Verwunderung spürte er ihre kühlen
    Lippen wie zarte Seide auf seinen Wangen. Rannirl hängte sich bei ihm ein, als sie über die Treppe zur Halle hinabstiegen. „Diesmal können wir uns selbst aussuchen, was wir trinken wollen“, meinte er lachend. Plötzlich verstand Kerwin; er war durch die letzte Feuerprobe gegangen. Taniquel hatte ihn schon vorher akzeptiert, aber jetzt war er vorbehaltlos von allen aufgenommen. Er, der niemals irgendwohin gehört hatte, war überwältigt von der Erkenntnis, wie tief er diesen Menschen verbunden war. Taniquel setzte sich auf die Armlehne seines Stuhls; Mesyr fragte ihn, was er essen oder trinken wolle. Es war wie eine Geburtstagsfeier.
    Einmal im

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