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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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du dir vorstellen, wieviel Inzucht hier bei nur sechs Telepathen-Familien herrscht?«
    »Du meinst, daß ihr normalerweise nur innerhalb eurer Kaste heiratet? Nur unter Telepathen?«
    »Nicht immer. Nicht … aus Prinzip«, antwortete Kennard. »Doch wenn man Telepath ist und in den Türmen isoliert lebt, nur mit Menschen der eigenen Art zusammen – das ist wie eine Droge.« Seine Stimme war nicht ganz fest. »Es macht einen völlig ungeeignet für … für den Kontakt mit Außenseitern. Du versinkst völlig im eigenen Element, und wenn du nach oben kommst, um Luft zu schöpfen, stellst du fest, daß du normale Luft gar nicht mehr atmen kannst. Du erträgst die Gegenwart von Außenseitern nicht mehr, von Leuten, die nicht auf deine Gedanken eingestimmt sind, die … die deine Gedanken anrempeln. Du kannst ihnen nicht nahekommen, sie kommen dir nicht ganz wirklich vor. Oh, nach einer Weile schleift sich das ab, sonst könntest du überhaupt nicht außerhalb eines Turms leben, aber … aber es ist eine Versuchung. Nichttelepathen kommen dir wie Barbaren oder wie seltsame Tiere vor, fremd, verkehrt …« Sein Blick verlor sich in der Ferne. »Es verdirbt dich für jede Art von Kontakt mir normalen Menschen. Mit Frauen. Ich könnte mir vorstellen, daß selbst du Schwierigkeiten mit Frauen gehabt hast, die … die deine Gefühle und Gedanken nicht teilen können. Nach zehn Jahren in Arilinn kommt es einem vor, als … als solle man mit einem wilden Tier ins Bett gehen …«
    Das Schweigen zog sich in die Länge, während Kerwin darüber nachdachte, über dies merkwürdige Gefühl, sich fremd, anders vorzukommen, das zwischen ihm und jeder Frau, die er je kennenlernte, gestanden hatte. Als müsse es mehr geben, etwas Tieferes als auch das intimste Beisammensein …
    Kennard rief sich in die Wirklichkeit zurück. Er erschauerte leicht, und seine Stimme klang rauh.
    »Jedenfalls macht sich die Inzucht bei uns seelisch noch stärker bemerkbar als körperlich, und das kommt von dieser Unfähigkeit, Außenseiter zu tolerieren. Und körperlich ist die Sache schon schlimm genug; es sind da ein paar sehr seltsame rezessive Eigenschaften zum Vorschein gekommen. Einige der alten Gaben sind aus unserer Rasse schon so gut wie hinausgezüchtet; ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht mehr als einen oder zwei Katalysator-Telepathen gesehen. Das ist die alte Ardais-Gabe, aber Dom Kyril hatte sie nicht, oder wenn doch, lernte er nie, sie anzuwenden, und er ist so verrückt wie ein Banshee beim Geisterwind. Bei den Aillards hat sich die Gabe an das Geschlecht gebunden. Sie zeigt sich nur bei Frauen; die Männer haben sie nicht. Und so weiter und so fort … Wenn du etwas über Genetik lernst, wirst du verstehen, was ich meine. Ein rigoroses Kreuzungsprogramm könnte uns noch retten, aber die meisten von uns wären dazu nicht fähig. Deshalb …« Er zuckte die Schultern. »In jeder Generation werden weniger Kinder mit den alten Laran -Gaben geboren. Mesyr erzählte es dir: Es hat hier in Arilinn einmal drei Kreise gegeben, jeder mit seiner eigenen Bewahrerin. Wir hatten einmal mehr als ein Dutzend Türme, und Arilinn war nicht der größte. Heute – na ja, drei andere Türme arbeiten mit einem Mechaniker-Kreis. Wir sind der einzige Turm, der eine voll qualifizierte Bewahrerin hat. Und das bedeutet, daß Elorie buchstäblich die einzige Bewahrerin auf Darkover ist. Unter den Comyn und den mit uns blutsverwandten geringeren Adligen findet man in jeder Generation kaum genügend Menschen, um die Türme am Leben zu erhalten. So gibt es unter den Comyn zwei verschiedene Einstellungen.« Er sprach jetzt heftiger, ohne die frühere Distanziertheit. »Die eine Partei ist überzeugt, wir sollten unsere alten Sitten aufrechterhalten, solange wir es noch können, uns jeder Änderung widersetzen, bis wir aussterben, was in einer oder zwei Generationen unvermeidlich der Fall sein wird. Dann käme es sowieso nicht mehr darauf an, aber wenigstens würden wir bleiben, was wir waren. Andere treten dafür ein, da Veränderungen unabwendbar oder zumindest die einzige Alternative zum Tod sind, sollten wir uns mit erträglichen Veränderungen abfinden, bevor uns die unerträglichen aufgezwungen werden. Diese Leute behaupten, jeder mit einer Spur von Laran könne in der Matrix-Wissenschaft unterrichtet werden, ebenso wie ein Comyn -Telepath. Ein paar Vertreter dieser Partei hatten vor einer Generation Macht in Händen, und in diesen wenigen Jahren entstand

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