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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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abgeschoben wurde, einen besseren Posten.
    »Ich lege Berufung ein«, sagte er schließlich. Das Schweigen des Kommunikators ließ ihn an hastig suchende Computer denken, die unter den verschiedenen Kodes den einen aussortierten, der eine Weiterführung des Gesprächs ermöglichte.
    »Bitte geben Sie bekannt, auf welche juristischen Grundlagen sich Ihr Berufungsantrag stützt«, sagte die Stimme, und Kerwin dachte schnell nach. Er war in Rechtsfragen nicht bewandert. »Ich erhebe Anspruch auf die darkovanische Staatsangehörigkeit«, erklärte er, »und ich bestreite das Recht des Rats, mich zur persona non grata zu erklären.«
    Wahrscheinlich nützte ihm das gar nichts, dachte er, während die Tonbandstimme des Kommunikators seine Worte geduldig wiederholte. Kerwin wußte nicht, ob es sich immer noch um die alte Erklärung zur persona non grata handelte, wegen der er aus dem HQ geflohen war, oder um eine neue, vom Rat abgegeben, nachdem er Arilinn verlassen hatte. Er konnte sich nicht recht vorstellen, daß es dem Arilinn-Turm so schnell gelungen sein sollte, Hastur zu erreichen und ihn zu überreden, eine neue Verfügung zu erlassen. Jedenfalls gewann er dadurch Zeit. Aber wenn Arilinn das geschafft hatte, stand keine Menschenseele auf Darkover mehr zwischen ihm und der Deportation.
    Vielleicht würde Kennard ihm helfen … wenn er Kennard erreichen könnte. Aber Kennard war in Arilinn, weit weg von hier. Und so sehr er mit Jeff und Elorie sympathisieren mochte, sein Eid band ihn an Arilinn.
    Und keine seiner Fragen würde jemals beantwortet werden. Er würde nie erfahren, wer Cleindori gewesen war oder warum sie hatte sterben müssen oder warum sie Arilinn verlassen hatte. Er würde die Geheimnisse seiner eigenen Kindheit niemals aufklären.
    Elorie erhob sich und kam zu ihm. »Ich könnte – vielleicht – durch die Barriere in deinem Gedächtnis gelangen, Jeff. Kennard sagte, du habest eine phantastisch starke Abschirmung. Das war ja der Grund, warum er die Blockierung in deinem Gehirn zuerst nicht entdeckte. Nur … Jeff, warum willst du es wissen? Wir sind fertig mit den Comyn und werden Darkover wahrscheinlich für immer verlassen. Was kommt es dann noch darauf an? Die Vergangenheit ist tot.«
    Einen Augenblick lang war er sich nicht sicher, ob sie nicht recht habe. Dann sagte er: »Elorie, mein ganzes Leben lang bin ich davon beherrscht worden – von diesem unwiderstehlichen Zwang, nach Darkover zurückzukehren. Es war eine Besessenheit, ein Hunger. Ich hätte mir auf anderen Welten ein Leben aufbauen können, aber immer dachte ich nur an Darkover. Darkover rief mich. Jetzt frage ich mich allmählich, ob das wirklich von mir ausging – oder ob ich herumgestoßen wurde und der Anfang dazu in der Zeit verborgen liegt, an die ich mich nicht erinnern kann.«
    Er sprach nicht weiter, aber er wußte, Elorie folgte seinen Gedanken. Wenn seine Sehnsucht nach Darkover nicht echt war, sondern nur ein ihm von außen eingepflanzter Zwang, was war er dann? Eine leere Form, ein Werkzeug, eine Zeitbombe ohne eigenen Verstand, eine programmierte Maschine, nicht lebendiger als die mechanische Tonbandstimme des Kommunikators? Was war er?
    Elorie nickte verstehend. »Dann werde ich es versuchen«, versprach sie. »Später. Nicht jetzt. Ich bin immer noch müde von der Illusion. Und …« – sie lächelte schwach – »… hungrig. Können wir in diesem Hotel oder in der Nähe etwas zu essen bekommen, Jeff?«
    Jeff wußte ja, wieviel Kraft die Matrix-Arbeit verschlang. Er führte Elorie in eins der Raumhafen-Cafés, wo sie eine ihrer enormen Mahlzeiten zu sich nahm. Dann gingen sie ein bißchen in der Terranischen Zone spazieren, und Jeff ließ es sich angelegen sein, ihr verschiedene Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Aber ihm war klar, daß sie Elorie nicht mehr interessierten als ihn.
    Keiner von beiden sprach über Arilinn, doch Jeff wußte, daß ihre Gedanken ebenso wie seine ständig dorthin zurückwanderten. Was bedeutete dieser Fehlschlag für Darkover und für die Comyn ?
    Sie hatten den Vertrag soweit erfüllt, daß sie die Erzlager lokalisiert und das Metall gereinigt hatten. Aber der eigentliche Abbau war noch nicht erfolgt, diese große Operation, das Metall an die Oberfläche des Planeten zu heben.
    Einmal sagte Elorie, als sei es ihr zufällig eingefallen: »Vielleicht machen sie es mit einem Mechanikerkreis. Rannirl kann die meiste Arbeit mit den Energonen übernehmen. Jeder halbwegs gute Techniker kann einen

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